Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Philipp Brumma ich bitte Sie inständig, von einer Anklageerhebung wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung abzusehen. Der §129 StGB wurde geschaffen, um bspw. Mafia- und Terrororganisationen zu verfolgen und keine Aktivist*innen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und Zivilisation einsetzen. Die mit Erhebung der Anklage stattfindende Gleichsetzung von Klimaaktivismus mit organisierter Kriminalität und Terrorismus wirkt geradezu absurd: Ja, im zivilen Ungehorsam der Letzten Generation werden Ordnungswidrigkeiten und Straftaten begangen, es werden jedoch nie mutwillig Leben gefährdet, der Protest ist stets friedlich und kein*e Aktivist*in versucht, sich der Verfolgung zu entziehen, sondern es wird stets mit Namen und Gesicht zum Getanen gestanden. Die Aktionen sind niemals Selbstzweck, dienen niemals persönlicher Bereicherung und versuchen auch nicht, die Demokratie und ihre Institutionen zu delegitimieren. Ganz im Gegenteil, sie sind lediglich Mittel zum Zweck, Aufmerksamkeit auf die derzeit größte Gefahr für die Menschheit zu lenken, haben teils massive persönliche Nachteile zur Folge und sollen die Politik dazu veranlassen, ihre eigenen demokratisch verabschiedeten Gesetze sowie das Grundgesetz einzuhalten. Dass Letzteres bisher nur sehr unzureichend geschieht, wurde bereits vielfach von Verfassungsrechtler*innen, dem Bundesverfassungsgericht sowie unzähligen Klimaforschenden bestätigt. Friedlicher Protest ist daher wichtig und richtig, er sollte nicht kriminalisiert werden.
Helen Wehren Ich möchte mich hiermit gegen die Einordnung der Klima-Aktivisten als kriminelle Vereinigung aussprechen. Ihre Aktionen sind zwar unbequem und sollen aufrütteln, aber sie bringen niemanden bewusst zu Schaden.
Die Aktionen basieren nicht im Eigennutz, sondern fallen in die Kategorie „ziviler Ungehorsam“. Wie sonst soll man sich einsetzen gegen ungerechte Gesetze und für den Schutz unserer Lebensgrundlage? Die Mühlen der Gesetze mahlen zu langsam, die Zeit haben wir nicht mehr. Wir müssen den fossilen Wahnsinn schneller stoppen. Fast alle Politiker weltweit werden von Machtinteressen und dem Profitstreben der Lobbyisten der fossilen Industrie geleitet. Die Bundesregierung ignoriert ihre eigenen Klimagesetze und hört nicht auf den eigenen Expertenrat für Klimafragen.
Das Festkleben auf Straßen nervt, aber es ist Ausdruck der Besorgnis um unsere Lebensgrundlage die gemäss allen seriösen Untersuchungen klar stark gefährdet ist. Es kann nicht sein, dass ein demokratisches Land den friedlichen Protest politischer Gruppen, kriminalisiert. Zudem handelt es sich oft um junge Menschen denen mit einer Kriminalisierung die, bereits düstere, Zukunft verbaut wird. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass sie genauso von der Klimakatastrophe betroffen sind wie die Hauptverursacher deren. Sie setzten sich für die Zukunft von uns allen. Es widerspricht meinem Verständnis von Demokratie wenn wir die Legitimation verlieren, uns auf den Straßen für den Erhalt der Lebensgrundlagen für uns, unsere Kinder und unsere Enkel zu setzten.
Der zivile Ungehorsam der meist jungen Aktivisten kostet Mut. Wir sollten die Beteiligten nicht kriminalisieren und sie nicht mit Strafen mundtot machen, – sondern vielmehr ihre Botschaft ernst nehmen, ihnen zuhören und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Dr. Marcus Freyer Was für ein Armutszeugnis für einen Staat, wenn er den Protest seiner Bürger kriminalisieren muss. Ihr Vorgehen ist zutiefst antidemokratisch und erinnert stark an russische Verhältnisse.
Dr. Dietmar Ruttert
die Anklage von Aktivisten der Organisationen "Letzte Generation" und "Fridays for Future" wegen möglicher Bildung einer kriminellen Vereinigung nach § 129 StGB ist für mich nicht nachvollziehbar und interpretiert diesen Paragraphen des Strafgesetzbuches in nicht zutreffender Form.
Die Aktionen der beiden genannten Organisationen dienen dem Allgemeinwohl und sollen das Bewusstsein von Bevölkerung und insbesondere Politik für den Klimawandel als größter Herausforderung der Menschheitsgeschichte stärken. Sie sind Ausdruck einer engagierten Zivilgesellschaft und müssen in einer Demokratie sanktionsfrei möglich sein.