Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Ralf Schloemilch ich finde es sehr problematisch, dass Organisatoren der KLimaproteste "letzte Generation" in einem Maß kriminalisiert werden, das im Grunde jede Art von Zivilcourage angreifbar macht. Zum einen findet hier eine geradezu lehrbuchartige Radikalierung statt, indem berechtigte Forderungen von Seiten des Staates unterdrückt und kriminalisiert werden. ( RAF ) Glücklicherweise ist die letzte Generation so professionell und medienkompetent, dass bisher keine Radikalisierung feststellbar ist. Zum anderen ist es gesellschaftspolitisch problematisch, wenn die Bauern carte blanche haben und bei Klimaaktivisten der Staatsschutz sich damit beschäftigt, wenn bei SUVs in Bonn die Luft aus den Reifen gelassen wird. Klimaaktivisten haben meines Wissens noch keine Politiker angegriffen, haben aber bei allen Protestierenden in Deutschland das Alleinstellungsmerkmal für Ziele zu kämpfen, die wissenschaftlich nachgewisen sind und die Existenz unserer gesammten Gesellschaft bedrohen. Wer das als Staatsanwalt bekämpft, sollte über die weiße Rose nachdenken und welchen Stellenwert Wiederstand für die gerechte Sache in unserer Gesellschaft eigentlich hat.
Dominik Lippold ich halte es für falsch ein Verfahren wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" (§129 StGB) gegen Mitglieder der "Letzten Generation" aufzunehmen. Persönlich freue ich mich, dass es in unserer Zivilgesellschaft Menschen gibt, die den Mut haben aufzustehen um etwas positives für uns alle zu erreichen. Dem sollte man, in Anbetracht des friedlichen Protests, wohlwollend begegnen. Das angestrebte Verfahren würde viele Menschen davon abschrecken sich zu engagieren, für mehr Respekt gegenüber unseren Staatsorganen zum Beispiel. In unseren Zeiten, in denen sich Politiker hilflos um sich selber drehen oder sich in TalkShows vorführen lassen müssen, halte ich ein solches, friedliches Engagement für absolut notwendig. Legen sie diesen Aktivisten keine unnötigen Steine in den Weg.
Julia Förster kennen Sie diese Veröffentlichung von 2022: "Climate Endgame: Exploring catastrophic climate change scenarios"*; die Aufforderung weltweit führender Klimaforscher, dringend die worst-case-Szenarien der aktuellen CO2-/Klimaentwicklung zu erforschen, weil diese Szenarien die wahrscheinlichsten sind und bisher nahezu nicht beforscht wurden?

Sicherlich kennen Sie sie - schließlich beleuchtet diese Veröffentlichung sehr eindrucksvoll den menschheitsgeschichtlich einzigartigen Moment, in dem wir alle uns genau jetzt befinden: am Beginn eines von Menschen gemachten Endspiels. Wir alle sind Teil davon. Sie beschäftigen sich außerdem juristisch damit. Genau wie mit den Menschen, die es gewagt haben, sich diesem Moment wirklich zu stellen, in den Abgrund zu blicken und die unerträgliche Verantwortung zuzulassen, die dieser Moment auf unsere Schultern legt. Da ein Mensch diese Verantwortung nicht allein tragen kann, versuchen sie, sich diese Last zu teilen.

Vor Ihnen werden nicht die Menschen stehen, die das Climate Endgame verantworten, nicht diejenigen, die diese Last so unerträglich schwer gemacht haben, nicht diejenigen, die dazu beitragen und davon profitieren, dass unsere Zukunft verbrennt, vertrocknet, ausstirbt, weggespült wird. Es sind nicht die Lobbyisten, Paktierer, Öl-Magnaten, Spekulanten, Privatjetflieger und "IchZuerst"-Akteure.

Vor Ihnen werden die stehen, die ohnehin schon so lange ihre Zeit, ihre Energie, ihr Leben in diesen nahezu aussichtslosen Kampf werfen. Die sich fast zu Tode gehungert haben. Und es sind die, die alles zu verlieren haben, weil sie noch so viel Lebenszeit in diesem Endspiel vor sich haben.

Wenn diese Menschen als kriminelle Vereinigung eingestuft werden, dann hat der prognostizierte "societal collapse" längst begonnen.

*https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2108146119
Christian Schmidt Ein Protest ist keine Straftat. Den Straßenverkehr dazu zu blockieren kann schwerlich Nötigung sein, denn wo ist die Not, wenn nicht tagtäglich im Stau zu stehen auf dem Weg zur Arbeit.
Politische Motive dürfen das geltende Recht nicht brechen noch biegen.