Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Martin Donat | In meinen Augen ist die Anschuldigung, dass die sogenannte „Letzte Generation“ eine kriminelle Vereinigung gebildet habe, unbegründet und eher ein absurd anmutender Versuch, wissenschaftliche Erkenntnisse zu kriminalisieren, indem die Täter-Opfer-Dynamik umgekehrt wird. Es besteht ein allgemeiner und unbestrittener wissenschaftlicher Konsens darüber, dass es dringend erforderlich ist, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken, um die Lebensgrundlagen von uns allen zu erhalten. Die Bemühungen der „Letzten Generation“, angesichts dieser Bedrohung durch die Ausübung ihrer Grundrechte gegen die Untätigkeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu protestieren, sind meiner Ansicht nach vollkommen legitim. Die Protestaktionen der „Letzten Generation“ finden öffentlich statt und führen lediglich zu minimalen Sachschäden oder Verzögerungen im alltäglichen Ablauf. Verglichen mit anderem, was tagtäglich passiert, sind die Auswirkungen wohl eher minimal: Verkehrsunfälle, Staus, Streiks, die unglaubliche Kosten verursachen… Wo ist da die Verhältnismäßigkeit? Angesichts dieser Umstände erscheint mir die Anschuldigung der Bildung einer kriminellen Vereinigung unangemessen und vollkommen absurd. Als Nicht-Jurist frage ich mich vielmehr, ob nicht eher die verantwortlichen PolitikerInnen mit dem Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung konfrontiert werden sollten? Fahrlässigkeit, Inkompetenz oder Korruption sind hier Vorwürfe, die ich für dringend überprüfenswert halte… es kann doch nicht sein, dass unsere PolitikerInnen mit all dem Wissen einfach nichts tun und stattdessen friedlich Protestierende einfach weggesperrt werden sollen?!? |
Tina Schneider | was ist aus der Generationengerechtigkeit geworden? Die Erwachsenen sorgen dafür, dass die Zukunft der nachfolgenden Generationen nicht eingeschränkt wird. Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung egal welcher Generation er oder sie angehörig ist. Derzeit schränken die älteren Generationen jedoch die Zunkunft ihrer Kinder dermassen ein, dass es Menschen braucht, die sowohl die Interessen der Natur als auch die Interessen unserer Kinder und Enkel vertritt. Dafür stehen die hier angeprangerten Personen ein und opfern ihre Rechtschaffenheit gegenüber den staatlichen Organen. |
Prof. Dr. Thomas Wilde | mit großer Sorge verfolge ich Ihre Ermittlungen gegen Klimaaktivisten nach § 129 StGB wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Wie Sie wissen, ist dieser Paragraf ist für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Terrorismus vorgesehen, nicht für friedliche Demonstranten, die sich mit legitimen Mitteln für Klimaschutz einsetzen. Die Anwendung des § 129 StGB auf Klimaproteste halte ich für einen unverhältnismäßigen Eingriff in Grundrechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Sie kriminalisiert zivilgesellschaftliches Engagement und schüchtert Menschen ein, die sich für eine lebenswerte Zukunft stark machen. Das schadet unserer Demokratie. Ich fordere Sie dringend auf, die Ermittlungen einzustellen und von einer Anklageerhebung abzusehen. Ich bitte Sie inständig, die Ressourcen unseres Rechtsstaats auf die Verfolgung echter Straftaten zu konzentrieren, anstatt friedliche Klimaschützer zu verfolgen! Der Protest für mehr Klimaschutz verdient in einer Demokratie keinen Extremismus-Vorwurf, sondern Respekt und rechtlichen Schutz, wie ihn auch viele andere Gruppen, wie zuletzt Landwirte mehrheitlich zurecht genießen. |
Jakob Dellago | Friedlicher ziviler Widerstand, so wie ihn die Letzte Generation betreibt, ist wichtig für eine funktionierende Demokratie. Das Engagement aus der Zivilbevölkerung und insbesondere friedlicher ziviler Widerstand hat für die Umsetzung von Rechten gesorgt, die heute niemals mehr wegzudenken sind. Das Frauenwahlrecht, das zB in Großbritannien auch dank der Suffragetten eingeführt wurde. Die Abschaffung der Rassentrennung in der USA mit Martin Luther King und den Freedom Riders. Oder die Einführung der Demokratie in Serbien im Jahr 2000, an dem die Widerstandsbewegung "Otpor" entscheidend und federführend beteiligt war. Wenn Sie die Bewegung kriminalisieren, dann beteiligen sie sich an dem Bruch des Artikel 20a Grundgesetzbuch ("Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung") und an dem Verbrechen an unserer und zukünftiger Generationen. Denken Sie daran, wie ihre Kinder, ihre Enkelkinder und schlussendlich Sie selbst in ein paar Jahren an diese Entscheidung bewerten werden. |