Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Cornelia Becker | ich bin schockiert über das von Ihnen eingeleitete Verfahren wegen § 129 StGB zur Bildung krimineller Vereinigungen gegen Klimaaktivist:innen und Journalist:innen. Es gibt einen breiten naturwissenschaftlichen Konsens darüber, dass die moderne Zivilgesellschaft mit ihrer Lebensweise das Klima des von uns allen bewohnten Planeten so verändert, dass das Überleben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und sogar des Menschen bedroht ist - ohne dass wir einen Planet B hätten. Das Bundesverfassungsgericht hat im März 2011 festgestellt, dass unser Grundgesetz das Ergreifen wirksamer Maßnahmen gegen die menschengemachte Erderwärmung verlangt. Die aktuelle Politik unserer Bundesregierung muss somit leider als verfassungswidrig eingestuft werden, was auch schon zahlreiche Verfassungsrechtler:innen hinreichend erläutert haben. Vor diesem Hintergrund ist es letztlich der gesunde Menschenverstand, der Menschen in diesem Land dazu bringt, sich in zivilem Ungehorsam und Widerstand für die (verfassungsrechtlich verankerten) Rechte von existierenden Lebewesen und nachfolgenden Generationen einzusetzen. Wie das dann kriminalisiert werden kann, ist mir ein Rätsel. Wenn feststeht, dass eine Bundesregierung fortlaufend gegen die geltende Verfassung verstößt, müsste dann nicht diese als kriminelle Vereinigung betrachtet werden? Wir feiern heute den - unter Hitler selbstverständlich ungesetzlichen - Widerstand gegen ein menschenverachtendes Nazi-Regime. Ich bin fest davon überzeugt, dass ziviler Ungehorsam und friedlicher Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen in unserer Demokratie auch gefeiert werden muss - statt kriminalisiert zu werden. Und ein freier Journalismus ist zwingend für jede Demokratie - wie uns aktuell am Gegenbeispiel Russlands wohl hinreichend bewusst vor Augen geführt wird. Ich bin kein Jurist, aber als Bürgerin dieses Landes, studierte Umweltökonomin, frühere Journalistin und vor allem als Mutter verstößt die von Ihnen vorgebrachte Anklage schwer gegen mein Gerechtigkeitsempfinden. Daher wäre ich Ihnen als Mensch sehr dankbar, wenn Sie meine Stellungnahme bei Ihrem weiteren Vorgehen berücksichtigen würden. |
Zoe Ruge | Im Folgenden möchte ich zu der geplanten Anklage von Ihrer Seite gegenüber fünf Menschen der Letzten Generation nehmen. Diese Menschen haben sich in den letzten Jahren ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie wir es als Gesellschaft und als Gemeinschaft schaffen können, sozial-gerecht und ohne durchgehend schwellende Konflikte, diesen begrenzten Platz auf unserer Erde nutzen können. Ohne, dass wir Menschenleben und Ressourcen unnötigerweise gefährden und aktiv zerstören. Eine Anklage gegenüber solch demokratischen Prozessen – Wandel über störende und eindeutige Aktionen und Proteste – ist ein falscher Schritt in eine beunruhigende Richtung. Ich hoffe, dass auch Sie nicht in einem Staat leben möchten, der signalisiert, dass Proteste und Stellungnahmen aus der breiteren Zivilgesellschaft unerwünscht sind. Dass solches Engagement direkt bekämpft wird. Dass auf kleine Gruppierungen, die versuchen Großes zu bewirken mit einem Paragraphen aus dem Strafgesetzbuch vorgegangen wird, der für Mafiosi und tatsächlich organisiertes Verbrechen gemacht wurde. Ein Paragraph, der durchaus auch insgesamt fragwürdig erscheint. Fragwürdig, da selbst das Flyer verteilen für Vorträge auf einer angemeldeten Versammlung von Fridays For Future darunterfallen könnte. Oder eben meine hiermit eingereichte Stellungnahme. Eine Verfolgung von eben dieser fünf Beschuldigten trifft nicht nur deren persönliches Leben, Engagement und Zukunftsperspektiven. Es trifft ihren gesamten sozialen Kontext, ihr Wohlergehen, und den Einfluss, den der Umgang mit ihren altruistischen Motiven. Durch ein solches Vorgehen von Ihrer Seite sorgen Sie dafür, dass Menschen abgeschreckt werden davon, sich für eine lebendige und überlebensfähige Gesellschaft einzusetzen. Sie sorgen dafür, dass meine kleinen Geschwister nicht wissen, ob die Teilnahme an einer Demonstration sie vielleicht in Schwierigkeiten bringt. Ob sie dann nicht überwacht werden. Wieso sollten wir wollen, dass Menschen sich nicht mutig und optimistisch für uns alle einsetzen? Ich bitte Sie, sich diese Fragen aufrichtig und ehrlich zu stellen. Denn dieses Thema geht auch an Ihnen in Ihrer professionellen Rolle nicht vorbei. |
Markus Franzen | Menschen der "Letzten Generation" sind Menschen, denen die "Bewahrung der Schöpfung" sehr am Herzen liegt. Ich halte es daher für illegal, diesen Menschen den Prozess zu machen, weil sie keine Straftat begangen haben. |
nur für die StA sichtbar | Was soll sonst getan werden, wenn seitens der Regierung nichts unternommen wird. Wie lang noch zusehen? Die Zeit rast. Wie kann man nur den sich immer weiter verschlimmernden Zustände bzgl. unserer Klimaveränderungen zuschauen. So achtlos mit den nächsten Generationen und der Umwelt umzugehen ist einfach absolut nicht hinzunehmen. Wie kann man die Wissenschaft nur so ignorieren und Leute verurteilen, die händeringend versuchen, die Botschaften der Wissenschaft hinauszutragen und aufzuklären. Was soll sonst die Lösung sein, wenn keiner zuhört? Als ob ein/e Klimaaktivist*in nichts besseres zu tun hätte? Aber sicher! Hut ab vor allen Menschen die den A. in der Hose haben und sich solch einer Situation aussetzen und das Risiko eingehen, einfach nur auf Hass und Sanktion zu stoßen - und trotzdem weitermachen!! Das sollte zu denken geben. Angesichts der Bauernproteste, welche nicht ansatzweise gleichwertig geahndet und behandelt wurden, sehe ich es als hochkritisch an, hier eine Anklage zu erheben. Eine Anklage und Strafe für Menschen, die für das Wohl der Menschheit und des Weltklimas kämpfen und auf die Straße gehen sollte definitiv unterlassen werden. Was ist das bitte für ein Zeichen von Unterdrückung, ein Perspektivwechsel, mehr Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen wäre hier seitens der Staatsanwaltschaft und Regierung bitte angebracht. Als ob nicht jeder wüsste, wies um die aktuelle Situation steht und dass es lange bereits 5 vor 12 ist. Ich appelliere an den menschlichen Verstand und bitte darum zu verstehen, dass dies kein Spaß ist, was die Klimaaktivist*innen hier treiben. Es ist Ihnen verdammt ernst … und die machen weiter… Höchste Zeit, dass auch diejenigen, die etwas zu sagen haben endlich die Sache ernst nehmen, den Kapitalismus nach hinten verlagern und der Wissenschaft und den Studien, Forschungsergebnissen sowie die bereits jetzt sichtbar spürbaren und greifbaren Veränderungen endlich ins Auge zu schauen … Kein Wegschieben der Verantwortung wünsche ich mir. Ebenso, einen Austausch und Gespräche - so müsste man vielleicht auch nicht mehr auf die Straße gehen … als ob sich jemand aus Langeweile auf die Straße sitzt. Wenn die Regierung nur endlich wahrnehmen würde und Handlungen folgen würden, dann würde die Situation sich womöglich auch wieder auflösen. Man sollte hier wirklich darüber nachdenken, ob hier nicht andere verklagt werden sollten … unterlassene Hilfeleistung der Regierung bzgl. nachkommenden Generation? Ich bitte darum, keine Anklage zu erheben für ein Ereignis, welches grundlegend für etwas kämpft, dass der Menschheit zu Gute kommen würde. Danke |