Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Dr. Wolfgang Seim | Das Ziel der Klimaaktivisten der Letzten Generation ist die Bewahrung lebenswerter Umstände auf diesem Planeten im Angesicht der fortschreitenden Klimakatastrophe. Ihre Handlungen sind getragen von der Verzweiflung darüber, dass die politischen Instanzen die notwendigen Maßnahmen unterlassen und nur spektakuläre Aktionen geeignet sind, die Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit auf die Problematik zu richten. Die Aktivitäten der Letzten Generation sind selbstlos - sie sind nicht auf die Erlangung persönlicher Vorteile gerichtet - und werden in späterer Zeit nach meiner Überzeugung einmal als Beispiele zivilen Ungehorsams in einem Zuge mit Aktionen zur Bürgerrechtsbewegung gegen die Rassentrennung in den USA genannt werden. Es ist offensichtlich, dass die Letzte Generation weder eine terroristische noch eine kriminelle Vereinigung ist. Ich fordere Sie daher nachdrücklich auf, von einer weiteren Strafverfolgung der betroffenen Personen abzusehen. Aktuell ist auch zu bedenken, wie anders mit den Protesten der Bauern verfahren wird, die wenn nicht sogar gewalttätig dann doch im Sinne einer Nötigung Nichtbetroffener die Aktionen der Letzten Generation oftmals übertrafen. Mir ist nicht bekannt, dass dies durch die Justiz verfolgt würde( , außer in Fällen, wo es zu massiver Gewaltanwendung gekommen ist). |
Martin Rödiger | Es macht mich zutiefst besorgt, dass einige Menschen, die sich für den Erhalt unserer Welt einsetzen, unter dem Verdacht stehen, eine kriminelle Vereinigung zu bilden. Obwohl Staus und Verkehrsbedingungen absoluter Alltag sind. Es erschüttert mich, das ein demokratisches Land nicht in der Lage ist, ein sehr wichtiges Element der Demokratie, den Protest bestimmter politischer Gruppen, in die politische Landschaft integrieren zu können. Es widerspricht völlig meinem Verständnis von Demokratie. Es macht mir Angst, wohin das führen wird, wenn wir jetzt schon mit dem Erstarken der Rechten Kräfte kämpfen und gleichzeitig die Legitimation verlieren, uns auf den Straßen für den Erhalt der Lebensgrundlagen für uns, unsere Kinder und unsere Enkel einsetzen zu können. Ich hoffe sehr, das in diesem Prozess die guten demokratischen Werte, die die Spannung einer nicht homogenen Gesellschaft aushalten kann, siegen werden! |
Lisa Gutscher | ich möchte meine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben, die gegen die Gruppe erhoben wurden, die sich für die Erhaltung der Lebensgrundlagen der Menschheit einsetzt. Es ist meine feste Überzeugung, dass eine solche Gruppe, die sich auf friedliche Weise für das Wohl und die Sicherheit der Menschheit einsetzt, nicht als kriminelle Vereinigung betrachtet werden kann. Ihre Aktivitäten sollten im Gegenteil als positiver Beitrag zur Gesellschaft betrachtet werden. Die Mitglieder dieser Gruppe setzen sich für die Bewahrung der Umwelt, den Schutz bedrohter Arten, die Förderung erneuerbarer Energien und die Bekämpfung des Klimawandels ein. Diese Ziele sind von grundlegender Bedeutung für die Zukunft unseres Planeten und sollten daher unterstützt und nicht kriminalisiert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass die Aktivitäten dieser Gruppe gewaltfrei und im Einklang mit den Grundsätzen des demokratischen Rechtsstaates erfolgen. Sie nutzen friedliche Mittel wie Demonstrationen, Petitionen und Aufklärung, um ihre Ziele zu erreichen. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sie Gesetze brechen oder Gewalt anwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Ich bitte daher dringend darum, dass die Staatsanwaltschaft und das Gericht diese Stellungnahme sorgfältig prüfen und in ihre Entscheidung über eine mögliche Anklageerhebung nach § 129 StGB einbeziehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Rechte und die legitimen Anliegen dieser Gruppe respektiert und geschützt werden, um eine positive Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Zukunft für alle zu fördern. |
Johanna Pfeffer | Werte Staatsanwält:innen, Grund- und Menschenrechte sollten stets ein Korrektiv einer allzu wörtlichen und ungerechten Gesetzesauslegung sein. Die Absurdität, Menschen als kriminell zu bezeichnen, deren Intention darin besteht, uns alle (auch Sie) vor den Folgen der ungebremsten Erderwärmung zu schützen, ist gelinde gesagt - absurd. Ich danke diesen Menschen sehr, dass sie aktiv geworden sind und versuchten und versuchen, unser Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Konsequenzen das ständige "weiter, höher, schneller" für uns alle hat. Unsere Politiker scheinen mehr und mehr nur für die Dauer der eigenen Amtszeit Verantwortung zu übernehmen. Der Klimaschutz ist jedoch eine Generationenaufgabe und die Politik weltweit ist dermaßen in Verzug, dass wir uns um unsere Kinder und Enkel allergrößte Sorgen machen müssen. Und der "Souverän" wird nicht gehört. Die Mehrheit der Bundesdeutschen befürwortet vernünftigerweise ein Tempolimit als eine kleine Maßnahme in die richtige Richtung. Die Politik knickt vor den Autoherstellern ein - zu unser aller Lasten und Gesundheitsschaden. Und da ist eine Gruppe von Menschen, die nicht mehr zusehen will. Ja, sie haben sog. "Straftaten" der "Nötigung" begangen. Aber in einer ethischen Betrachtung ist die temporäre Beschränkung der "freien Fahrt für freie Bürger" ein lächerlich kleiner Eingriff im Gegensatz zur fortgesetzten Verantwortungslosigkeit des Verkehrsministeriums und zum zweiten sollte der Begriff "kriminelle Vereinigung" nicht völlig verharmlost werden. Kriminelle Vereinigungen handeln in der Regel zum eigenen Vorteil und keineswegs altruistisch. Klimaschützer hingegen haben nur Nachteile durch ihr Handeln und nehmen diese für unser aller Wohlergehen in Kauf. |