Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Christiane Degenhardt, Lehrerin wahrscheinlich gehören Sie meiner Generation an (geb. 1958), oder Sie sind viel jünger.
Ich habe Verständnis für die Verzweiflung der jungen Menschen, die um ihre Zukunft bangen.
Meine Generation hat insgesamt die Umwelt-Karre in den Dreck gefahren und ist nicht bereit, sie wieder herauszuziehen. Bei diesem Thema ist Eile angesagt, Geduld hilft nicht weiter.
Auch wenn ich nicht alle Aktionen der Letzten Generation sinnvoll finde, habe ich doch Verständnis und finde, dass die jungen Menschen nicht wie Kriminelle abgeurteilt werden sollten. Sie sind in meinen Augen nicht kriminell. Die Motive für Taten sind zu berücksichtigen. Die jungen Menschen handeln nicht so, weil sie sich bereichern möchten, sondern um die Zukunft ihrer Generation, der Natur mit Tieren und Pflanzen zu schützen. Das ist ein ehrenwertes Ziel.
Ich frage mich: Was sollen sie tun, um die Welt zu retten? Jahrzehntelange Demonstrationen haben keine gravierenden Veränderungen gebracht, nun muss durch andere Aktionen Aufmerksamkeit erregt werden. Und was ist ein normal gewordener Stau gegen die Zukunftsvisionen, die diese Letzte Generation zu erwarten hat?
Bitte berücksichtigen Sie die Motive der jungen Leute und klagen Sie sie nicht an!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Georg Fries ich bin kein Jurist, und kann also zum umstrittenen $ 129 nichts juristisches sagen.
Ich möchte Ihnen schreiben, weil ich mich seit meiner Schulzeit für Klimafragen interessiere. Genau wie die "Letzte Generation", der ich nicht angehöre, es tut.
Als Nachfahr jüdischer Menschen, die von den Nationalsozialisten 1933-1945 gequält und, einige von ihnen, ermordet wurden, habe ich mich mit der "Bildung krimineller Vereinigungen" beschäftigt, und ich verstehe, dass kriminelle Vereinigungen in einer Demokratie bekämpft werden müssen. Etwa, wenn kriminelle rechtsradikale Organisationen entstehen.

Die "Letzte Generation" ist keine kriminelle Vereinigung. Sie ist eine Gruppe, soweit mir bekannt, die auf einen empirisch eindeutig nachgewiesenen Umstand hinweist: die Aufheizung des Erdklimas mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft.
Die Wissenschaft war um 1988-1990 weit genug, um von der von Menschen verursachten Klimaerwärmung zu wissen. Der erste Bericht des IPCC der UN, also der Klimawissenschaft, erschien bereits 1990.

Seither sind über 30 Jahre vergangen. Die Fakten der Klimaerhitzung sind eindeutig, Jahrzehnte lang diskutierten die Gesellschaften. Angefangen hat das z.B. schon vor "IPCC1" durch Berichte des Club of Rome. Der Club of Rome veröffentlichte 1972 "Die Grenzen des Wachstums". Damit waren vor allem die "westlichen", reicheren Gesellschaften angesprochen, die sehr schnell wuchsen. Probleme des ungehinderten Konsums waren also schon bekannt, bevor die Klimawissenschaft soweit war, den Einfluss der Menschheit an der Erwärmung zu belegen.

Seit 1992 wurden zahllose Klimakonferenzen abgehalten, - doch das Resultat ist, dass beispielsweise der CO2-Ausstoss auf der Erde noch immer ansteigt. Allen guten Vorsätzen und allen Diskussionen zum Trotz.

Die Journalistin Naomi Klein hat 2014 in einem viel beachteten Buch, "This changes everything", darauf hingewiesen, was ja seit Jahrzehnten bekannt ist: die reichen westlichen Gesellschaften in den USA, in Europa, Australien usw. tragen weit mehr als die Gesellschaften anderer, ärmerer Kontinente zur Gefährdung des Erdklimas, wie wir es kannten, bei. Grade die Milliarden Menschen in den heißen und feucht-heißen Regionen werden aber am meisten unter den Folgen der Klimaerwärmung bzw. Klimazerstörung (wie man es sieht) leiden.

Über 30 Jahre sind seit IPCC 1 vergangen. Nachdem die Gesellschaften wortreich und in den vielen Beschlüssen leider nicht annähernd genug gegen das Problem der Klimaaufheizung vorgehen, die aber Milliarden Menschen gefährden kann, änderten sich nach dieser langen Zeit nun die Protestformen. Jahrzehntelang waren sie vor allem auf lange Diskussionen und auf Demonstrationen beschränkt. (Menschen wie ich diskutierten wohl mit tausenden Menschen, die die Klimaerwärmung leugneten, viele von uns mit einer Engelsgeduld, über Jahrzehnte).
Doch die Probleme verschärfen sich. Regierungen, gerade im "Westen", handeln bei weitem nicht auch nur annähernd ausreichend, obwohl viele häufig zugeben, die Probleme genau zu kennen.
Die Aktionen der "Letzten Generation" waren meines Wissens nach niemals dazu gedacht, eine "kriminelle Vereinigung" zu gründen. Die letzte Generation reagiert auf den großen Widerspruch, dass zu lange das, was die Wissenschaft erforscht hat, nicht in politische Maßnahmen überging und geht, um die großen drohenden Probleme - doch noch, wie man im Jahr 2024 sagen muss - zumindest abschwächen zu können. (Eine "Vermeidung" der Klimazerstörungen ist inzwischen nicht mehr möglich, da zu lange falsch oder gar nicht gehandelt wurde.)

Mir scheint es ein Versuch - über 30 Jahre nachdem die Fakten bekannt wurden! - sich dem Verschleppen von Handlungen durch Regierungen und der Wirtschaft, inzwischen drängt die Zeit extrem, entgegenzustellen.
Das Ziel der "Letzten Generation" sehe ich in demokratisch legitimiertem Widerstand, der ein bisher unbekanntes Menschheitsproblem - die mögliche Zerstörung der Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen durch Menschen und ihr Handeln - zum Hintergrund hat.

Wer versucht, auf Fakten, auf über 3 Jahrzehnte gesicherte Fakten hinzuweisen, nachdem allzu viel Zeit seither vergangen ist, gründet doch keine kriminelle Vereinigung?

Viele Grüße an Sie,

Georg Fries

Monika und Heinz Krick Jeder Jurastudent weiß spätestens im 3. oder4. Semester, dass Klimaaktivisten sich nicht an einer Vereinigung beteiligen, die auf die Begehung von Straftaten gerichtet ist. Ihre Aktionen sind vielmehr bewundernswert und mutig.
Ilona Meschke-Huster Ich möchte endlich wieder in einer lebenswerten Welt leben, in denen Menschen bekommen, was sie brauchen, aber nicht mehr. Ich möchte, dass unsere Welt und die Natu und das Klima nicht mehr länger zerstört wird. Ich möchte, dass Menschen sich wieder gegenseitig in die Augen schauen können mitbestimmen, Demokratie leben, aufeinander Rücksicht nehmen und unsere Welt mit Moral, Ethik und Ästethik behandeln, so wie sie es von uns erwarten kann und schon lange sollte. Ich möchte, dass Menschen wieder mehr nachdenken und Verantwortung tragen. Ilona