Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Lore Kindermann Es gibt viele kriminelle Vereinigungen, die viel Leid über die Menschen bringen, beispielsweise durch Menschen- und Drogenhandel. Sie handeln aus egoistischen Gründen. Es gibt Terroristen, deren Ziel es ist, Angst und Schrecken zu verbreiten, um ihre Ziele durch zu setzen. Ich bin froh in einer Demokratie zu leben, die bemüht ist, solchen Menschen Einhalt zu gebieten. Die Menschen, die auf die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass wir sehenden Auges in die Klimakatastrophe fahren, fliegen, heizen - hinweisen, werden kaum gehört, weil wir alle Angst um unsere Komfortzone haben. Deshalb haben sich engagierte Menschen zusammengetan, um mit 'nervigen' Aktionen für mehr Gehör zu sorgen. Die Maßnahmen, die sie ergriffen haben, können durchaus kritisch diskutiert werden und sie werden auch innerhalb der Bewegung, die sich der Gewaltfreiheit verschrieben hat (!) kontrovers diskutiert. Aber ganz sicher wäre es eine falsche Entscheidung, die Bewegung an sich zu kriminalisieren. Meines Erachtens wird hier über reagiert, weil Lobby und Geld dahinter stecken - und sehr unangenehme Wahrheiten ausgesprochen werden, die zu hören "sauer" macht, weil es so unangenehm ist. Mit überharter Strafe auf die Überbringer der Botschaft zu reagieren wäre unserer Demokratie unwürdig und abträglich und ich würde mich für mein Land schämen.
Susanne Haußmann
Die Letzte Generation als Gruppe juristisch nach § 129 StGB zu verfolgen und zu kriminalisieren bedeutet, das gemeinsam ausgeübte Recht aller Bürger*innen auf demokratische Teilhabe durch kreative Ausübung von Meinungsfreiheit und zivilem Engagement massiv anzugreifen und einzuschränken. Und das in einer Zeit, in der die Welt bedroht ist! Das kann ich nicht zulassen. Die Politik, die Verantwortung für unsere Zukunft trägt, versagt auf ganzer Linie und der Rechtsstaat, der sich rühmt, fundamentale demokratische Bürger*innenrechte Aller zu schützen, kriminalisiert auf der Basis einer angeblichen Wahrung öffentlicher Ordnung gewaltfrei demonstrierende Bürger*innen als Gruppe, die sich für die Klimarettung zusammengetan haben um sich überhaupt Gehör zu verschaffen für Ihr existentielles Anliegen: Es geht um nicht weniger als die Verteidigung unserer Aller Zukunft! Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, und weltweit viele Wissenschaftler*innen warnen: Wir rasen in die Klimahölle. Vielleicht ist es auch schon zu spät?
Frank Herion Aus friedlichem Protest mehrerer Angehöriger der "letzten Generation" eine "kriminelle Vereinigung" zu machen, finde ich nach meinem Rechtsverständnis äußerst unangebracht. Ich kann nicht anders als bei dieser gefühlten Ungerechtigkeit persönlich die "letzte Generation" zu unterstützen, damit, neben dem Ziel eines wirklichen Klimaschutzes, auch ziviler Ungehorsam als friedliche Protestform in unserem Staat möglich bleibt.
Bitte berücksichtigen Sie das, danke.
Renate Schaper-Stewart Sie haben vor, Menschen der Letzten Generation anzuklagen, eine kriminelle Vereinigung im Sinne des §129 StGB gegründet zu haben. Ich halte das Vorgehen der Letzten Generation nicht für kriminell. Sie setzen sich für den Erhalt unser aller Lebensgrundlagen ein, indem sie konsequenteren Klimaschutz einfordern, der bitter nötig ist. Die Bundesregierung kommt ihrem verfassungsmäßigen Auftrag, die Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu schützen, nur unzureichend nach.
Die Dringlichkeit des Klimanotstandes rechtfertigt in meinen Augen auch außergewöhnliche Protestformen. Eine Anklage der Betroffenen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung erscheint darüberhinaus politisch motiviert und würde Menschen einschüchtern, von ihren demokratischen Rechten Gebrauch zu machen und mit zivilem, gewaltlosen Widerstand auf Unrecht hinzuweisen. Dies könnte unserer Demokratie schaden.