Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Kathrin Knobloch Hiermit möchte ich meine Zugehörigkeit zu - und meine Solidarität mit - der Bewegung „Letzte Generation vor den Kipppunkten“ bekannt geben.
Ich bin den Menschen, die die allgemeine Verdrängung gegenüber der zunehmenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen aufzubrechen versucht, sehr dankbar und werde sie nach besten Kräften fördern und unterstützen. Die Kriminalisierung dieser gewaltfreien friedlich Widerstand leistenden Bewegung hat meinen Entschluss diesbezüglich wesentlich gefördert.
Die, deren Aufgabe es wäre, das Leben und Wohlergehen aller Bewohner dieses Planeten zu schützen, tun es nicht. Sie schützen und fördern stattdessen Ausbeutung, Vergiftung und Zerstörung um der Macht und Profite Weniger willen. Schon jetzt bezahlen viele Menschen, Tiere, die Natur und ihre empfindlichen Kreisläufe anderswo auf der Welt den Preis dafür. Einen Preis, den wir gerade erst beginnen, als relevant für uns selber wahrzunehmen, obwohl er schon seit vielen Jahrzehnten wissenschaftlich prognostiziert war.
Noch können wir die Folgen unseres bisherigen Wirtschaftens und Konsumierens beeinflussen! Die Zerstörung ist schon fortgeschritten, aber noch nicht so weit, dass Leben, so wie wir es kennen, schlichtweg unmöglich würde, weil sich Kreisläufe verselbständigen und nicht mehr aufhaltbar sein werden.
So oder so sind wir verantwortlich, ob wir es wollen oder nicht.
Die „Letzte Generation“ ist in diesem Sinne nicht nur Vorbild, sondern auch ein winziger, unschätzbarer Hoffnungsfunken für mich und viele andere.
Zumal sie auf friedliche, gewaltfreie Weise und dennoch sehr entschlossen vorgeht.
Anthropologisch kann man sich fragen, was mit einer Spezies los ist, die ihre eigenen Lebensgrundlagen, das empfindliche Gleichgewicht natürlicher Abläufe, die Artenvielfalt, die Möglichkeit eines auskömmlichen sozialen Miteinanders wissentlich zu zerstören bereit ist.
Darüber hinaus ist dies jedoch m.E.
auch ein Verbrechen, dass nicht widerstandslos hingenommen werden darf.
Auch durch Nichts-tun kann man sich schuldig machen. Und die Rechtfertigung des Unrechts durch Regierende und andere Autoritäten entbindet niemanden von der eigenen Verantwortung. Dies wurde, soweit ich weiß, auch juristisch festgestellt. So gesehen ist es nicht nur gerechtfertigt, sondern auch meine Pflicht, Bewegungen wie die LG zu verteidigen, zu unterstützen und zu stärken so gut ich kann. Dies möchte ich hiermit und auch in Zukunft mit aller Kraft tun.
Es steht Ihnen frei, mich als einer kriminellen Vereinigung angehörig zu verfolgen.
Almut Kowalski ich bin froh und dankbar, in einem Rechtsstaat wie Deutschland geboren zu sein. Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass er dazu da ist, Kriminalität zu verfolgen und die Bevölkerung vor Unrecht zu schützen. Zunehmend tut sich für mich jedoch ein Widerspruch auf: Wirtschafts- und Steuerkriminalität, die nicht geahndet wird, während Menschen, die beim Schwarzfahren erwischt werden, teils hohe Geldstrafen anhäufen, die sie unter Umständen sogar im Gefängnis absitzen müssen. Couragierte Menschen wie Irmela Mensah-Schramm sollen für Sachbeschädigung bestraft werden, während Polizeibeamt*innen in rechtsextremen Chatgruppen ihren Menschenhass kundtun. Mir ist klar geworden, dass die Frage, welche Straftaten mit wie viel Engagement und Sorgfalt verfolgt werden, häufig politisch motiviert entschieden wird. Heute ist eine rechtsextreme Partei im Bundestag vertreten, während Bürger*innen, die sich für Menschenrechte einsetzen, immer wieder massiv kriminalisiert werden.
Auch ich setze mich seit ca. einem Jahr gemeinsam mit anderen im Rahmen der Organisation „Letzte Generation“ für Menschenrechte ein. Eine weitere Eskalation der Klimakrise, die mit großer Sicherheit eintritt, wenn sich an der aktuellen Klimapolitik nichts ändert, wird zahlreiche Menschenrechte einschränken. Extremwetterereignisse häufen sich, vertreiben Menschen aus ihrer Heimat, zerstören ihr Eigentum und kosten zahlreiche Menschen auch das Leben. Wasserknappheit, wie sie in den letzten Jahren nun auch in europäischen Ländern wie Spanien und Frankreich zu beobachten ist, ist eine direkte Bedrohung menschlichen (Über-)Lebens. Kurzum: dass heute auf der ganzen Welt Vorgänge zu beobachten sind, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind und das menschliche Leben empfindlich einschränken und gefährden, kann heute niemand mehr ernsthaft bestreiten.
Die Verursacher*innen dieser Krise nutzen die Zerstörung des Planeten häufig zugleich als Geschäftsmodell. Zudem sind es die reichsten Menschen der Welt, die auch in ihrer Freizeit den Klimawandel am meisten befeuern. Dass ein vierstündiger Privatjet-Flug ungefähr die gleiche Menge CO2 ausstößt, wie ein durchschnittlicher Mensch in Deutschland in einem Jahr verursacht, spricht für sich.
Doch wie reagiert die Staatsanwaltschaft Neuruppin auf die Proteste der Menschen, die auf diese Missstände aufmerksam machen, die auf den Artikel 20A GG hinweisen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, die der Bundesregierung immer wieder vor Augen zu führen versuchen, was sie eigentlich seit Jahrzehnten weiß? Sie versucht, diese Menschen zu kriminalisieren.
Sehr geehrte Damen und Herren der Staatsanwaltschaft Neuruppin, ich fordere Sie dazu auf, das Verfahren gegenüber der „Letzen Generation“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung einzustellen. Stattdessen wäre es geboten, die wahren Verursacher der Krise zu verfolgen – im Sinne aller Menschen, die auf dieser Erde leben, aber vielleicht auch, um meinen Glauben in den Rechtsstaat zumindest teilweise wiederherzustellen.
Klaus Welling Der Klimawandel ist die existenzielle Bedrohung der Menschheit schlechthin.
Dem wurde prinzipiell mit dem Pariser Klimaschutzabkommen Rechnung getragen. Wenn jedoch Menschen angeklagt werden, die sich für die konsequente Umsetzung besagter Abkommen einsetzen, dann ist dies nach meiner Auffassung rechtswidrig und gegen die vitalen Bedürfnisse der Bevölkerung gerichtet.
Daniela Emmerich Ich wende mich entschieden gegen den Versuch, die Letzte Generation zur Kriminellen Vereinigung nach §129a StGB zu erklären, da die Letzte Generation keine illegalen Ziele verfolgt, sondern im Gegenteil lediglich mit gewaltlosen Aktionen die Einhaltung geltender Gesetze fordert.