Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Kristin Springorum
mein Name ist Kristin Springorum. Ich bin 53 Jahre alt, Lehrerin in einer weiterführenden Schule und die Mutter dreier wunderbarer Kinder. 
Ich bin sehr froh, dass ich mich in der Vergangenheit immer mit den Regeln und Gesetzen unseres Rechtsstaates und unserer Demokratie identifizieren konnte. Ich war in der Vergangenheit immer sicher, dass alle Regeln und Gesetze zum Wohle aller Menschen (in unserem Staat) umgesetzt werden. 
Vor diesem Hintergrund bin ich nachhaltig von der Härte schockiert, mit der der deutsche Staat gegen Umweltaktivisten (hier nenne ich ganz bewusst die Umweltaktivisten der Letzten Generation) vorgeht. Ich finde das Vorgehen, die Anklagen und die teilweise bereits verhängten Strafen absolut unverhältnismäßig!
Im Angesicht der sich immer deutlicher abzeichnenden Klimakatastrophe, die in vielen Teilen der Erde bereits lebensbedrohliche Ausmaße angenommen hat und die ein Leben in vielen Regionen der Welt bereits UNMÖGLICH macht, bitte ich darum, dass Sie als Vertreter meiner Bundesrepublik Deutschland vor allem ZUHÖREN, wenn die von Ihnen angeklagten Aktivisten der Letzten Generation ihre Beweggründe für ihre Aktionen vortragen. 
Sie haben Menschen vor sich, die über ein hohes Maß an Gerechtigkeitsempfinden, an (GLOBALEM) Verantwortungsbewußtsein sowie über eine hohe Empathiefähigkeit verfügen. Die Umweltaktivisten der Letzten Generation haben jeglicher körperlicher Gewalt abgeschworen. Aber sie  sind bereit, sich für die Belange anderer EINZUSETZEN. Anschließend übernehmen sie für ihre Aktionen auch noch die Verantwortung. 
Niemand der Aktivisten, die Sie anklagen, hat die Aktionen begangen, um sich zu bereichern oder um einen persönlichen Vorteil zu erlangen. Im Gegenteil!!! Sie klagen aktuell Menschen an, die auch in Ihrem Privatleben bereits große Einschränkungen auf sich nehmen, um ihrem Gewissen zu folgen.
Ich bewundere diese Menschen für Ihre Gradlinigkeit, ihren Mut und ihre Entschlossenheit!
Ich bin der letzten Generation für ihr Engagement und ihr Wachrütteln dankbar und schäme mich oft, dass ich meinen Aktivismus auf das Schreiben von Briefen und den Versuch der Aufklärung beschränke. 
In einer Schulkasse wäre ich froh, wenn ich Schülerinnen hätte, die ähnlich selbstlos und engagiert versuchen würden, Missstände aufzudecken und Änderungen anzustoßen. Solche Schüler würden vermutlich mit Preisen zur Zivilcourage und für ihr Engagement für andere geehrt werden...
Mir ist bewusst, dass Sachbeschädigungen und Nötigung nach unserem Gesetz Straftaten darstellen und in der Regel zu Recht bestraft werden müssen.
Aber ich denke auch, dass die Gesetze, die Sie als Anwaltschaft Ihrer Anklage zugrunde legen, in diesem Fall an die jeweiligen Umstände angepasst werden müssen. Die Aktivisten der Letzten Generation begehen die Aktionen, die ihnen als Straftaten zur Last gelegt werden, um auf die Gefahr der Klimakatastrophe aufmerksam zu machen, auf die wir zusteuern. 
Wie kann es sein, dass die Menschen, die vor einer Katastrophe WARNEN und versuchen, die Politik zum Handeln zu bewegen, angeklagt werden, während die VERURSACHER der Katastrophe weiterhin ihr Unwesen treiben und von den Gesetzen unseren Rechtsstaates geschützt werden.  
Ich bitte Sie, dass Sie in der kommenden Verhandlung zuhören, offen für die Argumente der Aktivisten sind und dass Sie nicht nur einem starren Gesetzestext sondern vor allem Ihren Gewissen folgen.  
So wünsche ich uns allen, dass in Neuruppin (auch in meinem Namen als Staatsbürgerin Deutschlands) Urteile gefällt werden, die wirklich zum Wohle der Menschen / der Menschheit sind.
Anna Engelmayer-Grünberg Wenn die letzte Generation eine kriminelle Vereinigung ist, dann gilt das mindestens genauso für die AfD.
Ich fordere Sie hiermit auf, gegen die AfD ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.
Juliane Schwertner Die Kriminalisierung von Klimaaktivist*innen, die sich dem größten menschlichen Problem unserer Zeit entgegen stellen, ist auch in Deutschland schon lange ein Unding. Über Protestformen lässt sich streiten und es sind längst rechtliche Konsequenzen von Aktivist*innen der Letzten Generation und vielen weiteren getragen worden. Aber gerade Proteste an den Stellen der Verursachung der Klimakatastrophe, bei Großkonzernen fossiler Energien, in diesem Fall gegen die Ölindustrie gerichtet, sind gesellschaftlich weitreichend als legitim angesehen. Außerdem sind sie ein Kernelement gesunder Demokratien. Und ein solcher Protest soll nun von einer "kriminellen Vereinigung" "verübt" worden sein. Das ist nicht nur in meinen Augen eine groteske Täter-Opfer-Umkehr, mit der das Recht auf Leben junger und zukünftiger Generationen verhöhnt wird. Diese scharfe Kriminalisierung der Klimaproteste bedroht unsere Demokratie, wie Polizeiforscherin Hannah Espín Grau, festgestellt hat, da Menschen mit Kritik systematisch eingeschüchtert und ihr legitimer Protest unterdrückt wird. Ich bin entsetzt über das Vorgehen Ihrer Justiz. Ich bin erschüttert aufgrund der Ignoranz, mit dem dem verzweifelten Versuch, sich gegen die fossile Zerstörung aufzulehnen, begegnet wird. Ich unterstütze die Letzte Generation vollkommen - jetzt erst recht.
Alexander Birkel Die Letze Generation ist keine kriminelle Vereinigung, sondern ein Zusammenschluss von Aktivist*innen, um dem menschengemachten Klimawandel Einhalt zu gebieten. Eine Anklage käme einem Angriff auf die Demokratie gleich.