Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Petra Simon | Die Menschheit steht nachweislich am Scheideweg. Wenn nicht sehr sehr bald umgesteuert und alles getan wird, um ein völliges aus dem Ruder laufen des Klimawandels zu verhindern, wird das Leben auf der Erde für Milliarden Menschen sehr schwierig. Davor ist auch Deutschland nicht sicher. Die Erwärmung schreitet in Europa schneller voran als in anderen Teilen der Welt. Dabei haben wir die Möglichkeiten schon in der Hand; einzig der politische Wille und die Durchsetzungsfähigkeit der Regierung sowie die Nicht-Bereitstellung der finanziellen Mittel verhindern es. Das Zeitfenster schließt sich sehr bald. Junge Leute sind besonders betroffen. Nicht einmal die nächsten Jahre sind ihre Lebensbedingungen gesichert. Demonstrieren im rechtlichen Rahmen wird von den Regierenden, quer durch alle Parteien, weitgehend ignoriert. Statt froh über das Engagement der Jugendlichen zu sein, machen diese die Erfahrung, dass friedlicher Protest nichts bringt und ihre Zukunft auf dem Altar von Profit und Ignoranz geopfert wird. Kein Wunder dass die Protestbewegung resigniert oder zu anderen Mitteln greift, die zwar möglicherweise zu rechtlichen Konsequenzen führen aber zumindest mehr Aufmerksamkeit und Beachtung finden als die sogenannten legalen Mittel. Natürlich steht es dem Rechtsstaat zu, einzelne Taten von einzelnen Personen zu verurteilen. Aber dass eine Bewegung, die quasi aus Notwehr, zum Wohle aller, ohne finanzielle Interessen sich für unsere Zukunft engagiert, kriminalisiert werden soll und engagierte Personen zu Terroristen gemacht werden macht mich einfach nur traurig und fassungslos. Ich fordere Sie auf, den Paragrafen 129B StGB nicht auf die letzte Generation anzuwenden. Das wäre völlig unangemessen. |
Melanie Bardowa | Die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung, sondern eine Klimaschutzgruppe, die inzwischen zum Beispiel auch für das Europaparlament kandidiert. Klimaschützen ist kein Verbrechen und deshalb bin ich entsetzt, dass einige Mitglieder behandelt werden als wären sie Mitglieder der Mafia! Ihre Mittel, auf die Dringlichkeit von raschen und wirkungsvollen politischen Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe hinzuweisen, sind gewaltfrei. Das Ziel der Letzten Generation: Sie wollen die menschliche Zivilisation retten vor der Klimakatastrophe, in die die Menschheit immer weiter hineinläuft. Wenn die Treibhausgasemissionen, z. B. durch den Verkehr und Energiesektor, durch die Landwirtschaft, durch die Industrie und im Gebäudesektor, nicht schnell und drastisch reduziert werden, sind die Aussichten für die menschliche Zivilisation wie wir sie kennen dramatisch: Sie wird zu Grunde gehen und das Leiden durch die rapide Erderhitzung wird immer mehr und immer katastrophaler werden. Ich teile mit der Letzten Generation das Ziel: Ich will ebenfalls unsere Lebensgrundlagen bewahren und konsequent und schnellstmöglich das fossile Zeitalter beenden und umsteuern, hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Ich will, dass nicht nur meine Generation, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder ein gutes Leben führen können. Straßenblockaden erzeugen kein Klima der Angst, wie es bei kriminellen Banden der Fall wäre. Bilderrahmen mit Brei oder Farbe zu beschmutzen sind keine erheblichen Straftaten. Ich finde es völlig abwegig, aus solchen symbolischen Störaktionen eine erhebliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu konstruieren. Das höchste deutsche Gericht in Strafsachen, der Bundesgerichtshof BGH, gibt eine Erheblichkeitsschwelle für Ermittlungen wegen einer kriminellen Vereinigung vor. Diese Grundsätze der Rechtsprechung dürfen Sie nicht missachten und unerhebliche Störaktionen mit organisierter Kriminalität gleichsetzen. Mein Eindruck: Die Strafverfahren wegen Bildung einer angeblich kriminellen Vereinigung sind politisch motiviert. Schließlich stören auch andere immer wieder den Verkehr und werden nicht mit solchen Verfahren überzogen, z. B. führten die Traktorproteste aus der Landwirtschaft nicht zu Verfahren gegen Bauernvereinigungen. Ich habe den Eindruck, dass die Ermittlungen geführt werden, obwohl eigentlich klar ist, dass eine Verurteilung extrem unwahrscheinlich ist, weil das drastische Ermittlungen wie z. B. Abhören und Hausdurchsuchungen möglich macht. Das wirkt auf mich wie eine Maßnahme, um Aktive von ihrem Einsatz für den Schutz unserer Lebensgrundlagen abzuhalten und andere von entsprechendem Engagement abzuschrecken. Auch wenn die Mittel der Letzten Generation nicht meine eigenen sind: Das ist auf keinen Fall organisierte Kriminalität wie von gewalttätigen Banden. Sogar UN-Sonderberichterstatter Michel Forst warnt eindringlich vor einer Kriminalisierung von klimaaktivistisch engagierten Menschen, die er als "environmental defenders" bezeichnet. Er schließt dabei ausdrücklich Menschen ein, die zivilen Ungehorsam als Methode wählen. Stellen Sie das Verfahren ein! |
nur für die StA sichtbar | Ich wende mich an Sie, um Ihnen meine Verwunderung und Verärgerung zu übermitteln. Die Mitglieder der Letzten Generation stehen mit ihrem Namen, ihren Gesichtern, ihrer persönlichen Gesundheit für die Aktivierung unserer gesellschaftlichen Verantwortung zur Bewahrung unserer Lebensgrundlagen und der Chance auf eine sozial gerechte Zukunft für alle Menschen. Sie investieren und riskieren dabei eine Menge, dessen Schutz eigentlich im Grundgesetz garantiert ist. Diesen Schutz erwarte ich von der Executive und der Legislative - also dass Sie sich genau dafür einsetzen! Andererseits haben andere Menschen sich bereit erklärt Verantwortung zu übernehmen, sich wählen lassen und können sich jetzt leider nicht mehr an ihre Handlungen und Aussagen errinnern. Das ist natürlich sehr viel schwerer zu verfolgen. Aber genau hier wäre doch ein lohnenswerter Anfangsverdacht, dass etwas möglicherweise Kriminelles durch vereinigtes Zusammenwirken passiert ist. Bitte verfolgen Sie das und nicht diejenigen, deren Namen, Gesichter und Handlungen bereits vollkommen transparent sind! Die Kriminalisierung unbequemer, vorwiegend junger Menschen fördert leider die vielzitierte Spaltung der Gesellschaft. Bitte setzen Sie ein Zeichen dagegen, für ziviles Engagement, für Meinungs- und Versammlungs-Freiheit, für aktive demokratische Teilhabe und die Wahrung der demokratischen Grundlagen unseres Staates. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte Sie, in diesen Fall mit größter Sorgfalt abzuwägen. |
nur für die StA sichtbar | ich möchte, nein MUSS, gegen die Einstufung der Letzten Generation als kriminelle Vereinigung Stellung nehmen. Die Letzte Generation setzt sich friedlich und mit zivilem Ungehorsam für einen lebenswerten Planeten und gegen eine klimafeindliche Politik und Gesellschaft ein. Protest MUSS unbequem sein, sonst bewirkt er keine Veränderung. Und eine Protestgruppe als "kriminell" zu bezeichnen, deren Mitglieder von aggressiven Menschen Gewalt erfahren haben, obwohl sie selbst immer darauf geachtet haben, dass unbeteiligte Dritte nicht gefährdet wurden, grenzt an Hohn, wenn man an Proteste von Landwirten denkt, die gegen wirtschaftliche Benachteiligung protestieren und dabei fremdes Eigentum beschädigen, Politiker bedrohen und auch noch den Straßenverkehr großflächig lahm legen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Demonstrationsrecht sind zwei zentrale Rechte in unserer Demokratie. Die Einstufung der Letzten Generation als kriminelle Vereinigung wäre ein fatales Signal an alle Menschen, die sich friedlich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Bitte seien auch Sie sich Ihrer Verantwortung für unser aller Zukunft bewusst und urteilen Sie FÜR eine lebenswerte Zukunft und FÜR unsere Grundrechte. Danke! |