Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Henning Holst als Bürger dieses Landes bin ich sehr froh, dass es eine unabhängige Staatsanwaltschaft gibt, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteile zum Schutze des Rechtsstaates und der Demokratie.
Das Verfahren zur Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen Mitglieder der letzten Generation halte ich aus verschiedenen Gründen für unangebracht und sogar für gefährlich. In erster Linie deshalb weil sich hier Menschen unterschiedlichen Alters für demokratische Grundrechte und Grundwerte eingesetzt haben. Es ist aus meiner Sicht, ein Grundrecht, dass alle aktuell lebenden Generationen eine gesicherte Zukunftsperspektive haben. Das bedeutet für mich, dass wir jetzt unseren Blick darauf wenden, welche Folgen unser aktueller Lebensstil hat und wie wir jetzt die negativen Auswirkungen minimieren können. Nach vielen Jahrzehnten, in denen diese Sichtweise schlicht ignoriert wurde, erkennen wir heute, wissenschaftlich gesichert, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt für einen grundsätzlichen Wandel. Dieser Wandel muss die Veränderungen, die unser aktuelles Handeln für die zukünftigen Lebensgrundlagen hat, einbeziehen und, aufgrund der fortgeschrittenen Probleme mit katastrophalen Auswirkungen, wir müssen schnell Handeln.
Diese Sichtweise des Einbeziehens der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen ist auf der intellektuellen und wissenschaftlichen Ebene nicht neu. In der Wirtschaft und der Politik wurde diese Denkweise jedoch in den meisten Fällen nicht konkret angewandt. Dies hat zur Folge, dass junge Menschen in eine Welt hineinleben, die von wissenschaftlich validen Katastrophenszenarien gekennzeichnet ist.
Als Wissenschaftler habe ich mich einige Jahrzehnte mit den konkreten Folgen der aktuellen landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion auseinandergesetzt. Mein Fazit ist, die Folgen eines "Immer weiter so" sind unüberschaubar und kaum konkret vorhersehbar - sie sind jedoch in jedem Fall so einschneidend, dass sie zu großem Hunger und großer Not führen werden. Insgesamt sind nicht nur die menschlichen Lebensgrundlagen in akuter Gefahr - und diese Gefahr ist messbar.

Aus meiner Sicht sind Proteste, die diese Probleme benennen und eine neue politische Ausrichtung fordern, angebracht und notwendig. Vor allem sind sie in einem hohen Maße altruistisch, haben also nicht nur ihren eigenen Vorteil im Blick. Bei den vielen Gesprächen, die ich mit Menschen geführt habe, die sich an den Protesten und Aktionen letzten Generation beteiligt haben, ist nie die Staatsform der Demokratie in Frage gestellt worden. Vielmehr ist unsere Staatsform eine Hoffnung auf Mitbestimmung und Einflussnahme.
Argumente gegen die Gründung einer kriminellen Vereinigung:
- Anwendung friedlicher Mittel des Protestes
- Aufruf zu ausschließlich friedlichem Protest
- Die vorhandenen Strukturen sind offen und weitgehend transparent
- Es gibt keine erkennbare gemeinsame politische Grundhaltung
- Die Proteste und Aktionen gründen sich auf klare wissenschaftlich belegbare Fakten
- ...

Es mag sein, das vielen Menschen die Form und die Beharrlichkeit der Proteste nicht gefallen. Es mag auch sein, das bei den Aktionen von Seiten der letzten Generation Fehler gemacht wurden. Es sind und bleiben jedoch Protestformen des zivilen Ungehorsams, die in erster Linie aufmerksam machen wollen wie dringend wir unser Verhalten auf allen Ebenen überdenken und verändern müssen, wenn wir unseren Erben ein Erbe hinterlassen wollen, für das sie dankbar sind.
Die Grundhaltungen der letzten Generation zeigen sich auch in ihrer psychologischen, sozialen und kommunikativen Fürsorge. Und da wir ja alle zu den letzten Generationen gehören, die den notwendigen Wandel vollziehen können, sollten wir als Gesellschaft können wir die Menschen ernst nehmen und sie in unsere Mitte einladen, um uns mit ihnen auszutauschen.
nur für die StA sichtbar Eine Anklage bzw. strafgerichtliche Verurteilung wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" (§129 StGB) gegen bzw. von Mitglieder(n) einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die ausschließlich dem Zweck dient, friedfertige Proteste für verfassungsrechtlich bewährte Klimaschutzziele zu organisieren, ist mit dem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit nicht vereinbar.
Jochen von Bernstorff (Prof. Dr. iur.)
nur für die StA sichtbar die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung, sondern eine Klimaschutzgruppe, die inzwischen zum Beispiel auch für das Europaparlament kandidiert.

Klimaschützen ist kein Verbrechen und deshalb bin ich entsetzt, dass einige Mitglieder behandelt werden als wären sie Mitglieder der Mafia!

Ihre Mittel, auf die Dringlichkeit von raschen und wirkungsvollen politischen Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe hinzuweisen, sind gewaltfrei.

Der Gesamtzusammenhang ist Ihnen ja bekannt: eine 15jährige Schwedin hat mit Bestätigung der weit überwiegenden Mehrheit der weltweiten fachwissenschaftlichen ForscherInnengemeinde führenden Politikern aller großen Wirtschaftsnationen vorgehalten, sie würden wirtschaftliche Betätigung mit übelsten ökologischen Folgen (aber hohen Profiten) nicht nur zulassen, sondern auch noch aus Steuermitteln subventionieren. Vor allem auf Druck der weltweiten, insb. der europäischen/deutschen Klima- und Umweltbewegung wurden teils erstmals längst überfällige Klima- und Umweltschutzgesetze erlassen, andere geringfügig und zum Schein "verschärft", inzwischen oft wieder zur "Planungsbeschleunigung" neutralisiert. Einzelne Regierungen haben auch bereits gegen ihre eigenen Klimaschutzgesetze verstoßen. Begleitvorschriften zu Klimagesetzen erwecken den Anschein, ihre Aufgabe sei es, Umweltgesetze auszuhebeln. Anstatt angesichts der berechtigten, schwerwiegenden Vorwürfe der jungen Menschen beschämt den Hut zu nehmen, versuchen die von uns allen bezahlten Polit-Funktionäre der großen Parteien, die Vorwürfe zu ignorieren, erst gar nicht inhaltlich darauf zu antworten und die um ihre Gesundheit besorgten überwiegend jungen Menschen, die den grundgesetzlich gebotenen staatlichen Schutz für ihre Gesundheit und ihr Leben und das ihrer Kinder einfordern, teils unter Missbrauch des staatlichen Gewaltmonopols mit Bußgeld- und Strafverfahren zu überziehen und in verlängerten Unterbindungsgewahrsam zu schicken; einige ihrer ngo's werden durch Entzug der Gemeinnützigkeit bedrängt und ihre Bewegung wird von staatstragenden Politikern (tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen nur "alte, weiße Männer") als "linksorientiert" ausgegrenzt und diffamiert. Teils wurden Demonstrierende durch übertriebene körperliche Gewalt von Einsatzkräften eingeschüchtert und so Repressionen ausgesetzt, während gleichzeitig offizielle Funktionsträger (ungestraft!) von einer grünen Terroristengruppe schwadronierten und durch den Einsatz staatlicher Gewalt unnötige CO2-Emissionen erst ermöglichten (u.a. RWE, Lützerath) . Ob der Vorwurf der DUH (Pressemitteilung vom 13.03.24, 1) zutrifft, Regierungsmitglieder hätten entgegen fachlichem Rat unterstellter Behörden Klima-, Umwelt- und damit Gesundheitsschutz verhindert, kann wohl nur ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss klären, abhängig von dessen Ergebnis wären ggf. strafrechtliche Ermittlungen zu prüfen. Und bedenken Sie bitte bei den Gründen für das vorgeworfene Handeln, dass sich die Angeschuldigten durch das Unterlassen und Zögern der Regierungen an Leib und Leben gefährdet fühlen und sich somit zu verteidigen versuchen.
Bitte ermitteln Sie zumindest auch, wer für die durch die ungebremste Klimaerwärmung aufgetretenen Hitzeopfer insb. in schlecht isolierten Großstadtwohnungen in hochversiegelten, schlecht durchlüfteten Siedlungen weitgehend ohne Grünflächen die Verantwortung zu tragen hat - und welche Strafvorschriften für solch bestürzendes Unterlassen, für klima- und umweltschädliches Regierungshandeln wider besserem Wissen erst noch erlassen werden müssen. Und um den "Richtigen" noch jahrzehntelang mit ökologisch schädlichem Verhalten satte Profite zu ermöglichen, wird der notwendige Gesundheitsschutz und politisches Umsteuern als Frage demokratischer Mehrheiten dargestellt und nicht als die grundgesetzliche Pflicht zum Schutz von Gesundheit und Leben aller Menschen im Land.

Auch wenn die Mittel der Letzten Generation nicht meine eigenen sind: Das ist auf keinen Fall organisierte Kriminalität wie von gewalttätigen Banden.

Sogar UN-Sonderberichterstatter Michel Forst warnt eindringlich vor einer Kriminalisierung von klimaaktivistisch engagierten Menschen, die er als "environmental defenders" bezeichnet. Er schließt dabei ausdrücklich Menschen ein, die zivilen Ungehorsam als Methode wählen.

Deshalb meine Aufforderung: Stellen Sie das Verfahren ein!



1) https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/ich-habe-es-nicht-fuer-moeglich-gehalten-dass-ich-jemals-in-eine-solche-situation-komme-deutsche/
nur für die StA sichtbar Sehr geehrte Damen und Herren der StA Neuruppin,

Laut dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, rasen wir in die Klimahölle. Dasselbe sagen auch deutsche Wissenschaftler, wie Schellnhuber, einer der weltweit renommiertesten Klimaexperten. Fast alle Staaten der Erde haben auf der 21. UN-Klimakonferenz 2015 mit dem Übereinkommen von Paris einen Vertrag unterzeichnet, nach dem sie Anstrengungen unternehmen wollten, die 1,5 Grad nicht vor zum Jahr 2100 zu erreichen. Dies ging schon mal schief. Die 1,5 Grad habe wir schon 77 Jahre vorher, nämlich im Jahr 2023 gerissen.
Wir müssen den fossilen Wahnsinn stoppen. Fast alle Politiker weltweit sind auf dem falschen Kurs und werden von Machtinteressen und dem Profitstreben der Lobbyisten der fossilen Industrie geleitet. Diese wissen, dass nicht mehr allzu lange Geld damit gemacht werden kann.

Die Bundesregierung ignoriert ihre eigenen Klimagesetze. Sie hört nicht auf den eigenen Expertenrat für Klimafragen. Alles was die Bundesregierung tut ist Greenwashing.

Die Zivilgesellschaft ist gefordert, den Menschen die Augen zu öffnen und gegenzusteuern. Wenn sich mehrere Menschen dafür engagieren, dürfen sie nicht als kriminelle Vereinigung diffamiert werden. Ich habe bei verschiedenen Gerichtsverhandlungen in Frankfurt a. M. als Beobachter teilgenommen. Immer wieder sagten Richter:innen und Staatanwält:innen, sie müssten wegen Nötigung verurteilen. Sie verstünden die Beweggründe und sehen die Klimakrise. Aber in den nächsten Jahren werde möglicherweise anders geurteilt. Bitte urteilen Sie jetzt schon anders!

Mit freundlichen Grüßen