Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Barbara Kurzeck Was braucht Mensch zum Leben? saubers Wasser, Luft zum Atmen, gesunde Böden, damit Pflanzen wachsen und Mensch und Tier zu essen haben. Es kann nicht sein, dass Menschen, die sich für den Erhalt dieser Lebensgrundlagen (Gemeingüter) einsetzen, kriminalisiert werden, weil große Unternehmen diese Lebensgrundlage ursurpieren und buchstäblich verbrennen wollen für den Profit weniger. Arbeitsplätze? Zu Löhnen, die den steigenden Lebenshaltungskosten ständig hinterherlaufen.
Gabriele Bierdimpfl, Dipl.Soz.Päd. ich bin zutiefst besorgt, eine derartige Bedrohungen gegen Umweltschützer in Deutschland, mitzuerleben!

Hier haben sich Menschen zusammengetan haben, um in der Krise gemeinsam etwas zu verändern. Dies ist durch die Grundrechte auf Vereinigungsfreiheit und Versammlungsfreiheit (Art.9 und Art.8 GG) geschützt!
Wenn Sie zu dem Schluß kommen, dass es sich hier um eine „kriminelle Vereinigung“ (einen auf längere Dauer angelegten organisierten Zusammenschluss von mehr als zwei Personen, die, um sich unmittelbar oder mittelbar einen finanziellen oder sonstigen materiellen Vorteil zu verschaffen, in Verabredung handeln, um Straftaten zu begehen), frage ich Sie, worin der finanzielle oder sonstige materielle Vorteil besteht?
Wir sollten glücklich und froh sein, dass es junge Menschen gibt, die ihre Rechte wahrnehmen und auf die Straße gehen! Und endlich handeln! Und eigentlich keine Angst haben dürften, so wie dies in anderen Ländern üblich ist, dafür ins Gefängnis gehen zu müssen.
Ich persönlich halte Ihr Vorgehen in diesem Verfahren für eine Gefahr für die engagierte Zivilgesellschaft und unsere Demokratie allgemein und kann nur hoffen, dass diese engagierten jungen Menschen sehr gute Anwälte und Richter haben, die dies nicht zulassen.
nur für die StA sichtbar ich hoffe, Sie können mir zustimmen, dass die Klimakrise ein riesiges Problem der heutigen Zeit darstellt, was entschlossen angegangen werden muss und von allen Beteiligten (d.h., allen Weltbürger*innen) großen Einsatz erfordert. Die Berichte des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) zeigen immer wieder eindrucksvoll, dass sich das Handlungsfenster zunehmend schließt, dass wir alle nutzen müssen, um eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten für kommende Generationen zu sichern. Als promovierte Naturwissenschaftlerin mache ich mir besondere Sorgen, dass klimarelevante Kipppunkte und andere fachlich komplizierte und manchmal schwer erklärbare Modellierungen in unserer Gesellschaft nicht ausreichend Beachtung finden und kleine beschlossene (politische oder anderweitige) Maßnahmen zu großen Erfolgen erklärt werden, obwohl sie im Angesicht des Ausmaßes des Problems bei Weitem nicht ausreichen. Die Klimakrise abzumildern und die Auswirkungen weltweit so gering wie möglich zu halten, ist auch für Deutschland eine riesige gesamtgesellschaftliche und politische Aufgabe, bei der noch sehr viel zu tun bleibt.

Die Letzte Generation hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gesellschaft und die Regierung aufzurütteln und in gewaltfreier Weise auf verschiedenen Wegen zu protestieren, um ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit bezüglich der Klimakrise zu schaffen. Ja, die Mitglieder leisten zivilen Widerstand und ja, sicher werden dabei zum Teil auch Straftaten begangen, die ggf. geahndet werden müssen. Dennoch ist es meiner Ansicht nach unangemessen, die Letzte Generation auf dieser Basis als kriminelle Vereinigung nach § 129 StGB anzusehen. Vielmehr ist ziviler Ungehorsam in bestimmten Fällen moralisch legitimationsfähig und es sollte uns als Gesellschaft zu denken geben, dass eine große Zahl von Mitbürger*innen diese Vorgehensweise überhaupt für notwendig erachtet.

Als Hintergrundlektüre empfehle ich Ihnen den Aufsatz "Ziviler Ungehorsam im Klimanotstand" des Juristen Dr. Mathis Bönte vom April 2021 unter https://www.hrr-strafrecht.de/hrr/archiv/21-04/index.php?sz=6

Ich hoffe, dass Sie alle vorliegenden Tatsachen und Argumente in dieser Sache eingehend betrachten und zu einer gerechten Entscheidung kommen.
Titus F ich habe physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und fast zehn Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Somit bin ich geübt darin, Daten und Statistiken zu erfassen und zu bewerten. Das wäre aber gar nicht nötig, denn grob 95 von 100 Klima/Umwelt-Wissenschaftler sagen es deutlich: Wir haben - wenn überhaupt - noch wenige Jahre, um Zustände zu vermeiden, die unsere Vorstellungskraft überschreiten. Millionen von Menschen werden innerhalb kürzester Zeit verhungern oder verdursten, Kriege, Gewalt und Leid werden die Folge sein, während unsere Zivilisation mindestens an ihre Grenzen geführt wird, weil grundlegende Bedürfnisse der Menschen nicht mehr erfüllt werden können. All dies wird möglicherweise für Jahrhunderte nicht umkehrbar sein. Wir bringen ein System, das über Millionen von Jahren in ein Gleichgewicht gekommen ist, innerhalb kürzester Zeit und mit unabsehbaren Folgen in ein Chaos.

Ja, es gibt eine kleine Restchance, dass dies alles so nicht stimmt. Nur ernsthaft kann man es nich mehr ignorieren. Und für mich wäre bereits eine 5% Wahrscheintlichkeit ausreichend, um zu sagen: "Ok, stop, lasst uns das erstmal klären, bevor wir so weitermachen." Das passiert nicht. Wir machen weiter. Seit mittlerweile über 50 Jahren. Und es sind keine 5%, sondern eher 95% der Spezialisten, die beispielsweise behaupten: "Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98% Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt." Zitat von: Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) 2019

Quelle: http://www.die-klimaschutz-baustelle.de/zitate_klimanotstand_schutz.html

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich den Widerstand gegen diesen alle und alles gefährdenden Wahsinn unterstütze. Und ich hoffe, dass schon eher früh als spät die Richter und Gerichte erkennen, dass wir zumindest diese Menschen nicht mehr einsperren und pauschal bestrafen sollten, während die eigentlichen Verursacher unbehelligt bleiben. Der Punkt, an dem man die Folgen nicht mehr ernsthaft leugnen kann, ist nicht mehr weit. Der Punkt, an dem man sie noch verhindern kann, liegt wohl noch deutlich näher.

Ich halte es daher nicht nur für vertretbar, sondern auch ausdrücklich für die Pflicht eines Bürgers, sich dem entgegenzustellen. Gewaltfreien, zivilen Ungehorsam halte ich in der aktuellen Situation für das einzig verbleibende und damit gegebene Mittel. Menschen, die sich aus altruistischen Gründen diesem Wahnsinn entgegenstellen, zu verurteilen, halte ich für falsch. Unsere Gesetze scheinen hier einen gewissen Spielraum zu lassen, was Ihnen eine besondere Verantwortung auferlegt. Es bietet Ihnen aber damit auch eine seltene und potentiell sehr wirksame Gelegenheit. Gehen Sie in sich. Falls Sie Kinder, Enkel oder einfach ein Gewissen haben bzw. wie ich Humanist sind, dann kommen Sie hoffentlich zu dem selben Ergebnis wie ich.