Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Jaron Wrage Für die Zukunft einzutreten - und das ist objektiv nicht anzweifelbar - soll nun kriminell sein. Das ist ja beinahe so, als gäbe es gar kein Interesse an einer demokratischen Gesellschaft mit Diskurs und Aktivität. Widerstand gegen den Regierungskurs auszuhalten gehört dazu, insbesondere wenn dieser Kurs gegen die Interessen der gesamten Gesellschaft, sogar der Zukunft aller Lebewesen gehen. Mit welcher bodenlosen Arroganz und Entfremdung der Kampf für eine vernünftige, lebenswerte Zukunft veurteilt und verfolgt wird, zeigt doch nur die Hilf- und Ahnungslosigkeit des Staates, wie es um die Generationen nach den Boomern steht. Statdessen sollte man sich darum kümmern, dass eben diese Widerstände gar nicht erst aufkommen - zum Beispiel, indem man angemessene Politik bietet anstatt Leute zu verarschen und dannzu kriminalisieren.

"Leute sehet genau hin, woher kommt denn die Gewalt?
Am Anfang stand doch nicht der Pflasterstein?
Was ist mit Rausschmiss und Verwertung, und den andern Schweinerei'n?
Gewalt hat vielerlei Gestalt"
Melanie Rothmund meiner Auffassung nach ist die bloße Anklage der fünf Personen nach §129 StGB absurd. Diesen Schritt sind Sie jedoch schon gegangen, weshalb es nun darum gehen muss, weitere Fehler in dieser Sache zu verhindern. Diesen Paragraphen so weit zu fassen und auf friedlichen, berechtigten Protest anzuwenden, ist weder rechtlich noch ethisch verstehbar und gerechtfertigt. Wie Sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gesehen haben, hat der Kapitalismus z. B. in den Auswüchsen der fossilen Industrie dazu geführt, dass Menschen und die Erde ausgebeutet, verschmutzt und zerstört wurden. Wenn nun also seitens der Zivilgesellschaft kein Protest stattfinden darf (wie gesagt, dieser ist friedlich und gewaltlos!!!), dann wird das immer weiter so gehen. Die schrecklichen Konsequenzen treffen jeden einzelnen Menschen. Möchten Sie wirklich mit dazu beitragen, Strukturen zu bekräftigen, die unser aller Lebensgrundlage in rasantem Tempo zerstören? Die Anklage erweckt den Anschein, dass Ihnen Menschenschutz auch nicht wichtig ist, denn genau das ist auch Klimaschutz. Ich persönlich wäre mit Freude so unpolitisch und unengagiert, wie Sie es wohl gerne hätten. Ich bin den fünf angeklagten Personen zutiefst dankbar, dass sie so mutig sind, ehrlich zu sprechen, sich zu engagieren und dass sie versuchen, eine Welt zu schaffen, in der ich auch in zwanzig Jahren noch gut leben kann. Die ökologischen Krisen kosten schon jetzt sehr viele Menschenleben. Warum wird es nicht strafrechtlich verfolgt, wer das zu verantworten hat? Es gibt im Jahr 2024 enorm viele wissenschaftliche Studien, die die Ursachen sowie die Folgen der bisherigen und aktuellen Lebens- und Wirtschaftsweise aufzeigen. Diese nochmals hier aufzuführen, ist hoffentlich nicht nötig. Ich möchte dennoch, dass Sie sich den IPCC 2023 durchlesen und in die Entscheidung über die Anklage mit einbeziehen. Ebenso bitte den Bericht "European Climate Risk Assessment" der Europäischem Umweltagentur. Die von Ihnen angeklagten Menschen tun alles dafür, dass sich die deutsche Politik dieser Fakten annimmt und entsprechende Konsequenzen ergreift, die die allerschrecklichsten Szenarien etwas abmildern können. Es darf wohl kaum als "kriminell" gelten, für die Lebensgrundlagen aller Menschen einzutreten, und das auf eine Art, die gewaltlos und friedlich ist. Ich darf wohl davon ausgehen, dass Sie den Maßstab der Verhältnismäßigkeit kennen. Wenn Sie einmal vernünftig davon gebrauch machen, dann sind schnell die Organisationen gefunden, die tatsächlich schlimme Auswirkungen zu verantworten haben. Eine massive Lobbyarbeit verhindert aber, dass diese zur Verantwortung gezogen werden.
Ich habe große Sorge, was eine Verurteilung in diesem Verfahren an Konsequenzen für unsere Demokratie, für unsere Lebensgrundlagen und für eine freie, engagierte Zivilgesellschaft haben wird. Die persönlichen Konsequenzen, die speziell Klimaaktivist*innen bereits heute auf sich nehmen sind enorm. Menschen werden davon eingeschüchtert, von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung und von ihrem Recht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch zu machen. Bewegungen aus der Geschichte zeigen aber, dass genau diese engagierten, mutigen Menschen so wichtig sind, um ein besseres Leben für alle zu ermöglichen. Und letztlich ist es doch das, was wir als Menschen alle möchten: friedlich zusammenleben, eine intakte Umwelt haben und "wir-sein" sowie frei sein dürfen. Und bitte verstehen Sie den Begriff der Freiheit nun nicht falsch: Freiheit ist nicht, tun und lassen können, was ich möchte (z. B. bezogen auf endlose Flugreisen), sondern Freiheit bedeutet, die anderen Menschen, Pflanzen und Tiere so zu achten, dass sie alle gut leben können. Speziell die fossilen Industrien schränken so massiv die Freiheit von Menschen ein. Ich selbst möchte leben dürfen. Ich möchte, dass andere leben dürfen und das geht beides sehr viel schlechter, wenn mutige, ehrliche Menschen wie die fünf Angeklagten für ihren legitimen, äußerst wertvollen Einsatz ungerechtfertigt bestraft und stigmatisiert werden. Schon allein eine Anklage ist völlig ungerechtfertigt. Diese Menschen haben den Kontakt zu ihren Mitmenschen, der Erde und ihrem eigenen Herzen noch bewahrt. Solche Menschen braucht die Welt. Ich wünsche mir, dass jeder Mensch diesen Frieden und auch den daraus entspringenden Wunsch, die Mitwelt zu schützen, in sich stärkt und kultiviert.
michael bukowiecki I strongly belive that all people have right for peacefull protest. Especially when it comes about so important things as climat changes alarm. Right now, farmers make so much worts things during their protests and no one call them criminals.
Letzte Generation isn't terrorist organisation only because their using not common protests tools. Using against them so strong charges (129§) is ridicolous.
Gaby Bailey Ich bin Rentnerin und habe mich mein Leben lang aktiv in die Zivilgesellschaft eingebracht. Ich bin und war mir immer bewußt, welches Privileg ich in einer Demokratie genieße, meine Meinung öffentlich vertreten zu können und mich nicht hilf- und bewußtlos den herrschenden Strukturen ausliefern zu müssen. Es beängstigt und entsetzt mich, dass versucht wird, junge Menschen zu kriminalisieren, die berechtigte Besorgnis und die Dringlichkeit entsprechenden Handelns durch friedliche Mittel protestierend äußern. Nicht nur ist Ihr Verfahren diskreditierend für Menschen, die ihr Recht auf Demonstrationen und friedliche Aktionen wahrnehmen, es verharmlost damit auch wirkliches schwerstkriminelles (Banden-)Verhalten, das unsere Gesellschaft als Ganzes gefährdet und jegliche Achtung vor der Unversehrtheit und Integrität anderer missen lässt. Bitte schützen Sie die Rechte unserer Demokratie, entmutigen oder verunsichern Sie nicht (junge) Menschen, die sich für berechtigte gesellschaftliche Anliegen einsetzen. Es sind viel zu wenige.