Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Helge Schulz | ich schreibe Ihnen heute, um meine tiefgreifenden Bedenken hinsichtlich der Anklage von 5 Menschen der Letzten Generation nach § 129 StGB zum Ausdruck zu bringen. Ich möchte Sie eindringlich bitten, die Angemessenheit dieser Maßnahme zu überdenken und von weiteren Schritten abzusehen. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige wichtige Argumente präsentieren, die aus meiner Sicht gegen eine Anklage sprechen: Verhältnismäßigkeit: In Anbetracht der Dringlichkeit der Klimakrise und der Bedeutung von Protesten für das Gemeinwohl halte ich es für unverhältnismäßig, Menschen zu verfolgen, die sich friedlich für eine bessere Zukunft einsetzen. Das Sitzen auf der Straße ist ein Akt völliger Gewaltlosigkeit und sollte als solcher anerkannt werden. Historische Verantwortung: Die Tradition des zivilen Ungehorsams hat eine lange Geschichte des sozialen Fortschritts geprägt. Viele bedeutende Errungenschaften, wie das Frauenwahlrecht oder der Atomausstieg, wurden durch solche Formen des Protests erreicht. Es liegt in unserer historischen Verantwortung, für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft einzutreten. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: Das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt, dass der bisherige Klimaplan nicht ausreicht, um den Schutz zukünftiger Generationen zu gewährleisten. Angesichts dieser Entscheidung besteht ein dringender Handlungsbedarf seitens der Politik, dem durch rechtsstaatliche Prozesse nicht hinreichend nachgekommen wird. Einhaltung des Grundgesetzes: Die Proteste der Letzten Generation stehen im Einklang mit den Grundwerten des Grundgesetzes, insbesondere den Menschenrechten, dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie dem Schutz zukünftiger Generationen gemäß Artikel 1, 2 und 20a. Recht auf Protest und freie Meinungsäußerung: Die Anklage gegen friedliche Protestierende bedroht grundlegende demokratische Rechte. Internationale Organisationen wie Amnesty International haben bereits auf die Einschränkung der Versammlungsfreiheit hingewiesen und Deutschland daher was die Menschenrechte betrifft heruntergestuft. Ich appelliere an Ihr Verständnis und Ihre Sensibilität für die dringende Notwendigkeit, die Anklage zurückzunehmen und den Dialog mit der Zivilgesellschaft zu suchen. Eine Kriminalisierung des Protests würde nicht nur unsere demokratischen Grundrechte untergraben, sondern auch das Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttern. |
Petra Post | ich schreibe Ihnen heute, weil ich als Mutter, als Großmutter, aber vor allem als verantwortungsvoller Mensch völlig fassungslos bin, dass Sie gegen Menschen vorgehen, die den Mut haben, mit Taten gegen den Mainstream und die Politik sowohl in diesem Land als auch in der EU ganz deutlich zu zeigen, dass der Planet brennt und wir sofort unser egoistisches Verhalten beenden müssen. 85% der Weltbevölkerung benutzt kein Auto und auch kein Flugzeug. Diese Menschen sterben, weil Sie Zeit dafür verschwenden, die Menschen versuchen einzuschüchtern und zu kriminalisieren, die endlich etwas tun - im Gegensatz zur von Lobbyisten zersetzten Politik. Diese 85% der Weltbevölkerung verlieren ihre Heimat, weil wir mit unserem "Wohlstand" die Erde zerstören. Ich schäme mich, dass in dieser Gesellschaft offenbar Geld und Zeit dafür da ist, um die, die das einzig Richtige tun, mit juristischen Mittel zu hindern. Sie halten uns alle, die wir nicht auf der Straße kleben oder mit anderen Aktionen etwas tun, den Spiegel vor. Es sieht nicht schön aus, was Sie sehen, wenn Sie in diesen Spiegel schauen. Auch wenn Sie keine Kinder haben, tragen Sie mit Ihrem Handeln Verantwortung für den Fortbestand unseres Heimatplaneten. Und falls Sie Kinder haben, werden Ihre Enkel Sie eines Tages fragen, was Sie getan haben, um die Umwelt und den Planeten zu retten. Ich hoffe für Sie, dass Sie dann nicht sagen müssen: Ich habe die Menschen kriminalisiert, die etwas getan haben, um die Katastrophe abzuschwächen. Denn auch das sollten Sie wissen, zu verhindern ist sie nicht mehr. Das "propagierte" 1,5 Grad-Ziel ist schon vorbei! Wir sollten es in jeder Nachrichtensendung hören, aber das wird totgeschwiegen. Ich wünsche dem Planeten, der Menschheit und auch meinem Kind und meinen Enkeln, dass Sie erkennen, das wir diesen Menschen DANKEN müssen, die unter dem Namen Letzte Generation etwas für uns alle tun. Bitte sorgen Sie dafür, dass wir nicht die Generation sind, die nur verbrannte und zerstörte Erde hinterlässt! Ich erhebe mit meiner Stellungnahme meine Stimme, um die Menschen zu schützen, die Sie vor Gericht zerren. Auch wenn Sie nicht erkennen sollten, was das für ein Riesenfehler ist, Sie werden diese Bewegung NIEMALS aufhalten, sie wird gegen alle politischen, juristischen und staatlichen Repressalien weiter das Richtige tun - für den Planeten und alle Bewohner. |
Franz Schiele | Ich finde es für unsere politische und unsere Rechtskultur sehr bedenklich und gefährlich, wenn Klimaaktivisten, die sich mit gewaltfreien Mitteln (der Einwand, Autofahrer zum Anhalten zu nötigen, sei Gewalt, ist geschenkt) für ein Anliegen einsetzen, das grundsätzlich von der großen Mehrheit der Gesellschaft und angeblich auch von der Bundesregierung geteilt wird und dessen beschleunigte Verwirklichung von der Wissenschaft einhellig und jedes Jahr dringlicher gefordert wird, nämlich die Anstrengungen für den Klimaschutz zu intensivieren, wenn also diese Klimaaktivisten mit dem Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung - ich finde kein passenderes Wort - "verfolgt" werden. Selbst wenn man über die Gewaltfreiheit ihrer Straßenblockaden noch geteilter Meinung sein mag, so zeugt deren Qualifizierung als "verwerflich" doch von einer Haltung, die in der (ohnehin nur noch in der Automobilwerbung stattfindenden) "Leichtigkeit" des Autoverkehrs einen sakrosankten Wert sieht und die Dimensionen der Klimakrise schlichtweg ignoriert. Die von manchen Gerichten verhängten drakonischen Geldstrafen oder gar Haftstrafen, auch das fragwürdige Mittel der Präventivhaft, sowie die insgesamt uneinheitliche Rechtsprechung erwecken den Eindruck, dass hier Aktivisten, die ihren Finger in die Wunde einer unzureichenden Klimaschutzpolitik legen und dabei temporär das vermeintliche Recht der Bürger auf freie Fahrt mit ihrem Automobil negieren, unverhältnismäßig bestraft werden. Eine Anklage nach § 129 StGB, der für ganz andere Arten der Kriminalität gedacht ist, würde eine fast schon groteske Steigerung politisch motivierter Verfolgung darstellen. Dies ist umso offensichtlicher, als in jüngster Zeit gesellschaftliche Teilgruppen unter Einsatz von schwerem Gerät (Traktoren und Lkws) deutlich massivere Straßenblockaden durchgeführt haben - ohne ernste Konsequenzen fürchten zu müssen, ja, teilweise sogar unter dem Beifall höchster Repräsentanten des Staates, etwa in Bayern. |
Diupl.-Ing. Dirk Jacobs StD | hiermit zeige ich mein Erstaunen über die Anklagepunkte gegen die Angeklagten. Die Angeklagten haben auf eine Tatsache hingewiesen, sie haben Ihre Meinung kundgetan, ohne selbst einen Vorteil zu haben, sondern im Gegenteil haben sie Anfeindungen einstecken müssen. Sie haben keine Gewalt angewendet. Dies ist mit dem Grundgesetz auf jeden Fall vereinbar, dass die Meinungsfreiheit garantiert. Sollte ihnen vorgeworfen werden, dass sie Krankentransporte behindert haben, müssen die Traktordemonstrationen der Landwirte genauso behandelt werden. Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die Landwirte sind Unternehmer, die für eigenes Unternehmen gestreikt haben. Ziviler Ungehorsam war das Tun der Angeklagten nicht, es war eine hochengagierter Protest gegen die offensichtliche Fehlentwicklungen der politischen Entscheidungen. |