Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Katharina Khodami Ich nehme Stellung zu Ihrem Versuch, die Letzte Generation als kriminelle Vereinigung einzustufen, indem ich Carola Rackete zitiere: "Ein Einsatz von §129 gegen Klimaaktivisten ist übertrieben und steht in keinem Verhältnis zu den Aktionen. Bei den Aktionen handelt es sich um zivilen Ungehorsam, ähnlich wie beim Großteil der Bauernproteste, die diese Art der politischen Verfolgung nicht erfahren. Eine politische Motivation der Behörden erscheint daher naheliegend.

Mehr Klimaschutz ist dringende Voraussetzung für das Überleben zahlreicher Spezies, nicht zuletzt der menschlichen. Dies belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien und doch werden entsprechende UN Abkommen von der Bundesregierung vollkommen unzureichend umgesetzt. Ziviler Ungehorsam mit dem Ziel des Klimaschutzes ist im Interesse von uns allen.

Die Strafverfolgungsbehörden wären daher besser beraten, sich auf untergetauchte Rechtsterroristen zu konzentrieren, wie etwa das Umfeld des NSU, und ein Verbot der AfD zu prüfen. Denn diese gefährden tatsächlich die Demokratie und unsere Grundordnung."

Der Einsatz der Letzten Generation immer unter Respekt für unsere Demokratie darf nicht unter Strafe fallen.
Ihr Handeln für eine bessere, lebenswerte Zukunft darf nicht bestraft werden.
Der Einsatz für das Leben unserer Kinder und Kindeskinder darf nicht mit Freiheitsstrafen und der Verletzung des Rechtes auf Privatsphäre strafrechtlich verfolgt werden.
Jan Wächtler Ich möchte zum laufenden Ermittlungsverfahren der StA Neurupping (und München) gegen Mitglieder der "Letzten Generation" Stellung nehmen.

Mir erschliesst sich eine mögliche Begründung für eine Verfolgung nach §129 nicht.

Eine kriminelle Vereinigung ist definiert als eine Vereinigung, deren "Zweck oder Tätigkeit auf die Begehung von Straftaten gerichtet ist". Davon kann im Fall der "Letzten Generation" keine Rede sein:
- der Zweck ist vielmehr der Schutz grundgesetzlich verankerter und garantierter Staatsziele (Klimaschutz), die die Vereinigung durch die aktuelle Klimapolitik nicht ausreichend geschützt sieht
- auch die Tätigkeit, durch die die "Letzte Generation" hauptsächlich bekannt geworden ist (Blockade-Aktionen von Strassen) passen nicht zu einer kriminellen Vereinigung. Ob es sich bei den Blockaden tatsächlich um strafbewehrte Nötigung handelt, wird gerichtlich derzeit unterschiedlich bewertet. Die "Letzte Generation" hat diese Aktionen inzwischen auch eingestellt und setzt nun auf andere Protestformen. Dies zeigt - unabhängig von einer Strafbarkeitsbewertung -, dass diese Tätigkeiten nur "von untergeordneter Bedeutung" waren und nach §129(3)2 dementsprechend §129(1) nicht anwendbar ist.

Es drängt sich für mich der Verdacht auf, als ob die Staatsanwaltschaft den Schutz der Gesellschaft vor kriminellen Vereinigungen nur als Vorwand benutzt, um unbequeme und störende Aktionen, die das peinliche Versagen der bundesdeutschen Klimapolitik anprangern, scheinbar rechtmäßig unterbinden zu können.
Alexa Hempel, Grundschullehrerin & ehem. Klimafolgenforscherin die Menschen der Letzten Generation haben uns alle viele Nerven gekostet - auch UmweltschützerInnen und KlimaaktivistInnen. Aber sie haben auch viel erreicht. Sie haben den Klimaschutz, der von der Vorgängerregierung komplett ignoriert wurde und auch von der aktuellen Regierung kaum Beachtung fand, wieder zu einem Kernthema der Gesellschaft gemacht. Ihre Aufgabe als RichterIn wird sein, eine Antwort auf die Frage zu finden: Mit welchen Mitteln hätten sie das tun können, wenn nicht mit den genutzten? Der Klimawandel bedroht unsere Gesellschaft, unsere Kinder, unsere Enkel. Haben wir nicht die Pflicht sie zu schützen? Was dürfen Bürger tun, um sich gegen untätige Politiker und profitorientierte und äußerst einflussreiche Firmen und Kartelle zu stellen? Wie kann man die normalen BürgerInnen aufklären und aktivieren, die von den Herausforderungen des Lebensalltags eingenommen, angesichts der drohenden Katastrophe lieber weg- als hinschauen?
Sie wissen - genauso wie ich - dass die Zeit der großen FFF-Demonstrationen nach Corona vorbei war. Auf diesem Weg konnte diese Bewegung in den letzten Jahren nichts mehr erreichen.
Wir verdanken den jungen Menschen der Letzten Generation sehr viel und ich habe angesichts ihrer Gewaltlosigkeit, ihrer Selbstlosigkeit, ihrer Beharrlichkeit und ihrer Bereitschaft mit jeder/m ins Gespräch zu gehen, den allergrößten Respekt.
Dieses Verfahren darf nicht ohne Berücksichtigung der Motivation betrachtet werden. Wenn die Politik eine drohende Katastrophe ungeahnten Ausmaßes ignorieren kann und unsere Verfassung der Bevölkerung keine Möglichkeiten gibt, sich dagegen aufzulehnen, müssen wir hinterfragen wie demokratischen unser politisches System noch ist.
Sarah-Milena Daiker Es macht mich zutiefst besorgt, dass einige Menschen, die sich für den Erhalt unserer Welt einsetzen, unter dem Verdacht stehen, eine kriminelle Vereinigung zu bilden.

Es erschüttert mich, das ein demokratisches Land nicht in der Lage ist, ein sehr wichtiges Element der Demokratie, den Protest bestimmter politischer Gruppen, in die politische Landschaft integrieren zu können. Es widerspricht völlig meinem Verständnis von Demokratie. Es macht mir Angst, wohin das führen wird, wenn wir jetzt schon mit dem Erstarken der Rechten Kräfte kämpfen und gleichzeitig die Legitimation verlieren, uns auf den Straßen für den Erhalt der Lebensgrundlagen für uns, unsere Kinder und unsere Enkel einsetzen zu können.

Ich hoffe sehr, das in diesem Prozess die guten demokratischen Werte, die die Spannung einer nicht homogenen Gesellschaft aushalten kann, siegen werden!