Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Dr. Nina Adam Die Aktivist:innen der Letzten Generation haben sich nicht zusammengeschlossen, um sich selbst zu bereichern — im Gegenteil, sie treten ein für unser aller Recht auf einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. Sie als „kriminelle Vereinigung“ einzustufen, untergräbt das Vertrauen in den Rechtsstaat und erweckt den Eindruck, von politischem Engagement soll gezielt abgeschreckt werden. Einzelne strafrechtlich relevante Aktionen zu verfolgen ist natürlich in Ordnung, aber eine Gruppierung zu kriminalisieren, die dankenswerterweise völlig uneigennützig auf eklatante Missstände hinweist, ist schlichtweg falsch.
Torsten Schnier ich möchte mich zu Verfahren gegen Mitglieder der "Letzten Generation" äußern. Ich selbst habe ein Kind und arbeite jeden Tag mit Kindern in Kitas und Grundschulen. Es kommt immer wieder vor, dass die älteren Kinder über die Klimakatastrophe reden wollen und ich versuche ihnen mein Wissen dazu mitzuteilen.
Aus Neugierde und Interesse, auch im Namen der vielen Kinder, war ich letztens bei einer "ungehorsamen Versammlung" der Letzten Generation. Ich stand auf den Gehweg und wurde plötzlich von sehr vielen Polizisten eingekesselt und musste zwei Stunden im Regen ausharren.
Ich war sehr überrascht, mit welcher Konsequenz und Geschwindigkeit ich plötzlich "kriminell" geworden bin.
Soll das die Antwort sein, die ich den Kindern gebe: Wer sich FÜR die Zukunft einsetzt ist kriminell?

Ich denke es gibt viele Beispiele dafür, das die Zerstörung der Umwelt und unser aller Zukunft gegen Gesetze verstößt. Dieselbe Konsequenz und Schnelligkeit der Justiz würde ich mir auch dort wünschen. Vor dem Gesetz sind doch alle gleich.

Sich FÜR einen Polikitkwechsel einzusetzen und dadurch die Gesellschaft aufzurütteln, um die schlimmsten Gefahren für den sozialen Frieden, die Demokratie und Zukunft an sich zu verhindern, sollte meiner Meinung nach nicht strafrechtlich verfolgt werden!


Kerstin Klein die letzte Generation führt den Widerstand aus, den so viele sich selbst nicht zu leben wagen. Auch ich.
Ich bin stolz darauf, dass es junge Menschen gibt, die die Konsequenzen einer fossilen Industrie verstehen und dagegen kämpfen.
Die letzte Generation ist keine terroristische Vereinigung, es handelt sich bei ihren Aktionen um friedlichen Protest. Dass unsere Gesellschaft diese Formen als terroristisch wahrnimmt, ist absurd.

In vermutlich nicht allzu ferner Zukunft werden wohl alle verstehen, dass der Protest gerechtfertigt war und wie dumm wir alle waren, nicht mehr getan zu haben.
Maria Heuvelmann ich möchte mich hiermit gegen die Einordnung der Klima-Aktivisten als kriminelle Vereinigung aussprechen - erst recht, weil ich diesen Paragraphen schon sehr lange für sehr zweifelhaft halte (auch in den 80er Jahren wurde immer wieder versucht, feministische, pazifistische, antifaschistische und Anti-AKW- AktivistInnen mundtod zu machen). Solche Aktionen sind zwar unbequem und sollen aufrütteln, aber sie bringen niemanden bewusst zu Schaden. Zudem sind die Aktionen einem höheren gemeinschaftlichem Ziel untergeordnet und dienen nicht etwa dem Eigennutz. Damit fallen die Aktionen in die Kategorie „ziviler Ungehorsam“. Und der ist wichtig. Wie sonst soll man sich einsetzen gegen ungerechte Gesetze und für langfristigen Natur- und Klimaschutz? Die Mühlen der Gesetze mahlen oftmals zu langsam, die Zeit haben wir nicht mehr im Klima- und Naturschutz.
Ziviler Ungehorsam hat eine lange und rühmliche Geschichte. Erstmals rief der Philosoph Henry David Thoreau im Jahr 1849 dazu auf, keine Steuern mehr zu zahlen, bis die USA ihren Expansionskrieg gegen Mexiko einstelle und zudem die barbarische Sklavenhaltung abschaffe. Später rief Indiens Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi zum Boykott gegen die Produkte der Briten auf, um sein Land von deren Herrschaft zu befreien. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt hat den zivilen Ungehorsam als politische Handlungsform verteidigt, ebenso Jürgen Habermas, der ihn als Zeichen einer gefestigten Demokratie verstand.
Die Methoden des zivilen Ungehorsams sind unterschiedlich. Auch das Festkleben auf Straßen ist Ausdruck eines Aufbegehrens gegen die herrschende Gesetzgebung und gehört somit dazu.
Der zivile Ungehorsam der meist jungen Aktivisten kostet Mut. Wir sollten die Beteiligten nicht kriminalisieren und sie nicht mit Strafen mundtot machen, – sondern vielmehr ihre Botschaft ernst nehmen, ihnen zuhören, endlich gemeinsam nach Lösungen suchen und diese auch verbindlich umsetzen.