Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Immanuel Hick Ich finde dieses Verfahren gefährlich und die Kriminalisierung von Menschen, die für Klima-Gerechtigkeit einstehen, für falsch.
Markus Bitter Ich halte den §129 für sinnvoll bei der Bekämpfung von organisierter Kriminalität. Personen die sich einen finanziellen oder sonstigen materiellen Vorteil verschaffen wollenn, müssen bestraft und verfolgt werden.
Es darf aber nicht sein, das der §129 für alles "was dem Staat nicht passt" genutzt wird. Insbesondere gewaltfreier Protest darf nicht unter den selben Paragraphen fallen wie organisierte Kriminalität.
Aila Gunkel Mit größter Sorge beobachte ich, dass derzeit Menschen, die den Mut haben, Verbrechen anzuprangern, die die Zukunft unserer Kinder bedrohen, selbst kriminalisiert werden ... als Mutter von zwei Kindern sehe ich mich als Fürsprecherin meiner Kinder und von Kindern im allgemeinen. Ich trete für Gerechtigkeit und Miteinander ein, für eine Welt, die Respekt vor den Rechten anderer hat und Gewinn nicht über die Zukunft dieser Welt stellt. Deshalb unterstütze ich jeden friedlichen Widerstand gegen die Plünderung dieser Welt. Was werden unsere Kinder und Enkelkind später über uns sagen, wenn dieser Planet unbewohnbar für sie ist und sie lesen, dass nicht die bestraft wurden, die ihre Zukunft durch Gier und massloses Profitstreben gefährdet haben, sondern die, die ihre eigene Sicherheit und Freiheit aufs Spiel gesetzt haben, um diese Zukunft doch noch zu sichern? Ich hoffe, dass sie das niemals lesen müssen, sondern dass unsere Justiz das Allgemeinwohl gegen die Interessen derer schützt, die Eigennutz zur größten Tugend erklären.

Auch Amnesty International kritisiert bei Instagram die Kriminalisierung "friedlichen Protests", wie auch die Unternehmen Naturstrom, Elektrizitätswerke Schönau und Greenpeace Energy.
Bernhard Melchior ich schreibe Ihnen heute mit der dringenden Bitte, die erwogene Anklage gegen Mirjam Herrmann, Jakob Beyer, Lukas Popp, Edmund Schultz und Henning Jeschke hinsichtlich der „Bildung einer kriminellen Vereinigung gemäß &129 StGB" fallen zu lassen. Als Mitglieder der „Letzten Generation“ und somit auch der nationalen und internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung sind sie wichtige Stimmen in unserem demokratischen Ringen um einen gangbaren Weg in eine noch lebenswerte Zukunft.
Immer wieder erklären uns Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die global krisenhaften Lebensumstände, wenn wir nicht sehen, was wir nicht sehen wollen: „Die Klimasysteme fliegen uns gerade um die Ohren“! So kommentiert Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Veröffentlichung des Berichts der Welt Meteorologen Organisation am 19. März 2024 im zdf heute (https://idw-online.de/de/news822665https://idw-online.de/de/news822665).
Aber auch die Sozialwissenschaften weisen auf wichtige Zusammenhänge hin: Soziale Bewegungen waren schon immer der Motor für gesellschaftlichen Wandel und Fortschritt. Es sind fluide Zusammenschlüsse von Menschen, die dann entstehen, wenn sich in ihren Augen ein Handlungsbedarf zeigt. Im historischen Rückblick formten sich soziale Bewegungen überwiegend dort, wo Minderheiten ohne die zeitweise Unterstützung von vielen Menschen keine wirkmächtige Stimme für ihre manifestierten Benachteiligungen und die erforderlichen Transformationsprozesse fanden (C. Lohrenscheit, A. Schmelz, C. Schmitt, U. Straub: „Internationale Soziale Arbeit und soziale Bewegungen“, 2023).
Aktuell erhebt die „Letzte Generation“ als klassische soziale Bewegung ihre Stimme für alle, stellvertretend für die gesamte Weltbevölkerung (und sogar die Natur), denn die wissenschaftlich so dezidiert beschriebenen Prozesse der absehbaren Erderhitzung ziehen für alle Menschen bis in den letzten Winkel des Globus unkontrollier- und unbeherrschbare Folgen nach sich. Jonas Schaible beschreibt die bereits eingetretenen sozialen Ungerechtigkeiten und die sich verschärfenden gesellschaftlichen Verwerfungen, den Verlust von Freiheit(en), die Instabilität von sozialen Systemen, den Schwund von Beziehungen, u.v.m. in seinem Buch „Demokratie im Feuer. Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten – und umgekehrt“ (2023). Vieles davon sehen und erleben wir schon jetzt!
Es liegt im Wesen einer sozialen Bewegung, Missstände anzuprangern und deutlich zu werden, wenn Menschenrechte verletzt und Lebensgrundlagen zerstört werden. Die soziale Bewegung übernimmt mitunter Aufgaben, die eigentlich von staatlichen Organisationen und Regierungen angegangen und bewältigt werden müssten, was aber offensichtlich nicht passiert. Dafür müssen in einer sozialen Bewegung die unterschiedlichsten Potentiale der Zivilgesellschaft erschlossen, Veränderungsbereitschaft und offenes Denken gefördert und das Geschick entwickelt werden, all die einzelnen Stimmen in ihrer Vielstimmigkeit zu bündeln. Denn es geht einzig und alleine darum, die Zukunft aktiv und sozial gerecht mitzugestalten. Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit und Prof. Dr. Andrea Schmelz von der Hochschule Coburg solidarisieren sich am 20.10.2023 in einem Interview zum Thema Soziale Bewegungen und Wissenschaft mit der „Letzten Generation“ und sagen: „Es ist sehr bedenklich, wenn Menschenrechtsbewegungen so kriminalisiert werden. Sie werden uns politisch vorantreiben und wenn wir in zehn Jahren auf diese Bewegung zurückschauen, werden wir ihnen dankbar dafür sein. Das ist die Natur von Menschenrechtsbewegungen: Sie müssen Störungsereignisse produzieren, um Gehör zu finden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Innovationen und positive demokratische Entwicklungen (wie auch generationengerechter Klimaschutz) kommen oft vom Rand und nicht aus der Mitte.“
Und weiter: „Die deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit hat sich durch ein Positionspapier solidarisch mit dieser Bewegung (der „Letzten Generation“) gezeigt und darüber bin ich sehr froh. In unserem Buch kommt die Letzte Generation im Kontext der Verbindungen zwischen nationalen und internationalen Klima-, Gerechtigkeits- und auch Umweltbewegungen und ökologisch bewegter Sozialer Arbeit vor. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass Protestformen des zivilen Ungehorsams in den sozialen Bewegungen immer eine Rolle spielten – ob bei den Suffragetten oder in der Frauen-Bewegung - immer ging es darum, Aufmerksamkeit für unhaltbare Zustände zu erregen. Die Klimakrise betrifft uns alle: Jetzt können wir noch etwas tun. Jetzt müssen wir aber auch handeln.” (https://idw-online.de/de/news822665https://idw-online.de/de/news822665).
Angesichts der enormen Herausforderungen für unsere Gesellschaften weltweit, halte ich es für dringend geboten (und bitte Sie hiermit), dass Sie Ihren Blick öffnen für die sich gerade entfaltenden notwendigen sozialen Prozesse in Form einer klassischen sozialen Bewegung, die uns viel mehr nützt als schadet. Dies wird ersichtlich, wenn die genannten sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse uns bei der Beurteilung der aktuellen Situation dahingehend unterstützen, mehrperspektivisch auf die sich entfaltenden Notwendigkeiten einer sozialen (Klimagerechtigkeits-)Bewegung zu schauen.
Mirjam Herrmann, Jakob Beyer, Lukas Popp, Edmund Schultz und Henning Jeschke sind Teil dieser sozialen Bewegung, die uns gerade dabei hilft, die Scheinwerfer auf die größten Herausforderungen unserer Zeit zu lenken und sie auch dort mit großer Kraftanstrengung und persönlichem Einsatz zu halten. Was wir ihnen schulden, ist unsere ernsthafte und intellektuelle Auseinandersetzung mit den Realitäten, unsere daraus resultierende Einsicht hinsichtlich der Handlungsoptionen, unsere radikale Ehrlichkeit und unsere solidarische Unterstützung -- und KEINE Anklage nach §129 StGB.
Eine gegenteilige Entscheidung wäre fatal für uns alle; sie würde den Schwung aus dem überfälligen und überlebenswichtigen Prozess nehmen, die Bereitschaft an Lösungen zu arbeiten und in der Gesellschaft zu partizipieren zum Erliegen bringen.
Wir alle werden hier gemeinsam gewinnen oder gemeinsam verlieren. Daher können WIR ALLE uns keine Anklage der „Letzten Generation“
wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung nach & 129 StGB“ leisten.
Bitte sehen Sie davon ab … und lassen Sie uns stattdessen alle Energie, Kreativität, Einsatzbereitschaft und (Lebens)Zeit für die gemeinsame Sicherung unserer Lebensgrundlagen auf diesem Planeten einsetzen.