Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Marvin Staar In der Demokratie ist es von elementarer Bedeutung protestieren zu dürfen. Obgleich man die Methoden und Ziele hinterfragen und diskutieren kann, halte ich es für höhst problematisch, eine Gruppe zu kriminalisieren, die auf Missstände hinweist, die sogar vom Verfassungsgericht anerkannt wurden. Der Klimawandel und die Krise sind real. In Zeiten, in denen in anderen Ländern Minderheiten und politische Oppositionelle als Kriminelle und Terroristen abgestempelt werden, um diese politisch zu verfolgen (Türkei, Russland), darf es in Deutschland nicht zu ähnlichen Praktiken kommen. Dieses Verfahren könnte der erste Schritt einer populistischen Instrumentalisierung der Gerichte und Justiz sein, an deren Ende unsere Demokratie zugrunde geht. Die Doppelmoral und die Messung in zweierlei Maß was die Bauernproteste und die Aktionen der letzten Generation / Fridays for Future angeht, finde ich ebenfalls höhst problematisch und stehen in keinem Verhältnis zueinander. Der "Mafia Paragraph" scheint in diesem Kontext ebenso überholt wie der vor einigen Jahren inzwischen abgeschaffte "Majestätsbeleidungs Paragraph".
Charlotte Horn die Beschuldigten der Initiative Letzte Generation nach Par. 129 StGB anzuklagen, halte ich für untragbar und ungerechtfertigt. Ziviler Widerstand ist Teil einer lebendigen Demokratie und geschieht weder aus Eigennutz noch mit Gewalt und dient der Durchsetzung Gemeinwohlorientierter Interessen des Klimaschutzes. Insofern wird durch solche Aktionen eindeutig und erkennbar für die Einhaltung der Verfassung (Art 20A GG) und völkerrechtlich bindender Ziele der Regierung der Bundesrepublik Deutschland gewaltfrei gekämpft.
Die Kriminalisierung von Menschen, die für Gerechtigkeit einstehen, halte ich für falsch.
Begrenzter Rechtsbruch im Rahmen des zivilen Ungehorsams ist immer ein symbolischer Akt von Menschen, die gerade die Rechtsordnung gefährdet (!) sehen und kann niemals mit Kriminalität gleichgesetzt werden.
Amelie Lena Hagen
Vor einiger Zeit habe ich davon mitbekommen, dass Sie darüber entscheiden, ob sie fünf Menschen im Zusammenhang mit der Letzten Generation wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung anklagen.
Das finde ich aus mehreren Gründen problematisch und gefährlich:
Die Letzte Generation ist eine friedliche politische Kampagne, die in ihrem gewaltfreien Protest, die unangenehme Wahrheit ausspricht, dass die Regierung mit unzureichendem Klimaschutz einen Verfassungsbruch begeht und die Lebensgrundlage aller Menschen gefährdet.
Ich sorge mich außerdem darum, dass Sie wertvolle Kapazitäten investieren, um Menschen zu schaden, von denen keine gegenwärtige Gefahr ausgeht, dass sie der Gesellschaft Schaden zufügen. Gleichzeitig werden Fälle aus dem rechtsextremen Umfeld (die Menschenleben gefährden) immer häufiger und fallen auch immer häufiger unter den Tisch.
Das fördert die nagende Ahnung, dass Sie rechtliche Mittel missbrauchen, um politische Gegner zu kriminalisieren und Menschen mit deren Meinung damit zum Schweigen zu bringen.
Wollen Sie Menschen einschüchtern, sich mit Menschen zu assoziieren, die den Erhalt unserer Lebensgrundlage und das Fortbestehen einer friedlichen und demokratischen Gesellschaft als wichtiger erachten als bspw. Sonderrechte von Superreichen mit einem Privatjet zu fliegen?

Stellen auch Sie sich die Frage: wer ist hier kriminell?
Auf welcher Seite möchten Sie gestanden haben, wenn es darum ging, das Verbrechen aufzuhalten, eine langfristig lebensfreundliche Welt zu erhalten?
Ronja Jacob Es besorgt mich extrem, dass nun schon Menschen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzten zu einer Kriminellen Vereinigung erklärt werden sollen.
Die Proteste der Letzten Generation stören und das ist gut so, denn es ist ein wichtiger Teil des Zivilen Ungehorsams. Ziviler Ungehorsam ist ein Regelbruch um auf ein größeres Übel aufmerksam zu machen. Ziviler Ungehorsam ist höchst demokratisch und es zeigt, dass unsere Demokratie immer mehr ins Wanken gerät, wenn dieses demokratische Mittel eingeschränkt wird und Menschen, die friedlich protestiert haben als Kriminelle Vereinigung eingestuft werden sollen.
Viel mehr sollten die verurteilt werden, die in Zeiten einer immer stärker werdenden Klimakrise weiter fossile Energien subventionieren und verbrennen obwohl sie wissen, dass es jetzt endlich Zeit wäre Dinge zu verändern um das Schlimmste noch zu verhindern.
Diese Menschen wissen, wie schlimm es aussieht und trotzdem erzählen sie der Bevölkerung, dass alles gut wäre.
Diese Menschen sind die wirklich kriminellen Menschen.
Schon jetzt sterben Menschen auf Grund der Klimakrise und gleichzeitig werden Menschen, die sich gegen dieses Unrecht stellen kriminalisiert. So darf es nicht weitergehen.
Deswegen fordere ich das Gericht auf sich nicht im Interesse der Lobbyisten usw zu entscheiden sondern im Sinne der Gerechtigkeit.