Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Arne Kelm Zuerst bitte ich den folgenden Text zur Kenntnis zu nehmen:
Version vom 11. Juli 2023
Synthesebericht
zum
Sechsten IPCC-Sachstandsbericht (AR6)
Hauptaussagen aus der
Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung (SPM)
A. Derzeitiger Stand und Entwicklungen
Beobachtete Erwärmung und ihre Ursachen
A.1 Menschliche Aktivitäten haben eindeutig die globale Erwärmung verursacht, vor allem
durch die Emission von Treibhausgasen. Dadurch lag die globale Oberflächentemperatur im
Zeitraum 2011–2020 um 1,1 °C höher als der Wert von 1850–1900. Die globalen Treibhaus-
gasemissionen haben weiterhin zugenommen, wobei die historischen und gegenwärtigen
Beiträge aus nicht-nachhaltiger Energienutzung, Landnutzung und Landnutzungsänderung,
nicht-nachhaltigen Lebensstilen sowie Konsum- und Produktionsmustern über Regionen, Län-
der und Einzelpersonen sowie innerhalb von Ländern ungleich verteilt sind (hohes Vertrauen).
Beobachtete Änderungen und Folgen
A.2 Es haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, im Ozean, in
der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden. Der vom Menschen verursachte Klimawan-
del wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Dies
hat zu weitverbreiteten nachteiligen Folgen und damit verbundenen Verlusten und Schäden
für Natur und Menschen geführt (hohes Vertrauen). Verwundbare Bevölkerungsgruppen, die
historisch am wenigsten zum aktuellen Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnis-
mäßig stark betroffen (hohes Vertrauen).
Gegenwärtiger Anpassungsfortschritt sowie Lücken und Herausforderungen
A.3 Die Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen ist in allen Sektoren und Re-
gionen vorangeschritten, mit nachgewiesenen Nutzen und unterschiedlicher Wirksamkeit.
Trotz der Fortschritte gibt es Anpassungslücken, die bei den derzeitigen Umsetzungsraten
weiterhin zunehmen werden. In einigen Ökosystemen und Regionen wurden harte und wei-
che Grenzen der Anpassung erreicht. In einigen Sektoren und Regionen findet Fehlanpassung
statt. Die derzeitigen globalen Finanzströme für Anpassung sind unzureichend für die Umset-
zung von Anpassungsoptionen und schränken diese ein, insbesondere in Entwicklungsländern
(hohes Vertrauen).
Version vom 11. Juli 2023
Gegenwärtiger Minderungsfortschritt, Lücken und Herausforderungen
A.4 Regelwerke und Gesetze zur Minderung des Klimawandels wurden seit dem AR5 be-
ständig ausgeweitet. Die globalen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030, die sich aus den bis
Oktober 2021 angekündigten national festgelegten Beiträgen (Nationally Determined Contri-
butions, NDCs) ergeben, machen es wahrscheinlich, dass die Erwärmung im Laufe des 21.
Jahrhunderts 1,5 °C überschreitet und erschweren die Begrenzung auf unter 2 °C. Es gibt Lü-
cken zwischen den projizierten Emissionen aus umgesetzten Maßnahmen und denen aus den
NDCs, und die Finanzströme erreichen nicht das Niveau, das nötig wäre, um die Klimaziele in
allen Sektoren und Regionen zu erreichen. (hohes Vertrauen)
B. Zukünftiger Klimawandel, zukünftige Risiken und langfristige Maßnah-
men dazu
Zukünftiger Klimawandel
B.1 Anhaltende Treibhausgasemissionen werden zu einer zunehmenden globalen Erwär-
mung führen, wobei 1,5 °C in den betrachteten Szenarien und modellierten Pfaden laut bes-
ter Schätzung in naher Zukunft erreicht wird. Jede noch so kleine Zunahme der globalen Er-
wärmung wird multiple und gleichzeitig auftretende Gefahren verstärken (hohes Vertrauen).
Tiefgreifende, schnelle und anhaltende Minderung der Treibhausgasemissionen würden in-
nerhalb von etwa zwei Jahrzehnten zu einer nachweisbaren Verlangsamung der globalen Er-
wärmung und darüber hinaus innerhalb weniger Jahre zu nachweisbaren Veränderungen der
atmosphärischen Zusammensetzung führen (hohes Vertrauen).
Klimawandelfolgen und klimabedingte Risiken
B.2 Für jedes künftige Erwärmungsniveau werden viele klimabedingte Risiken höher als im
Fünften IPCC-Sachstandsbericht (AR5) bewertet, und die projizierten langfristigen Folgen sind
bis zu einem Vielfachen höher als derzeit beobachtet (hohes Vertrauen). Die Risiken und die
projizierten negativen Folgen sowie die damit verbundenen Verluste und Schäden durch den
Klimawandel steigen mit jeder noch so kleinen Zunahme der globalen Erwärmung an (sehr
hohes Vertrauen). Klimatische und nicht-klimatische Risiken werden sich zunehmend gegen-
seitig beeinflussen und zu sich gegenseitig verstärkenden und kaskadenartigen Risiken füh-
ren, die komplexer und schwieriger zu beherrschen sind (hohes Vertrauen).
Wahrscheinlichkeit und Risiken unvermeidbarer, unumkehrbarer oder abrupter Verände-
rungen
B.3 Einige künftige Veränderungen sind unvermeidbar und/oder unumkehrbar, können
aber durch eine tiefgreifende, rasche und anhaltende Minderung der globalen Treibhaus-
gasemissionen begrenzt werden. Die Wahrscheinlichkeit abrupter und/oder irreversibler Ver-
Version vom 11. Juli 2023
änderungen steigt mit höheren globalen Erwärmungsniveaus. Ebenso steigt mit höheren glo-
balen Erwärmungsniveaus die Wahrscheinlichkeit von Effekten mit geringer Eintrittswahr-
scheinlichkeit, aber potenziell sehr großen nachteiligen Folgen. (hohes Vertrauen)
Anpassungsoptionen und ihre Grenzen in einer wärmeren Welt
B.4 Anpassungsoptionen, die heute machbar und wirksam sind, werden mit zunehmender
globaler Erwärmung eingeschränkt und weniger wirksam sein. Mit zunehmender globaler Er-
wärmung werden Verluste und Schäden zunehmen, und weitere menschliche und natürliche
Systeme werden an Anpassungsgrenzen stoßen. Fehlanpassung kann durch flexible, sekto-
rübergreifende, inklusive, langfristige Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen
vermieden werden, wobei es positive Nebeneffekte für viele Sektoren und Systeme gibt. (ho-
hes Vertrauen)
Kohlenstoffbudgets und netto Null Emissionen
B.5 Die Begrenzung der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung erfordert netto
Null CO2-Emissionen. Die kumulierten Kohlenstoffemissionen bis zum Erreichen von netto
Null CO2-Emissionen sowie das Ausmaß der Treibhausgasemissionsminderungen in diesem
Jahrzehnt bestimmen weitgehend, ob die Erwärmung auf 1,5 °C oder 2 °C begrenzt werden
kann (hohes Vertrauen). Die projizierten CO2-Emissionen aus der bestehenden Infrastruktur
für fossile Brennstoffe ohne zusätzliche Vermeidungsmaßnahmen würden das verbleibende
Kohlenstoffbudget für 1,5 °C (50 %) überschreiten (hohes Vertrauen).
Minderungspfade
B.6 Alle globalen modellierten Pfade, die die Erwärmung ohne oder mit begrenzter Über-
schreitung auf 1,5 °C (>50 %) begrenzen, und diejenigen, die die Erwärmung auf 2 °C (>67 %)
begrenzen, beinhalten schnelle und tiefgreifende sowie in den meisten Fällen sofortige Sen-
kungen der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren in diesem Jahrzehnt. Globale netto Null
CO2-Emissionen werden bei diesen Pfadkategorien in den frühen 2050er Jahren beziehungs-
weise in den frühen 2070er Jahren erreicht. (hohes Vertrauen)
Überschreitung: Über ein Erwärmungsniveau hinausgehen und zurückkehren
B.7 Wenn die Erwärmung ein bestimmtes Niveau wie zum Beispiel 1,5 °C überschreitet,
könnte sie schrittweise wieder gesenkt werden, indem netto negative CO2-Emissionen er-
reicht und aufrechterhalten werden. Dies würde im Vergleich zu Pfaden ohne Überschreitung
einen zusätzlichen Einsatz von Kohlendioxidentnahme erfordern, was zu größeren Bedenken
hinsichtlich Machbarkeit und Nachhaltigkeit führt. Eine Überschreitung bringt nachteilige Fol-
gen mit sich, einige davon irreversibel, sowie zusätzliche Risiken für menschliche und natürli-
che Systeme, die alle mit Ausmaß und Dauer der Überschreitung ansteigen. (hohes Vertrauen)
Version vom 11. Juli 2023
C. Maßnahmen in naher Zukunft
Dringlichkeit zeitnaher integrierter Maßnahmen in Bezug auf den Klimawandel
C.1 Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die plane-
tare Gesundheit (sehr hohes Vertrauen). Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nach-
haltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide (sehr hohes Vertrauen).
Klimaresiliente Entwicklung integriert Anpassung und Minderung des Klimawandels, um
nachhaltige Entwicklung für alle zu fördern, und wird durch verstärkte internationale Zusam-
menarbeit erleichtert, einschließlich eines verbesserten Zugangs zu angemessenen finanziel-
len Ressourcen, insbesondere für verwundbare Regionen, Sektoren und Gruppen, und durch
inklusive politische Steuerung und Koordination sowie durch koordinierte Strategien (hohes
Vertrauen). Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maß-
nahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken (hohes Vertrauen).
Die Vorteile zeitnahen Handelns
C.2 Tiefgreifende, schnelle und anhaltende Minderungsmaßnahmen und eine beschleu-
nigte Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in diesem Jahrzehnt würden die projizierten
Verluste und Schäden für Menschen und Ökosysteme verringern (sehr hohes Vertrauen) und
viele positiven Nebeneffekte bringen, insbesondere für die Luftqualität und die Gesundheit
(hohes Vertrauen). Verzögerte Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und Anpassung
daran würden eine Infrastruktur mit hohen Emissionen festschreiben, die Risiken von verlo-
renen Vermögenswerten und Kostensteigerungen erhöhen, die Machbarkeit verringern so-
wie Verluste und Schäden vergrößern (hohes Vertrauen). Zeitnahe Maßnahmen sind mit ho-
hen Vorabinvestitionen und potenziell disruptiven Veränderungen verbunden, die durch eine
Reihe von förderlichen Maßnahmen gemildert werden können (hohes Vertrauen).
Minderungs- und Anpassungsoptionen in allen Systemen
C.3 Schneller und weitreichender Wandel in allen Sektoren und Systemen ist notwendig,
um tiefgreifende und anhaltende Emissionsreduktionen zu erreichen und eine lebenswerte
und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern. Diese Systemübergänge erfordern den erhebli-
chen Ausbau eines breiten Spektrums an Minderungs- und Anpassungsoptionen. Machbare,
wirksame und kostengünstige Optionen zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung
daran sind bereits verfügbar, wobei je nach System und Region Unterschiede bestehen. (ho-
hes Vertrauen)
Synergien und Zielkonflikte mit nachhaltiger Entwicklung
C.4 Beschleunigte und gerechte Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und zur An-
passung an seine Folgen sind entscheidend für die nachhaltige Entwicklung. Minderungs- und
Anpassungsmaßnahmen weisen mehr Synergien als Zielkonflikte mit den Zielen für nachhal-
tige Entwicklung auf. Synergien und Zielkonflikte hängen vom Kontext und der Größenord-
nung der Umsetzung ab. (hohes Vertrauen)
Version vom 11. Juli 2023
Gerechtigkeit und Inklusion
C.5 Die Priorisierung von Gerechtigkeit/Fairness, Klimagerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit,
Inklusion und gerechten Prozessen für den Wandel kann Anpassung und ehrgeizige Maßnah-
men zur Minderung des Klimawandels sowie klimaresiliente Entwicklung ermöglichen. Anpas-
sungsergebnisse werden durch eine verstärkte Unterstützung von Regionen und Menschen
mit der höchsten Verwundbarkeit gegenüber Klimagefahren verbessert. Die Integration von
Klimaanpassung in soziale Schutzprogramme verbessert die Resilienz. Es stehen viele Mög-
lichkeiten zur Verfügung, um emissionsintensiven Konsum zu reduzieren, auch durch Verhal-
tens- und Lebensstiländerungen, wobei es positive Nebeneffekte für das gesellschaftliche
Wohlergehen gibt. (hohes Vertrauen)
Politische Steuerung und Strategien
C.6 Wirksame Klimamaßnahmen werden durch politische Entschlossenheit, gut abge-
stimmte politische Steuerung und Koordination auf allen Ebenen, institutionelle Rahmenbe-
dingungen, Gesetze, Konzepte und Strategien sowie einen verbesserten Zugang zu Finanzen
und Technologien ermöglicht. Klare Ziele, Koordination über vielfältige Politikbereiche hin-
weg und inklusive Governance-Prozesse erleichtern wirksame Klimamaßnahmen. Regulatori-
sche und wirtschaftliche Instrumente können tiefgreifende Emissionsminderungen und
Klimaresilienz unterstützen, wenn sie ausgeweitet und auf breiter Basis angewendet werden.
Klimaresiliente Entwicklung profitiert von der Nutzung unterschiedlicher Wissensformen. (ho-
hes Vertrauen)
Finanzierung, Technologie und internationale Zusammenarbeit
C.7 Finanzierung, Technologie und internationale Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren
für beschleunigte Klimamaßnahmen. Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, müsste die
Finanzierung sowohl für Anpassung als auch für die Minderung des Klimawandels um ein Viel-
faches steigen. Es ist ausreichend globales Kapital vorhanden, um die globalen Investitionslü-
cken zu schließen, aber es gibt Hürden für die Umlenkung von Kapital in Klimamaßnahmen.
Die Verbesserung technologischer Innovationssysteme ist eine Grundvoraussetzung für die
Beschleunigung der weitverbreiteten Einführung von Technologien und Verfahren. Internati-
onale Zusammenarbeit kann über vielfältige Kanäle verstärkt werden. (hohes Vertrauen)
Version vom 11. Juli 2023
Bitte beachten:
Die vorliegende Übersetzung der Hauptaussagen aus dem Synthesebericht zum Sechsten IPCC-Sachstandsbe-
richt beruht auf der veröffentlichten Version vom 20. März 2023. Sie wurde in enger Absprache mit Fachleuten
mit dem Ziel erstellt, die im Originaltext verwendete Sprache möglichst angemessen wiederzugeben.
Übersetzt wurden hier die Hauptaussagen (also der jeweils hervorgehobene Absatz am Anfang eines jeden Ab-
schnitts) der Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung (Summary for Policymakers, SPM) ohne
Abbildungen. Die gesamte SPM beruht auf einem Ausführlichen Bericht und enthält Verweise auf dessen zu-
grundeliegende Kapitel, die aber zwecks besserer Lesbarkeit hier nicht enthalten sind.
Auf der Grundlage des wissenschaftlichen Verständnisses können die wichtigsten Erkenntnisse als Tatsachen-
aussagen formuliert oder mit einem Vertrauensniveau verbunden sein, das in der IPCC-Sprachregelung angege-
ben wird:
Jede Erkenntnis stützt sich auf eine Bewertung der zugrundeliegenden Belege und deren Übereinstimmung. Ein
Vertrauensniveau wird unter Verwendung von fünf Abstufungen angegeben: sehr gering, gering, mittel, hoch
und sehr hoch, und kursiv gesetzt, zum Beispiel mittleres Vertrauen. Folgende Begriffe wurden verwendet, um
die bewertete Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses anzugeben: praktisch sicher 99–100 % Wahrscheinlichkeit,
sehr wahrscheinlich 90–100 %, wahrscheinlich 66–100 %, etwa ebenso wahrscheinlich wie nicht 33–66 %, un-
wahrscheinlich 0–33 %, sehr unwahrscheinlich 0–10 % und besonders unwahrscheinlich 0–1 %. Die bewertete
Wahrscheinlichkeit wird kursiv gesetzt, zum Beispiel sehr wahrscheinlich. Gleiches gilt für den AR5 sowie die
anderen AR6-Bericht.

Außerdem ist folgendes zu beachten:

Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger21SPM
C.3 Alle Pfade, welche die globale Erwärmung ohne oder mit geringer Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen, projizieren die
Nutzung von Kohlendioxidentnahme (Carbon Dioxide Removal, CDR) in einer Größenordnung von 100–1 000 Gt CO2 im
Verlauf des 21. Jahrhunderts. CDR würde genutzt werden, um verbleibende Emissionen auszugleichen, und um – in den
meisten Fällen – netto negative Emissionen zu erzielen, um die globale Erwärmung nach einem Höchststand wieder
auf 1,5 °C zurückzubringen (hohes Vertrauen). Der Einsatz von CDR für mehrere hundert Gt CO 2 unterliegt vielfältigen
Einschränkungen bezüglich Machbarkeit und Nachhaltigkeit (hohes Vertrauen). Bedeutende Emissionsminderungen
in der nahen Zukunft und Maßnahmen zur Senkung von Energie- und Landbedarf können den CDR-Einsatz ohne
Abhängigkeit von Bioenergie mit Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (Bioenergy With Carbon Capture and
Storage, BECCS) auf ein paar hundert Gt CO2 begrenzen (hohes Vertrauen). {2.3, 2.4, 3.6.2, 4.3, 5.4}
C.3.1 Zu bestehenden und potenziellen CDR-Maßnahmen gehören unter anderem Aufforstung und Wiederaufforstung, Landrenatu
rierung und Kohlenstoffsequestrierung in Böden, BECCS, direkte Abscheidung von Kohlendioxid aus der Luft mit anschließender
Speicherung (Direct Air Carbon Capture and Storage, DACCS) sowie beschleunigte Verwitterung und Ozean-Alkalisierung. Diese
Maßnahmen unterscheiden sich stark hinsichtlich der technologischen Ausreifung, des Potenzials, der Kosten, der Risiken, positi
ver Nebeneffekte und von Zielkonflikten (hohes Vertrauen). Bislang beziehen nur wenige veröffentlichte Pfade andere CDR-Maß
nahmen als Aufforstung und BECCS ein. {2.3.4, 3.6.2, 4.3.2, 4.3.7}
-
-
-
C.3.2 In Pfaden, welche die globale Erwärmung ohne oder mit geringer Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen, wird der Einsatz von
BECCS in den Jahren 2030, 2050 und 2100 Projektionen zufolge jeweils 0–1, 0–8 bzw. 0–16 Gt CO 2 /Jahr betragen, während
CDR-Maßnahmen im Zusammenhang mit Landwirtschaft, Forstwirtschaft und anderer Landnutzung (AFOLU) laut Projektionen in
diesen Jahren 0–5, 1–11 bzw. 1–5 Gt CO2/Jahr entnehmen werden (mittleres Vertrauen). Das obere Ende dieser Einsatzbandbrei
ten überschreitet bis Mitte des Jahrhunderts das anhand jüngster Literatur bewertete BECCS-Potenzial von bis zu 5 Gt CO2/Jahr
und das Aufforstungspotenzial von bis zu 3,6 Gt CO 2/Jahr (mittleres Vertrauen). Manche Pfade vermeiden den Einsatz von BECCS
vollständig über nachfrageseitige Maßnahmen und eine größere Abhängigkeit von AFOLU-bezogenen CDR-Maßnahmen (mitt
leres Vertrauen). Die Nutzung von Bioenergie kann aufgrund ihres Potenzials als Ersatz für fossile Brennstoffe in allen Sektoren
bei einem Ausschluss von BECCS ebenso hoch oder sogar noch höher ausfallen als unter Einbezug von BECCS (hohes Vertrauen).
(Abbildung SPM.3b) {2.3.3, 2.3.4, 2.4.2, 3.6.2, 4.3.1, 4.2.3, 4.3.2, 4.3.7, 4.4.3, Tabelle 2.4}
-
-
C.3.3 Pfade mit Überschreitung von 1,5 °C globaler Erwärmung sind darauf angewiesen, dass CDR die verbleibenden CO2 -Emissionen
später in diesem Jahrhundert übersteigt, um bis zum Jahr 2100 wieder auf unter 1,5 °C zu sinken, wobei größere Überschrei
tungen mehr CDR benötigen (Abbildung SPM.3) (hohes Vertrauen). Einschränkungen bezüglich der Geschwindigkeit, des Aus
maßes und der gesellschaftlichen Akzeptanz eines CDR-Einsatzes bestimmen die Fähigkeit, die globale Erwärmung nach einer
Überschreitung wieder auf unter 1,5 °C herabzusetzen. Die Kenntnisse über den Kohlenstoffzyklus und das Klimasystem sind
hinsichtlich der Wirksamkeit von netto negativen Emissionen zur erneuten Senkung von Temperaturen nach einem Höchststand
immer noch begrenzt (hohes Vertrauen). {2.2, 2.3.4, 2.3.5, 2.6, 4.3.7, 4.5.2, Tabelle 4.11}
-
-
C.3.4 Die meisten aktuellen und potenziellen CDR-Maßnahmen könnten im Falle eines umfangreichen Einsatzes bedeutende Folgen
für Land, Energie, Wasser oder Nährstoffe haben (hohes Vertrauen). Aufforstung und Bioenergie können mit anderen Land
nutzungen konkurrieren und erhebliche Folgen für Landwirtschafts- und Ernährungssysteme, biologische Vielfalt sowie andere
Ökosystemfunktionen und -leistungen haben (hohes Vertrauen). Eine effektive Steuerung ist erforderlich, um solche Zielkonflikte
zu begrenzen und die Beständigkeit der Kohlenstoffentnahme und permanente Speicherung in terrestrischen, geologischen und
ozeanischen Reservoirs sicherzustellen (hohes Vertrauen). Machbarkeit und Nachhaltigkeit von CDR-Nutzung könnten gesteigert
werden, indem ein Portfolio an Optionen in zwar wesentlichen, jedoch geringeren Maßstäben umgesetzt würde statt einer ein
zelnen Option in sehr großem Umfang (hohes Vertrauen). (Abbildung SPM.3b) {2.3.4, 2.4.4, 2.5.3, 2.6, 3.6.2, 4.3.2, 4.3.7, 4.5.2,
5.4.1, 5.4.2; Cross-Chapter-Boxen 7 und 8 in Kapitel 3, Tabelle 4.11, Tabelle 5.3, Abbildung 5.3}
-
-
C.3.5 Manche AFOLU-bezogene CDR-Maßnahmen wie die Renaturierung natürlicher Ökosysteme und die Kohlenstoffsequestrierung
in Böden könnten positive Nebeneffekte wie gesteigerte biologische Vielfalt, Bodenqualität und lokale Ernährungssicherheit bie
ten. Im Falle eines umfangreichen Einsatzes würden sie Regulierungssysteme benötigen, die ein nachhaltiges Landmanagement
ermöglichen, um Kohlenstoffbestände an Land und andere Ökosystemfunktionen und -leistungen zu erhalten und zu schützen
(mittleres Vertrauen). (Abbildung SPM.4) {2.3.3, 2.3.4, 2.4.2, 2.4.4, 3.6.2, 5.4.1, Cross-Chapter-Boxen 3 in Kapitel 1 und 7 in
Kapitel 3, 4.3.2, 4.3.7, 4.4.1, 4.5.2, Tabelle 2.4}
-
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger22SPM
D. Stärkung der weltweiten Reaktion im Zusammenhang mit nachhaltiger
Entwicklung und Anstrengungen zur Beseitigung von Armut
D.1 Schätzungen der globalen Emissionen infolge der derzeitigen national festgelegten Minderungsziele, wie im Rahmen
des Pariser Abkommens eingereicht, legen für das Jahr 2030 globale Treibhausgasemissionen18 von 52–58 Gt CO2Äq
pro Jahr nahe (mittleres Vertrauen). Pfade, die diese Ziele widerspiegeln, würden die globale Erwärmung nicht auf
1,5°C begrenzen, selbst wenn sie nach 2030 durch sehr anspruchsvolle Steigerungen des Umfangs und der Ziele
der Emissionsminderungen ergänzt würden (hohes Vertrauen). Eine Überschreitung und Abhängigkeit von zukünftig
großflächigem Einsatz von Kohlendioxidentnahme (CDR) kann nur vermieden werden, wenn die globalen CO 2-Emis
sionen lange vor 2030 zu sinken beginnen (hohes Vertrauen). {1.2, 2.3, 3.3, 3.4, 4.2, 4.4, Cross-Chapter-Box 11 in Kapitel 4}
-
D.1.1 Pfade, welche die globale Erwärmung ohne oder mit geringer Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen, weisen bis zum Jahr 2030
eindeutige Emissionsminderungen auf (hohes Vertrauen). Alle bis auf einen zeigen einen Rückgang der globalen Treibhausga
semissionen auf weniger als 35 Gt CO 2Äq/Jahr im Jahr 2030, und die Hälfte der zur Verfügung stehenden Pfade liegt im Bereich
zwischen 25 und 30 Gt CO 2Äq/Jahr (Interquartilbereich), ein Rückgang um 40–50 % gegenüber den Werten im Jahr 2010 (hohes
Vertrauen). Pfade, welche die aktuellen national festgelegten Minderungsziele bis 2030 widerspiegeln, stimmen grob mit kosten
effektiven Pfaden überein, die zu einer globalen Erwärmung von etwa 3 °C bis zum Jahr 2100 und weiterer Erwärmung danach
führen (mittleres Vertrauen). {2.3.3, 2.3.5, Cross-Chapter-Box 11 in Kapitel 4, 5.5.3.2}
-
-
D.1.2 Entwicklungsverläufe mit Überschreitung führen zu größeren Folgen und damit verbundenen Herausforderungen als Pfade, wel
che die globale Erwärmung ohne oder mit geringer Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen (hohes Vertrauen). Die Erwärmung nach
einer Überschreitung von 0,2 °C oder mehr in diesem Jahrhundert umzukehren, würde einen Ausbau und Einsatz von CDR mit
einer Geschwindigkeit und in einem Ausmaß voraussetzen, die angesichts der beträchtlichen Herausforderungen bei der Umset
zung womöglich nicht erreichbar sind (mittleres Vertrauen). {1.3.3, 2.3.4, 2.3.5, 2.5.1, 3.3, 4.3.7, Cross-Chapter-Box 8 in Kapitel 3,
Cross-Chapter-Box 11 in Kapitel 4}
-
-
D.1.3 Je geringer die Emissionen im Jahr 2030, desto geringer die Schwierigkeit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf
1,5 °C ohne oder mit geringer Überschreitung nach 2030 (hohes Vertrauen). Zu den Herausforderungen, die durch verzögerte
Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen entstehen, gehören das Risiko einer Kosteneskalation, ein Anbindeef
fekt (lock-in) an CO2-emittierende Infrastruktur, „gestrandete Vermögenswerte“ (stranded assets) und eine mittel- bis langfristig
geringere Flexibilität bezüglich zukünftiger Reaktionsmöglichkeiten (hohes Vertrauen). Diese Herausforderungen verstärken mög
licherweise unausgewogene Verteilungseffekte zwischen einzelnen Ländern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien (mittleres
Vertrauen). {2.3.5, 4.4.5, 5.4.2}
-
-
D.2 Die vermiedenen Folgen des Klimawandels für nachhaltige Entwicklung, Armutsbeseitigung und Verringerung von
Ungleichheiten wären größer, wenn die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzt würde statt auf 2 °C, falls Minde
rungs- und Anpassungssynergien maximiert und gleichzeitig Zielkonflikte minimiert werden (hohes Vertrauen). {1.1,
1.4, 2.5, 3.3, 3.4, 5.2, Tabelle 5.1}
-
D.2.1 Klimawandelfolgen und -reaktionen sind eng mit nachhaltiger Entwicklung verbunden, die das gesellschaftliche Wohl, wirtschaft
lichen Wohlstand und Umweltschutz miteinander in Einklang bringt. Die 2015 verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung
der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals, SDGs) bieten einen anerkannten Rahmen zur Bewertung
der Verknüpfungen zwischen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C oder 2 °C und den Entwicklungszielen, zu denen die Armutsbe
seitigung, die Verringerung von Ungleichheiten und der Klimaschutz gehören. (hohes Vertrauen) {Cross-Chapter-Box 4 in Kapitel
1, 1.4, 5.1}
-
-
D.2.2 Die Berücksichtigung von Ethik und Gleichstellung kann helfen, die ungleiche Verteilung nachteiliger Folgen einer globalen
Erwärmung um 1,5 °C oder höher anzugehen, wie auch derjenigen von Minderung und Anpassung, insbesondere für arme und
benachteiligte Bevölkerungsgruppen in allen Gesellschaften (hohes Vertrauen). {1.1.1, 1.1.2, 1.4.3, 2.5.3, 3.4.10, 5.1, 5.2, 5.3, 5.4,
Cross-Chapter-Box 4 in Kapitel 1, Cross-Chapter-Boxen 6 und 8 in Kapitel 3 und Cross-Chapter-Box 12 in Kapitel 5}
D.2.3 Minderung und Anpassung im Einklang mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C werden durch begünstigende
Rahmenbedingungen unterstützt, wie sie im SR1.5 für alle geophysischen, ökologischen, technologischen, ökonomischen, sozi
okulturellen und institutionellen Dimensionen der Machbarkeit untersucht wurden. Gestärkte mehrstufige politische Steuerung
-
18 Die Treibhausgasemissionen wurden mit den 100-Jahres-GWP-Werten (Global Warming Potential), wie im Zweiten Sachstandsbericht des IPCC eingeführt, aggregiert.
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger23SPM
und Koordination, institutionelle Kapazitäten, politische Instrumente, technologische Innovationen und Transfer und Mobilisierung
von finanziellen Mitteln sowie Veränderungen in menschlichem Verhalten und Lebensstilen stellen begünstigende Rahmenbe
dingungen dar, welche die Machbarkeit von Minderungs- und Anpassungsoptionen für Systemübergänge im Einklang mit 1,5 °C
steigern. (hohes Vertrauen) {1.4, Cross-Chapter-Box 3 in Kapitel 1, 4.4, 4.5, 5.6}
-
D.3 Anpassungsmöglichkeiten, die den nationalen Kontext berücksichtigen, werden – falls mitsamt förderlicher Bedin
gungen sorgfältig ausgewählt – bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C Vorteile für nachhaltige Entwicklung und
die Armutsbekämpfung haben, auch wenn Zielkonflikte möglich sind (hohes Vertrauen). {1.4, 4.3, 4.5}
-
D.3.1 Anpassungsoptionen, welche die Verwundbarkeit von menschlichen und natürlichen Systemen verringern, haben – falls gut orga
nisiert – viele Synergien mit nachhaltiger Entwicklung, wie die Gewährleistung von Ernährungssicherheit und Wasserversorgung,
die Senkung des Katastrophenrisikos, die Verbesserung des Gesundheitszustands, die Aufrechterhaltung von Ökosystemleistungen
und die Verringerung von Armut und Ungleichheit (hohes Vertrauen). Steigende Investitionen in physische und gesellschaftliche
Infrastruktur stellen eine Schlüsselbedingung für die Förderung der Resilienz und des Anpassungsvermögens von Gesellschaften
dar. Diese Vorteile können sich bei einer Anpassung an eine globale Erwärmung um 1,5 °C in den meisten Regionen ergeben
(hohes Vertrauen). {1.4.3, 4.2.2, 4.3.1, 4.3.2, 4.3.3, 4.3.5, 4.4.1, 4.4.3, 4.5.3, 5.3.1, 5.3.2}
-
D.3.2 Anpassung an 1,5 °C globale Erwärmung kann auch in Zielkonflikte oder Fehlanpassungen mit schädlichen Folgen für die nachhaltige
Entwicklung münden. Zum Beispiel können Anpassungsprojekte in vielen Sektoren – falls schlecht konzipiert oder umgesetzt –
Treibhausgasemissionen und den Wasserverbrauch erhöhen, Ungleichheiten zwischen Geschlechtern und sozialen Schichten ver
stärken, den Gesundheitszustand untergraben und natürliche Ökosysteme beeinträchtigen (hohes Vertrauen). Diese Zielkonflikte
können durch Anpassungen verringert werden, in denen Armut und nachhaltiger Entwicklung Aufmerksamkeit gewidmet wird
(hohes Vertrauen). {4.3.2, 4.3.3, 4.5.4, 5.3.2; Cross-Chapter-Boxen 6 und 7 in Kapitel 3}
-
D.3.3 Eine Mischung von Anpassungs- und Minderungsoptionen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C kann – wenn
partizipativ und integrativ durchgeführt – zügige Systemübergänge in städtischen und ländlichen Räumen ermöglichen (hohes
Vertrauen). Diese sind am effektivsten, wenn sie an wirtschaftlicher und nachhaltiger Entwicklung ausgerichtet sind, und wenn
lokale und regionale Regierungen und Entscheidungsträger durch die nationalen Regierungen unterstützt werden (mittleres
Vertrauen). {4.3.2, 4.3.3, 4.4.1, 4.4.2}
D.3.4 Anpassungsoptionen, die zugleich Emissionen mindern, können Synergien und Kosteneinsparungen in den meisten Sektoren
und Systemübergängen mit sich bringen, beispielsweise wenn Landmanagement die Emissionen und das Katastrophenrisiko
senkt, oder wenn kohlenstoffarme Gebäude auch für effiziente Kühlung konstruiert sind. Zielkonflikte zwischen Minderung und
Anpassung können bei der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C die Ernährungssicherheit, Lebensgrundlagen, Ökosys
temfunktionen und -leistungen sowie andere Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung untergraben, zum Beispiel wenn Bioener
giepflanzen, Aufforstung und Wiederaufforstung auf Landflächen übergreifen, die für landwirtschaftliche Anpassung benötigt
werden. (hohes Vertrauen) {3.4.3, 4.3.2, 4.3.4, 4.4.1, 4.5.2, 4.5.3, 4.5.4}
-
-
D.4 Minderungsmöglichkeiten im Einklang mit 1,5 °C-Pfaden sind mit zahlreichen Synergien und Zielkonflikten in Bezug
auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) verbunden.
Während die Gesamtzahl der möglichen Synergien die Anzahl der Zielkonflikte übersteigt, wird ihre Nettowirkung
von Geschwindigkeit und Ausmaß der Veränderungen, der Zusammensetzung des Minderungsportfolios und der
Handhabung des Systemübergangs abhängen. (hohes Vertrauen) (Abbildung SPM.4) {2.5, 4.5, 5.4}
D.4.1 1,5 °C-Pfade bieten belastbare Synergien insbesondere im Hinblick auf die SDGs 3 (Gesundheit), 7 (Saubere Energie), 11 (Städte
und Gemeinden), 12 (Nachhaltigen Konsum und Produktion) und 14 (Ozeane) (sehr hohes Vertrauen). Manche 1,5 °C-Pfade wei
sen im Hinblick auf die SDGs 1 (Armut), 2 (Hunger), 6 (Wasser) und 7 (Energiezugang) potenzielle Zielkonflikte mit Minderung auf,
falls sie nicht sorgfältig gehandhabt werden (hohes Vertrauen). (Abbildung SPM.4) {5.4.2.; Abbildung 5.4, Cross-Chapter-Boxen
7 und 8 in Kapitel 3}
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D.4.2 1,5 °C-Pfade, die einen geringen Energiebedarf (siehe exemplarisch P1 in Abbildungen SPM.3a und SPM.3b), einen niedrigen
Materialverbrauch und einen geringen Konsum treibhausgasintensiver Lebensmittel vorsehen, weisen die deutlichsten Synergien
und die niedrigste Anzahl an Zielkonflikten bezüglich nachhaltiger Entwicklung und der SDGs auf (hohes Vertrauen). Solche Pfade
würden die Abhängigkeit von CDR verringern. In modellierten Pfaden können nachhaltige Entwicklung, Armutsbeseitigung und
die Verringerung von Ungleichheit die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C unterstützen (hohes Vertrauen). (Abbildung SPM.3b,
Abbildung SPM.4) {2.4.3, 2.5.1, 2.5.3, Abbildung 2.4, Abbildung 2.28, 5.4.1, 5.4.2, Abbildung 5.4}
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger24SPM
Indikative Verknüpfungen zwischen Minderungsoptionen und nachhaltiger
Entwicklung unter Verwendung der Sustainable Development Goals (SDGs)
(Die Verknüpfungen zeigen keine Kosten und Nutzen)
In jedem Sektor können die angewendeten Minderungsoptionen mit möglichen positiven Auswirkungen (Synergien) oder
negativen Auswirkungen (Zielkonflikten) bezüglich der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) verbunden sein. Inwieweit
dieses Potenzial verwirklicht wird, wird von dem gewählten Portfolio an Minderungsoptionen, der Gestaltung der politischen
Minderungsstrategie und von lokalen Gegebenheiten und Kontext abhängen. Insbesondere im Energiebedarfssektor ist das
Potenzial für Synergien größer als für Zielkonflikte. Die Balken gruppieren einzeln bewertete Optionen nach Vertrauensniveau
und berücksichtigen die relative Stärke der bewerteten Verknüpfungen zwischen Minderung und SDG.
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger25SPM
Abbildung SPM.4 | Potenzielle Synergien und Zielkonflikte zwischen den branchenspezifischen Portfolios an Optionen zur Minderung des Klimawandels und den Zielen
für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Die SDGs dienen als Analyserahmen für die Bewertung der verschiedenen Dimensionen nachhaltiger
Entwicklung, die über den Zeitrahmen der SDG-Ziele für 2030 hinausgehen. Die Bewertung beruht auf Literatur zu Minderungsoptionen, die als relevant bezüglich
1,5 °C erachtet werden. Die Einschätzung der Stärke der SDG-Wechselwirkungen fußt auf der qualitativen und quantitativen Bewertung einzelner Minderungsoptionen,
die in Tabelle 5.2 aufgeführt sind. Für jede Minderungsoption wurden die Stärke der SDG-Verknüpfung sowie das entsprechende Vertrauen in der zugrundeliegenden
Literatur (Grün- und Rottöne) bewertet. Die Stärke von positiven (Synergien) und negativen Verknüpfungen (Zielkonflikten) aller Einzeloptionen innerhalb eines Sektors
(siehe Tabelle 5.2) werden für das gesamte Minderungsportfolio zu sektoralen Potenzialen zusammengefasst. Die (weißen) Flächen außerhalb der Balken, die keine
Wechselwirkungen anzeigen, weisen aufgrund der Unsicherheit und begrenzten Anzahl an Studien, die indirekte Auswirkungen untersuchen, ein geringes Vertrauen auf.
Die Stärke der Verknüpfung berücksichtigt nur die Auswirkungen von Minderung und bezieht keinerlei Nutzen vermiedener Folgen mit ein. SDG 13 (Klimaschutz)
ist nicht aufgeführt, da Minderung in Bezug auf Wechselwirkungen mit den SDGs betrachtet wird und nicht umgekehrt. Die Balken zeigen die Stärke der Verknüpfung an
und berücksichtigen das Ausmaß der Folgen für die SDGs nicht. Der Sektor „Energiebedarf” umfasst Verhaltensänderungen, Brennstoffumstellung und Effizienzoptionen
in den Sektoren Verkehr, Industrie und Bau sowie Kohlendioxidabscheidungsoptionen im Industriesektor. Zu den bewerteten Optionen aus dem Energieversorgungssektor
gehören erneuerbare Energien (Biomasse und Nicht-Biomasse), Kernenergie, CCS mit Bioenergie und CCS mit fossilen Brennstoffen. Optionen im Landsektor umfassen
land- und forstwirtschaftliche Optionen, nachhaltige Ernährung und geringere Lebensmittelverschwendung, Sequestrierung im Boden, Nutztierhaltung und Düngewirt
schaft, geringere Abholzung, Aufforstung und Wiederaufforstung sowie verantwortungsbewusste Beschaffung. Zusätzlich zu dieser Abbildung werden Optionen im Oze
ansektor im zugrundeliegenden Bericht behandelt. {5.4, Tabelle 5.2, Abbildung 5.2}
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Informationen über die Nettofolgen von Minderung für nachhaltige Entwicklung in 1,5 °C-Pfaden stehen nur für eine begrenzte Anzahl an SDGs und Minderungsoptionen
zur Verfügung. Nur wenige Studien haben die Nutzen vermiedener Klimafolgen von 1,5 °C-Pfaden für die SDGs oder die Nebeneffekte von Anpassung auf Minderung
und die SDGs untersucht. Die Bewertung der indikativen Minderungspotenziale in Abbildung SPM.4 stellt gegenüber dem AR5 einen Schritt weiter hin zu einer umfas
senderen und integrierten Bewertung in der Zukunft dar.
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D.4.3 Modellierte 1,5 °C- und 2 °C-Pfade setzen oft den Einsatz großflächiger landbasierte Maßnahmen wie Aufforstung und Bereit
stellung von Bioenergie voraus, die – wenn mangelhaft durchgeführt – mit der Lebensmittelproduktion konkurrieren und daher
Bedenken im Hinblick auf die Ernährungssicherheit auslösen können (hohes Vertrauen). Die Folgen von Optionen zur Kohlendi
oxidentnahme (Carbon Dioxide Removal, CDR) für die SGDs hängen von der Art der Optionen und dem Ausmaß ihres Einsatzes ab
(hohes Vertrauen). Falls sie mangelhaft umgesetzt würden, hätten CDR-Optionen wie BECCS- und AFOLU-Optionen Zielkonflikte
zur Folge. Kontextbezogene Gestaltung und Umsetzung müssen die Bedürfnisse der Bevölkerung, der biologischen Vielfalt und
anderer Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung berücksichtigen (sehr hohes Vertrauen). (Abbildung SPM.4) {5.4.1.3, Cross-
Chapter-Box 7 in Kapitel 3}
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D.4.4 Minderung im Einklang mit 1,5 °C-Pfaden schafft Risiken für die nachhaltige Entwicklung in Regionen mit hoher Abhängigkeit von
fossilen Brennstoffen zur Einkommensgenerierung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen (hohes Vertrauen). Politische Strategien,
die eine Diversifizierung des Wirtschafts- und des Energiesektors fördern, können die damit verbundenen Herausforderungen
angehen (hohes Vertrauen). {5.4.1.2, Box 5.2}
D.4.5 Politikmaßnahmen, die über Sektoren und Bevölkerungsgruppen hinweg Verteilungseffekte adressieren, um Arme und Verwund
bare zu schützen, können Zielkonflikte für eine Reihe von SDGs, insbesondere Hunger, Armut und Energiezugang, auflösen. Der
Investitionsbedarf für solche begleitenden Programme stellt nur einen kleinen Bruchteil der gesamten Minderungsinvestitionen
in 1,5 °C-Pfaden dar. (hohes Vertrauen) {2.4.3, 5.4.2, Abbildung 5.5}
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D.5 Die Begrenzung der Risiken einer globalen Erwärmung um 1,5 °C im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung
und Armutsbeseitigung setzt Systemübergänge voraus, die durch eine Erhöhung der Anpassungs- und Minderungs
investitionen, politische Instrumente, die Beschleunigung von Technologieinnovation und Verhaltensänderungen er
möglicht werden können (hohes Vertrauen). {2.3, 2.4, 2.5, 3.2, 4.2, 4.4, 4.5, 5.2, 5.5, 5.6}
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D.5.1 Eine Umlenkung finanzieller Mittel in Richtung von Investitionen in Infrastruktur für Minderung und Anpassung könnte zusätzliche
Ressourcen bereitstellen. Hierfür könnten private Mittel durch institutionelle Investoren, Vermögensverwalter und Entwicklungs-
oder Anlagebanken mobilisiert oder auch öffentliche Gelder bereitgestellt werden. Eine Regierungspolitik, die das Risiko von
Investitionen in emissionsarme Optionen und Anpassung senkt, kann die Mobilisierung von privaten Mitteln fördern und die
Wirksamkeit anderer öffentlicher Programme stärken. Studien weisen auf mehrere Herausforderungen hin, darunter den Zugang
zu Finanzierung und die Mobilisierung von Mitteln. (hohes Vertrauen) {2.5.2, 4.4.5}
D.5.2 Anpassungsfinanzierung im Einklang mit einer globalen Erwärmung um 1,5 °C ist schwer zu beziffern und schwer mit 2 °C zu
vergleichen. Zu den Wissenslücken gehören unzureichende Daten für die Berechnung von spezifischen Investitionen zur Verbes
serung der Klimaresilienz aus der Bereitstellung derzeit unterfinanzierter Basisinfrastruktur. Schätzungen der Anpassungskosten
könnten für eine Erwärmung von 1,5 °C geringer ausfallen als bei 2 °C. Bislang wurden Anpassungsbedarfe üblicherweise durch
Quellen aus dem öffentlichen Sektor wie nationalen und subnationalen Regierungshaushalten unterstützt, beziehungsweise in
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Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger26SPM
Entwicklungsländern zusammen mit Unterstützung durch Entwicklungshilfe, multilaterale Entwicklungsbanken und UNFCCC-Ka
näle (mittleres Vertrauen). In jüngerer Zeit wächst das Verständnis über das Ausmaß und die Zunahme von Förderung durch
Nichtregierungsorganisationen und private Mittel in manchen Regionen (mittleres Vertrauen). Hemmnisse sind unter anderem
das Ausmaß an Anpassungsfinanzierung, begrenzte Kapazitäten und Zugang zu Anpassungsfinanzierung (mittleres Vertrauen).
{4.4.5, 4.6}
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D.5.3 Globale Modellpfade, welche die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzen, beinhalten Projektionen zufolge einen durchschnitt
lichen jährlichen Investitionsbedarf in das Energiesystem von etwa 2,4 Billionen USD 2010 zwischen 2016 und 2035, was etwa
2,5 % des weltweiten BIP entspricht (mittleres Vertrauen). {4.4.5, Box 4.8}
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D.5.4 Politikinstrumente können dabei helfen, wachsende Ressourcen zu mobilisieren, unter anderem durch die Umschichtung von
globalen Investitionen und Sparanlagen und durch markt- und nichtmarktbasierte Instrumente sowie durch begleitende Maß
nahmen zur Sicherung eines gerechten Übergangs, unter Anerkennung der mit der Umsetzung verbundenen Herausforderun
gen, wie zum Beispiel Energiekosten, Wertminderung von Vermögen und Folgen für den internationalen Wettbewerb, und dem
Ausschöpfen von Gelegenheiten zur Maximierung der Zusatznutzen (hohes Vertrauen). {1.3.3, 2.3.4, 2.3.5, 2.5.1, 2.5.2, Cross-
Chapter-Box 8 in Kapitel 3, Cross-Chapter-Box 11 in Kapitel 4, 4.4.5, 5.5.2}
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D.5.5 Die Systemübergänge im Einklang mit der Anpassung an die und der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C beinhalten
die weitverbreitete Anwendung neuer und möglicherweise disruptiver Technologien und Methoden und eine verstärkte klimage
triebene Innovation. Diese bedingen verstärktes technologisches Innovationsvermögen, auch in Industrie und Finanzwesen. So
wohl nationale Innovationskonzepte als auch internationale Zusammenarbeit können zur Entwicklung, Kommerzialisierung und
der weitverbreiteten Anwendung von Minderungs- und Anpassungstechnologien beitragen. Innovationsprogramme können noch
effektiver sein, wenn sie öffentliche Unterstützung für Forschung und Entwicklung mit unterschiedlichen Programmen kombinie
ren, die Anreize für die Verbreitung von Technologien bieten. (hohes Vertrauen) {4.4.4, 4.4.5}
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D.5.6 Bildungs-, Informations- und gemeindebasierte Ansätze, einschließlich derer, die auf indigenes Wissen und lokales Wissen zurück
greifen, können die umfassenden Verhaltensänderungen beschleunigen, die mit der Anpassung an die und der Begrenzung der
globalen Erwärmung auf 1,5 °C im Einklang stehen. Diese Ansätze sind effektiver, wenn sie mit anderen Programmen kombiniert
und auf die Motivationen, Fähigkeiten und Ressourcen der spezifischen Akteure und Kontexte zugeschnitten werden (hohes
Vertrauen). Die öffentliche Akzeptanz kann die Umsetzung von politischen Strategien und Maßnahmen zur Begrenzung der glo
balen Erwärmung auf 1,5 °C und zur Anpassung an die Konsequenzen ermöglichen oder verhindern. Die öffentliche Akzeptanz
hängt von der Beurteilung der erwarteten Konsequenzen der Strategien, der wahrgenommenen Fairness bei der Verteilung dieser
Konsequenzen und der wahrgenommenen Fairness in den Entscheidungsverfahren durch jeden Einzelnen ab (hohes Vertrauen).
{1.1, 1.5, 4.3.5, 4.4.1, 4.4.3, Box 4.3, 5.5.3, 5.6.5}
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D.6 Nachhaltige Entwicklung unterstützt und ermöglicht oft erst die grundlegenden Übergänge und Transformationen
von Gesellschaften und Systemen, die helfen, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Solche Veränderungen
erleichtern die Verfolgung klimaresilienter Entwicklungspfade, die in Verbindung mit der Armutsbeseitigung und
Anstrengungen zur Verringerung von Ungleichheiten zu ehrgeiziger Minderung und Anpassung führen (hohes Ver
trauen). {Box 1.1, 1.4.3, Abbildung 5.1, 5.5.3, Box 5.3}
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D.6.1 Soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung sind zwei Kernaspekte klimaresilienter Entwicklungspfade, die darauf abzielen, die glo
bale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, da sie Herausforderungen und unvermeidbare Zielkonflikte angehen, Möglichkeiten
ausweiten und gewährleisten, dass Optionen, Visionen und Werte erwogen werden, zwischen und auch innerhalb von einzelnen
Ländern und Gemeinschaften, ohne die Armen und Benachteiligten schlechter zu stellen (hohes Vertrauen). {5.5.2, 5.5.3, Box 5.3,
Abbildung 5.1, Abbildung 5.6, Cross-Chapter-Boxen 12 und 13 in Kapitel 5}
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D.6.2 Das Potenzial für klimaresiliente Entwicklungspfade unterscheidet sich aufgrund verschiedener Entwicklungskontexte und sys
temischer Verwundbarkeiten je nach Region und Nation (sehr hohes Vertrauen). Anstrengungen entlang solcher Pfade wurden
bislang nur begrenzt unternommen (mittleres Vertrauen), und gesteigerte Anstrengungen würden von allen Ländern und nicht
staatlichen Akteuren stärkeres und rechtzeitiges Handeln erfordern (hohes Vertrauen). {5.5.1, 5.5.3, Abbildung 5.1}
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Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger27SPM
D.6.3 Pfade, die mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang stehen, weisen geringere Minderungs- und Anpassungsschwierigkeiten auf
und sind mit geringeren Minderungskosten verbunden. Die große Mehrheit an Modellstudien konnte keine Pfade konstruieren,
die sowohl von einem Mangel an internationaler Zusammenarbeit, von Ungleichheit und von Armut geprägt waren als auch die
globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzen konnten. (hohes Vertrauen) {2.3.1, 2.5.1, 2.5.3, 5.5.2}
D.7 Die Stärkung der Kapazitäten nationaler und subnationaler Behörden, der Zivilgesellschaft, des Privatsektors, indi
gener Völker und lokaler Gemeinschaften für Maßnahmen zum Umgang mit dem Klimawandel kann die Umsetzung
ehrgeiziger Maßnahmen unterstützen, welche für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C erforderlich
sind (hohes Vertrauen). Internationale Zusammenarbeit kann ein unterstützendes Umfeld schaffen, damit dies in allen
Ländern und für alle Menschen im Kontext nachhaltiger Entwicklung erreicht werden kann. Internationale Zusam
menarbeit stellt einen kritischen Befähigungsfaktor für Entwicklungsländer und verwundbare Regionen dar (hohes
Vertrauen). {1.4, 2.3, 2.5, 4.2, 4.4, 4.5, 5.3, 5.4, 5.5, 5.6, 5, Box 4.1, Box 4.2, Box 4.7, Box 5.3, Cross-Chapter-Box 9 in
Kapitel 4, Cross-Chapter-Box 13 in Kapitel 5}
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D.7.1 Partnerschaften unter nichtstaatlichen öffentlichen und privaten Akteuren, institutionellen Investoren, dem Bankensystem, der
Zivilgesellschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen würden Maßnahmen und Reaktionen fördern, die mit einer Begrenzung
der globalen Erwärmung auf 1,5 °C im Einklang stehen (sehr hohes Vertrauen). {1.4, 4.4.1, 4.2.2, 4.4.3, 4.4.5, 4.5.3, 5.4.1, 5.6.2,
Box 5.3}
D.7.2 Zusammenarbeit bei einer gestärkten rechenschaftspflichtigen, mehrstufigen politischen Steuerung und Koordination, die
nichtstaatliche Akteure wie die Industrie, die Zivilgesellschaft und wissenschaftliche Einrichtungen mit einschließt, sowie bei
koordinierten sektoralen und sektorübergreifenden Programmen auf verschiedenen Verwaltungsebenen, geschlechtersensiblen
Regelungen, Finanzierung einschließlich innovativer Finanzierung und von Zusammenarbeit in der Technologieentwicklung und
-verbreitung, kann Teilnahme, Transparenz, Kapazitätsaufbau und Lernprozesse unter verschiedenen Akteuren gewährleisten
(hohes Vertrauen). {2.5.1, 2.5.2, 4.2.2, 4.4.1, 4.4.2, 4.4.3, 4.4.4, 4.4.5, 4.5.3, Cross-Chapter-Box 9 in Kapitel 4, 5.3.1, 4.4.5, 5.5.3,
Cross-Chapter-Box 13 in Kapitel 5, 5.6.1, 5.6.3}
D.7.3 Internationale Zusammenarbeit stellt eine wesentliche Voraussetzung für Entwicklungsländer und verwundbare Regionen dar,
um deren Maßnahmen zur Umsetzung von 1,5 °C-konsistenten Reaktionen auf den Klimawandel zu stärken, zum Beispiel durch
Verbesserung des Zugangs zu Finanzierung und Technologie und durch die Stärkung nationaler Kapazitäten unter Berücksichti
gung der nationalen und lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse (hohes Vertrauen). {2.3.1, 2.5.1, 4.4.1, 4.4.2, 4.4.4, 4.4.5, 5.4.1,
5.5.3, 5.6.1, Box 4.1, Box 4.2, Box 4.7}
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D.7.4 Gemeinsame Anstrengungen auf allen Ebenen in Richtung einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C, deren Reali
sierung verschiedene Umstände und Fähigkeiten reflektiert, können unter Berücksichtigung sowohl von Gleichstellung als auch
von Wirksamkeit zur Stärkung der globalen Reaktion auf den Klimawandel, zum Erzielen von nachhaltiger Entwicklung und zur
Beseitigung von Armut beitragen (hohes Vertrauen). {1.4.2, 2.3.1, 2.5.1, 2.5.2, 2.5.3, 4.2.2, 4.4.1, 4.4.2, 4.4.3, 4.4.4, 4.4.5, 4.5.3,
5.3.1, 5.4.1, 5.5.3, 5.6.1, 5.6.2, 5.6.3}
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Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger28SPM
Box SPM.1: Für diesen Sonderbericht wichtige Kernkonzepte
Mittlere globale Oberflächentemperatur: Geschätzter globaler Durchschnitt der oberflächennahen Lufttemperatur über
Land und Meereis und der Meeresoberflächentemperaturen über eisfreien Ozeanregionen, wobei Änderungen normalerweise
als Abweichungen von einem Wert über einen bestimmten Referenzzeitraum ausgedrückt werden. Für die Abschätzung von
Änderungen der mittleren globalen Oberflächentemperatur werden auch Änderungen der oberflächennahen Lufttemperatur
über Land und Ozean verwendet.19 {1.2.1.1}
Vorindustriell: Der mehrere Jahrhunderte umfassende Zeitraum vor Beginn industrieller Aktivitäten im großen Maßstab um
1750. Der Bezugszeitraum 1850–1900 wird als Annäherung für die vorindustrielle mittlere globale Oberflächentemperatur
genutzt. {1.2.1.2}
Globale Erwärmung: Die geschätzte Zunahme der mittleren globalen Oberflächentemperatur, gemittelt über einen Zeitraum
von 30 Jahren, oder über einen Zeitraum von 30 Jahren, in dessen Mitte ein bestimmtes Jahr oder Jahrzehnt liegt, ausgedrückt
relativ zum vorindustriellen Niveau, falls nicht anders angegeben. Für 30-Jahres-Zeiträume, die sich über vergangene und
zukünftige Jahre erstrecken, wird davon ausgegangen, dass sich der aktuelle, über mehrere Jahrzehnte beobachtete
Erwärmungstrend fortsetzt. {1.2.1}
Netto null CO2-Emissionen: Netto null Kohlendioxid-(CO 2-)Emissionen sind erreicht, wenn die anthropogenen CO 2-Emissionen
global durch anthropogene CO2-Entnahmen über einen bestimmten Zeitraum ausgeglichen werden.
Kohlendioxidentnahme (Carbon Dioxide Removal, CDR): Anthropogene Aktivitäten, die der Atmosphäre CO 2 entnehmen
und es dauerhaft in geologischen, terrestrischen oder ozeanischen Reservoirs oder in Produkten lagern. Dazu gehören die
bestehende und die potenzielle anthropogene Verstärkung biologischer oder geochemischer Senken und die direkte Abscheidung
von Kohlendioxid aus der Luft mit anschließender Speicherung, nicht jedoch die natürliche Aufnahme von CO2, die keine direkte
Folge menschlicher Aktivitäten ist.
Gesamtes Kohlenstoffbudget: Geschätzte kumulative globale anthropogene Netto-CO2-Emissionen seit vorindustrieller Zeit
bis zu dem Zeitpunkt, an dem anthropogene CO 2-Emissionen netto null erreichen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
und unter Berücksichtigung der Folgen anderer anthropogener Emissionen zu einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf
ein bestimmtes Niveau führen würden. {2.2.2}
Verbleibendes Kohlenstoffbudget: Geschätzte kumulative globale anthropogene Netto-CO 2 -Emissionen von einem
bestimmten Anfangszeitpunkt bis zu dem Zeitpunkt, an dem anthropogene CO 2-Emissionen netto null erreichen, die mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit und unter Berücksichtigung der Folgen anderer anthropogener Emissionen zu einer Begrenzung
der globalen Erwärmung auf ein bestimmtes Niveau führen würden. {2.2.2}
Temperaturüberschreitung (temperature overshoot): Die zeitweise Überschreitung eines bestimmten Niveaus globaler
Erwärmung.
Emissionspfade: In dieser Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger werden die modellierten Entwicklungsverläufe
der globalen anthropogenen Emissionen über das 21. Jahrhundert hinweg als Emissionspfade bezeichnet. Emissionspfade
werden nach ihrem Temperaturverlauf im 21. Jahrhundert klassifiziert: Pfade, die basierend auf dem aktuellen Wissen die globale
Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 50 % auf unter 1,5 °C begrenzen, werden als „ohne Überschreitung”
klassifiziert, diejenigen, welche die Erwärmung auf unter 1,6 °C begrenzen und bis 2100 auf 1,5 °C zurückkehren, werden als
„geringe Überschreitung” klassifiziert, während solche, die über 1,6 °C hinausgehen, aber bis 2100 immer noch auf 1,5 °C
zurückkehren, als „höhere Überschreitung” klassifiziert werden.
Folgen: Wirkungen des Klimawandels auf menschliche und natürliche Systeme. Folgen können vorteilhafte oder nachteilige
Auswirkungen auf Lebensgrundlagen, Gesundheit und Wohlergehen, Ökosysteme und Arten, Dienstleistungen, Infrastrukturen
sowie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Güter haben.
19 Frühere IPCC-Berichte haben basierend auf der Literatur eine Vielzahl von ungefähr gleichwertigen Maßsystemen für die Änderung der mittleren globalen Oberflächen
temperatur verwendet.
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Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger29SPM
Risiko: Das Potenzial für nachteilige Konsequenzen für natürliche und menschliche Systeme durch eine klimabedingte
Gefährdung, das sich aus den Wechselwirkungen der Gefährdung mit der Vulnerabilität und Exposition des betroffenen Systems
ergibt. Risiko integriert die Wahrscheinlichkeit, einer Gefährdung ausgesetzt zu sein, und das Ausmaß von deren Folgen. Risiko
kann auch das Potenzial für nachteilige Auswirkungen von Anpassungs- oder Minderungsmaßnahmen als Reaktion auf den
Klimawandel beschreiben.
Klimaresiliente Entwicklungspfade: Entwicklungsverläufe, welche die nachhaltige Entwicklung auf mehreren Ebenen und
die Anstrengungen zur Armutsbeseitigung durch gerechte Übergänge bzw. Transformationen von Gesellschaften und Systemen
stärken und gleichzeitig die Bedrohung durch den Klimawandel durch ehrgeizige Minderung, Anpassung und Klimaresilienz
reduzieren.

In Anbetracht dieser erschlagenden Wissenslage ist es meiner Ansicht nach alles andere als Gesetzeskonform, was derzeit von der Bundesregierung an Klimapolitik betrieben wird (vgl.: Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 20a). Es ist in der nahen Zukunft von drastischen Einschnitten in allen erdenklichen Bereichen auszugehen, und die Haltung der Regierung lässt nicht erkennen, dass versucht wird diese Einschnitte abzuwenden. Alle bisherigen Versuche eine wirklich lebensschützende Klimapolitik von der Regierung einzufordern (Demonstrationen, Petitionen, offene Briefe, etc.) haben nicht genug Wirkung entfalten können. Die Taten der Letzten Generation sind durch ihre klare Gewaltfreiheit noch ein mildes Mittel, und somit in meinen Augen nach §34 StGB nicht rechtswidrig.
Dr. Stephanie Rach Als aktives Mitglied der Letzten Generation, Scienstist Rebellion, Debt for Climate und Parents for Future betrifft mich ebenfalls der Vorwurf, bei der Letzten Generation handele es sich um eine kriminelle Vereinigung. Das löst in mir tiefe Empörung und große Besorgnis aus. Nicht wegen womöglich für mich daraus entstehender, persönlicher Konsequenzen. Nein, es erschüttert mein Vertrauen in unseren "Rechtsstaat" in den Grundfesten und zeigt mir auf, welche Risiken für unsere Demokratie damit heraufbeschworen werden! Wir sind Menschen, die die Regierung auf ihr Versagen und auf deren nachweislich begangene Verfassungsbrüche (Art. 20a GG, KSG, s. BVerfG) hinweisen und sich dabei Mitteln bedienen, die gewählt wurden, da seit mindestens 30 Jahren bisherige andere demokratische, legale Formen des Protestes die zwingend notwendigen Handlungen seitens unserer Regierungen nicht bewirken konnten. Ich kann nicht anders, als für die Zukunft meiner Kinder und aller Menschen, die bereits jetzt in Folge der durch uns Bewohner der Industrieländer im globalen Norden verursachten Klimakatastrophe ihre Heimat, ihr Leben verlieren, immer wieder auf die Straße zu gehen. Das umfasst insbesondere solche Proteste, über die tatsächlich in den Medien faktenbasiert und unabhängig berichtet wird. Die Medien erfüllen trotzdem leider ihre Aufgabe bisher nicht annähernd! Unser System krankt daran, dass Entscheider:innen in Politik und Wirtschaft traditionell keine Sanktionen zu befürchten haben. Die politisch-wirtschaftlichen Verflechtungen und Abhängigkeiten sorgen weiterhin dafür, dass diejenigen, die schon immer ungestraft Verbrechen, Rechtsbrüche, Verfassungsverstöße im eigenen Profitinteresse begingen, dies weiterhin im Schutz der Politik und Justiz betreiben können. Schauen Sie doch bitte dort mal genau hin!! § 129 im deutschen StGB bietet in seiner weitgefassten Formulierung womöglich ausreichend Handhabe um Vereinigungen, die gemeinsam Straftaten planen und begehen in den Fokus zu nehmen, deren Taten die Volkswirtschaft, die Volksgesundheit, den Erhalt der Lebensgrundlagen etc. maßgeblich schädigen!!
Menschen, die sich gemeinsam auf die Straße setzen und dabei in Kauf nehmen, andere in ihrem Grundrecht der Freizügigkeit für eine absehbare, relativ kurze Zeitspanne einzuschränken und dabei lediglich das Wohl ALLER , inklusive das der Autofahrer:innen und deren Nachkommen, im Sinn haben, als kriminelle Vereinigung einzustufen, sprengt in meinen Augen jede Verhältnismäßigkeit!
Das Ziel der Bewegungen (nicht nur der Letzten Generation) ist, uns ALLEN eine Chance durch Abmildern der katastrophalen Konsequenzen unseres bisherigen Handelns zu ermöglichen. Wir Menschen sind ein durchaus verzichtbares Element auf diesem Planeten, dennoch haben wir die Zukunft aller Mitwesen, deren Vernichtung im Interesse des Profites vor allem einiger weniger Eliten ungebremst vorangetrieben wird, in der Hand. Auf diese Verantwortung weisen wir hin! Wir wählen dafür den zivilen Ungehorsam, riskieren mit Namen und Gesicht jedes Mal unsere private Zukunft! Damit wir ALLE eine Zukunft haben! Stellen Sie dieses absurde Verfahren ein!!
Willi Schmitz Die "Bildung einer kriminellen Vereinigung" ist an Absurdität nicht zu übertreffen. Insbesondere vor dem Hintergrund, der völlig aus dem Ruder gelaufenen und bisher in nicht annähernder Härte verfolgten Bauernproteste lässt sich dieser "Tatbestand" überhaupt nicht mehr rechtfertigen. Friedlicher Protest, der niemanden gefährdet, ist essentieller Bestandteil der Zivilkultur - und mag er noch so unbequem sein.
Was ist denn mit den ganzen Clans aus Berlin und dem Umland, die seit Jahren die Gesellschaft deutschlandweit massiv schädigen, den Glauben in den Rechtsstaat erodieren und bis heute nicht nachhaltig verfolgt werden? Hier wäre es angebracht, "kriminelle Vereinigungen" zu verfolgen. Aber doch nicht, weil Menschen für den Erhalt einer lebenswerten Zukunft unter Erbringung grosser, individueller Opfer ohne jeden Eigennutz für alle eintreten.
Denise Gorgas ich bin zutiefst erschüttert und besorgt: während Rechtsradikale ihre Meinung lautstark äussern, einschüchtern und drohen, unsere Demokratie zu zerstören, während Bauern mit Straßensperren für den Erhalt von Subventionen demonstrieren, werden Menschen der „letzten Generation“ die sich mit ernsthafter Sorge für unseren Planeten einsetzen, ja für einige unbequem sind, weil sie auf traurige Wahrheiten hinweisen, kriminalisiert. Ich verstehe diese Ungleichbehandlung nicht. Ich bin tief entsetzt und habe so ein Vorgehen in Deutschland nicht mehr für möglich gehalten. Die Proteste sind friedlich. Gewaltfrei, nicht bequem aber notwendig und das was angeprangert wird basiert auf Wissenschaft. Unsere Regierung selbst verstößt gegen Gesetze. Und darauf muss aufmerksam gemacht werden.
In meinen Augen ist der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen die sogenannte "Letzte Generation" haltlos und und entspricht eher dem surrealen Versuch, im Sinne einer Täter-Opfer-Umkehr, Ergebnisse der Wissenschaft zu kriminalisieren.
Der Anklage darf nicht stattgegeben werden.