Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Matthias Langkau Es ist ein Unding, das die kritische Jugend kriminalisiert wird, weil es der Gesellschaft nicht gefällt. Man sollte doch lieber gerichtlich gegen sogenannte demokratische Parteien vorgehen, die so deutlich Verfassungs- und Demokratie feindlich sind , wie die AFD.
Lass die Jugend demonstrieren.
Werner Müller Tierarzt mit Besorgnis habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Staatsanwaltschaft Neuruppin Anklage gegen vier Mitglieder der Gruppe “Letzte Generation” wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung erhoben hat. Ich möchte meine tiefe Besorgnis über diese Entwicklung ausdrücken und auf die Bedeutung des Schutzes unserer elementaren demokratischen Rechte hinweisen, insbesondere auf die Meinungsfreiheit und das Recht auf friedlichen Protest.

Diese Rechte sind das Fundament unserer Demokratie und ermöglichen es Bürgern, auf Missstände aufmerksam zu machen und notwendige gesellschaftliche Diskussionen anzustoßen. Die Kriminalisierung von Aktivismus und friedlichem Engagement bedroht diese Grundrechte und kann eine abschreckende Wirkung auf den demokratischen Diskurs haben.

Während es unerlässlich ist, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten, ist es ebenso wichtig, dass der Staat in seiner Reaktion auf Proteste und zivilgesellschaftliches Engagement verhältnismäßig agiert. Die Einstufung einer Gruppe, die sich für den Klimaschutz einsetzt und auf drängende Umweltprobleme aufmerksam macht, als kriminelle Vereinigung scheint ein solches Maß an Verhältnismäßigkeit zu überschreiten.

Ich appelliere an alle Beteiligten, in dieser Angelegenheit einen ausgewogenen und gerechten Ansatz zu verfolgen, der die Wahrung unserer demokratischen Prinzipien und Freiheiten in den Vordergrund stellt. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir einen Raum für offene und konstruktive Diskurse bewahren, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Thomas Enzner Ich halte den§129 StGB für verfassungswidrig. Wenn mehr als einer eine andere Meinung hat ist der Ermessensspielraum für die Einordnung als "Kriminelle Vereinigung" groß. Ich stehe hinter der Formulierung im Rahmenbeschluss der Europäischen Union.
Daniel Ochterbeck ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Menschen, die sich unter größter Aufopferung eigener Zeit, Energie, und auch eigener finanzieller Mittel (da Sie stets mit Gesicht und Namen zu den Taten stehen und die (häufig überzogenen Geld- oder sogar Haft-)Strafen für den Erhalt einer Zukunft für UNS ALLE (also auch mich und Sie, ihre Kinder, Enkel, die Politiker die sie kritisieren etc.) einsetzen, wollen Sie als kriminelle Vereinigung einstufen?
Also als eine Vereinigung deren ZWECK es sei Straftaten zu begehen?
Menschen in der "Letzte Generation vor den Kipppunkten" (im Folgenden LG) begehen Straftaten. Einige Aktionen finde ich unangebracht, andere wiederum im Angesicht der Tatsache, dass wir uns in der EXTENZIELLEN Krise befinden als LEIDER wohl ABSOLUT NOTWENDIG. Die Regierung bricht Jahr um Jahr das Grundgesetz, Artikel 20A:

"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen."
Und an das Klimaschutzgesetz von 2021 wird sich auch in Teilen der Regierung konsequent NICHT gehalten. Es mangelt nicht an Zahlen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die darlegen, dass es bei derzeitigem Kurs für zukünftige Generationen eine sehr ungemütliche Welt wird - 2070 sind bei derzeitiger Entwicklung 20 % der Landfläche Todeszonen (heute 1 %) in denen für den menschlichen Organismus das Leben nicht möglich ist.
Das ist nicht in Deutschland - richtig. Aber erstetns haben die Menschen, die jetzt dort leben haben ein Recht darauf (nach den Menschenrechten - die ja schon jetzt missachtet werden) woanders zu leben, wo ein Leben möglich ist. Und Deutschland und ganz Europa schotten sich immer weiter ab. Der Begriff "Fluchtursachen bekämpfen" fällt immer wieder mal - umgesetzt wird dazu wenig. Der Klimawandel ist schon jetzt eine der Hauptursachen für Flucht und Migration und wird in seiner Bedeutung immer weiter zunehmen. Auch als Ursache für Krisen und Konflikte, die wiederum Flucht verursachen.
Und zweitens: Ihnen wird das Ahrtal sicher noch ein Begriff sein? (Wahrscheinlich auch ein Grund, warum nun Olaf Scholz und nicht Armin Laschet Kanzler ist - aber die Werbung als "Klima-Kanzler" war wohl ziemliche Wähler*innen-Täuschung [in Brandenburg ist das Gendern ja noch nicht verboten, richtig?]). Oder Überflutungen sämtlicher deutscher Städte in 2023 (u.a. Kassel, Braunschweig)? Hitzesommer mit Hitzetoten, Dürren, unter denen auch die Landwirtschaft und damit auch die Nahrungsmittelproduktion leidet. Die Wetterextreme werden häufiger, landwirtschaftlicher Anbau und damit unsere Nahrungsmittelversorgung leiden unter Dürren, Hagel, Überflutungen und die Anpassungsmöglichkeit ist durch die schwierige langfristige Vorhersage solcher Wetterextreme leider nur eingeschränkt möglich.
Es geht hier nicht um Luxusprobleme - es geht um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einschließlich der Demokratie.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, aber da die Regierung ihrer Verantwortung nicht nachkommt, sind DAS die Gründe für die Proteste, Aktionen und das Sich-Zusammenschließen - der Zweck die Regierung endlich zum Handeln zu bewegen um die Klimakatastrophe in ihrem Ausmaß abzuschwächen und die Demokratie zu schützen.

Bei einem der Vorträge der "Letzten Generation vor den Kipppunkten" erfahren Sie noch viel mehr zu den Hintergründen und Motiven der Taten im zivilen Ungehorsam, wenn Ihnen die Infos in den Stellungnahmen noch nicht genügen. Online geht es aber auch, immer donnerstags 18 Uhr: https://letztegeneration.org/

Der Regierung würde ich auch nicht vorwerfen, dass der ZWECK auf die Begehung von Straftaten gerichtet ist. Straftaten, Ordnungswidrigkeiten oder Arbeitsverweigerung begehen dort einige Vertreter trotzdem und sollten hierfür geradestehen.

Abgesehen davon: es gibt leider viele rechte Gruppierungen und mafiöse Strukturen, die Menschen mit dem Leben drohen oder es ihnen sogar nehmen, den Staat nicht anerkennen, planen ihn umzustürzen und Staatsbeamten drohen, sodass diese sich nicht trauen können Missstände anzuprangern. Und trotzdem geht der Staat gegen viele dieser nicht vor. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn der Staat seine begrenzten zeitlichen und finanziellen Kapazitäten darauf verwenden würde, Strukturen zu verfolgen, die Menschenleben gefährden anstatt solche, die sich für eine Zukunft mit einem Leben in Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen.

Es stimmt, die Begrenzung des Begriffs der "kriminellen Vereinigung", wie die EU ihn formuliert hat würde die Sache noch einfacher machen. Schließlich ist es wohl ziemlich eindeutig, dass sich Menschen, die in der LG aktiv sind - die fünf Menschen, gegen die ggf. Anklage erhoben werden soll sowie alle anderen durch die Aktionen und die Vereinigung KEINEN "finanziellen oder sonstigen materiellen Vorteil [...] verschaffen". (Abgesehen von einem zukünftigen Vorteil ggf. noch in einer demokratischen Ordnung leben zu können, genügend Essen zu haben, sich nicht permanent vor der nächsten menschengemachten "Natur"Katastrophe zu fürchten. - Allerdings nicht gegenüber anderen Menschen, sondern gegenüber der Situation, die existieren wird, wenn nicht viele Menschen auf unterschiedliche Arten und Weisen sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen [würden].)

Dass es sich aber um einen politisch motivierten Prozess handelt macht vor allem die Diskrepanz zwischen Reaktionen auf die friedlichen, altruistisch motivierten Klimaproteste der LG gegenüber jener auf die nicht gewaltlosen und in Teilen sogar sehr gewaltvollen „Bauern-Proteste“ (die mindestens in Teilen von rechten Gruppen unterwandert wurden) deutlich. Prompte Reaktion und Zugeständnisse der Politik, in vielen Fällen wurden bei den Protesten von der Polizei noch nicht mal Personalien aufgenommen. Trotz Bedrohungen und Umsturzaufrufen.

Mir macht es wirklich Sorgen, dass die Entwicklung in Deutschland, unliebsamen Protest zu delegitimieren und mundtot zu machen diese Entwicklung eingeschlagen hat. Die Zustände in vielen anderen Ländern, was den Umgang mit Protest oder Meinungsäußerungen angeht, der Überzeugungen innerhalb der Regierungen entgegen steht verurteilen die meisten von uns und häufiger auch die Regierung (Israel, Iran, Russland um ein paar kürzlich immer wieder in den Medien vertretene Beispiele zu nennen). Und da sind all die Menschen, die Stellungnahmen verfassen nicht alleine, die UN hat sich bspw. ebenfalls besorgt geäußert um die Entwicklung in Deutschland mit Klimaaktivisten umzugehen um Protest mundtot zu machen.