Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Samuel Stamm Es gibt Momente, in denen Ungehorsam eine Pflicht sein kann – Momente, in denen man nur dann Anstand und Menschlichkeit wahrt, wenn man sich gegen einen Befehl, gegen den Druck von Vorgesetzten oder auch den Druck der Masse auflehnt und gegenhält. Es gibt Momente, in denen der Einzelne die moralische Pflicht hat, zu widersprechen und sich zu widersetzen. Das erkennt auch unsere Verfassung an. In Artikel 20 unseres Grundgesetzes ist das Recht zum Widerstand festgeschrieben.
-Merkel (20.07.19)

Wenn also Wiederstand gegen die Klimapolitik, die rechte partei AfD, oder die Abholzung von Wäldern trotz laufender Gerichtsverfahren als kriminell eingeordnet wird ist das der erste Schritt in Richtung Polizeistaat in dem jeder der der Regierung widerspricht verschwindet.

Hannes Martini klar ist es unangenehm sich mit den Folgen der Klimakatastrophe auseinander zu setzen. Und es macht auch Angst. Die Klimakatastrophe ist da und sie beeinflusst unser Leben. Alle Bereiche des Lebens sind betroffen. Auch die Wirtschaft leidet. Der Konsum leidet. Die Menschen und die Umwelt leidet. Die letzte Generation kämpft gegen die Ohnmacht der Bundesregierung. Es ist fast Narrenhaft sie deswegen zu kriminalisieren.
Simon Karatschai Diese Anklage wäre eine absolute Bankrotterklärung unseres Rechtssystems, die LG setzt sich dafür ein dass sich Politiker an ihre ausgehandelten Verträge und Verpflichtungen der jüngeren Generation gegenüber halten, diese jetzt so drastisch anzuklagen ist nicht nur falsch, sondern könnte endgültig das Vertrauen jüngerer in unser Rechtsstaatliches System zerstören. Und rein faktisch ist es falsch Paragraph 129 StGB anzuwenden da explizit darin steht Absatz 1 ist nicht anzuwenden wenn die womöglich begangen Straftaten nur ein Zweck untergeordneter Bedeutung sind, was hier offensichtlich der Fall ist. Es wäre wirklich ein Armutszeugnis wenn in der Politik jede Falscheinschätzung, jeder Fehler und jede bewiesene Korruption davon kommt, aber bei Politikkritik jegliche Härte des Rechts angewandt wird. Da sind wir nicht mehr weit von der Diktatur entfernt die die Faschisten fälschlicherweise fürchten.
Thorsten Rochelmeyer Sie haben bereits eine sehr große Menge an Stellungnahmen erhalten, die die Dramatik der Klimakatastrophe als Teil einer Multikrise von Gesellschaft und Ökosystemen beleuchten und darlegen, dass wir alle dagegen aufstehen müssen.

Dem schließe ich mich vorbehaltlos an. Die Menschen, die die Klimakatastrophe tatsächlich verstanden haben, sind mit der Letzten Generation auf der Straße. Sie in politischen Prozessen zu kriminalisieren, ist falsch. Auch das haben Sie bereits vielfach gespiegelt bekommen.

Ich möchte an dieser Stelle nur auf einen zusätzlichen Aspekt hinweisen, nämlich das Statement des UN-Sonderberichterstatters zur Situation von Menschenrechtsaktivisten unter der Aarhus-Konvention, Michel Forst. [1, 2] Er schreibt:

„The repression that environmental activists who use peaceful civil disobedience are currently facing in Europe is a major threat to democracy and human rights. […] The environmental emergency that we are collectively facing, and that scientists have been documenting for decades, cannot be addressed if those raising the alarm and demanding action are criminalized for it. The only legitimate response to peaceful environmental activism and civil disobedience at this point is that the authorities, the media, and the public realize how essential it is for us all to listen to what environmental defenders have to say.“

(„Die Repressionen, denen Umweltaktivisten, die sich des friedlichen zivilen Ungehorsams bedienen, derzeit in Europa ausgesetzt sind, stellen eine große Bedrohung für die Demokratie und die Menschenrechte dar. […] Der Umweltnotstand, mit dem wir alle konfrontiert sind und den Wissenschaftler seit Jahrzehnten dokumentieren, kann nicht angegangen werden, wenn diejenigen, die Alarm schlagen und Maßnahmen fordern, dafür kriminalisiert werden. Die einzige legitime Reaktion auf friedlichen Umweltaktivismus und zivilen Ungehorsam ist, dass die Behörden, die Medien und die Öffentlichkeit erkennen, wie wichtig es für uns alle ist, auf das zu hören, was die Umweltschützer zu sagen haben“)

und schließt mit der Aufforderung an die Staaten, die Kriminalisierung von Umweltaktivisten mit Mitteln, die unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung und gegen organisierte Kriminalität geschaffen wurden, zu unterlassen („…and immediately cease the use of measures designed for counterterrorism and organized crime against environmental defenders“)

Michael Forst nennt die Staatsanwaltschaften München und Neuruppin nicht namentlich, aber damit sind Sie gemeint!

Politische Prozesse kennen wir aus so genannten „Bananenrepubliken“ und aus autoritären Staaten wie Russland. Wollen Sie wirklich, dass sich die Bundesrepublik dort einreiht?

Was werden Sie sagen, wenn Ihre Kinder und Enkel Sie später fragen werden, was Sie 2024, als es darauf ankam, getan haben?

Jetzt ist es Zeit, das Richtige zu tun.

Beenden Sie dieses unwürdige Schauspiel, lassen Sie sich nicht für einen politischen Missbrauch der Justiz vereinnahmen und stellen Sie das Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen die Menschen der Letzten Generation ein!

[1] Pressemitteilung des Sonderberichterstatters zur Situation von Menschenrechtsaktivisten, Michel Forst, vom 28. Februar 2024: https://unece.org/climate-change/press/un-special-rapporteur-environmental-defenders-under-aarhus-convention-releases

[2] Zur Aarhus-Konvention über die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten: https://de.wikipedia.org/wiki/Aarhus-Konvention