Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Heiko Göllner | als Bürger aus der Mitte der Gesellschaft möchte ich, Heiko Göllner, meine Perspektive zu den aktuellen Ermittlungen gegen die Gruppe "Letzte Generation" und die Diskussion um deren mögliche Einstufung als kriminelle Vereinigung darlegen. Als weißer, männlicher Bürger ohne Parteizugehörigkeit, der tief im beruflichen und sozialen Leben verankert ist, fühle ich mich verantwortlich, meine Stimme in dieser wichtigen Angelegenheit zu erheben. Die Aktionen der "Letzten Generation", die von einigen als kontrovers angesehen werden mögen, sind im Kontext des zivilen Ungehorsams zu betrachten. Ihr Hauptanliegen ist der Klimaschutz und die Bewusstseinsschärfung für Umweltfragen, nicht die Begehung von Straftaten. Dies unterstreicht, dass ihr Engagement in der Gesellschaft nicht nur toleriert, sondern als Teil einer größeren, notwendigen Bewegung angesehen wird. Das Bundesverfassungsgericht hat im April 2021 in einem bahnbrechenden Urteil die Rechte junger und zukünftiger Generationen auf Klimaschutz gestärkt und festgestellt, dass die bisherigen Maßnahmen des Klimaschutzgesetzes die Freiheitsrechte verletzen, indem sie nach 2030 keine ausreichenden Regelungen treffen. Dies bestätigt die Bedeutung des Engagements für den Klimaschutz und unterstreicht, dass die Anliegen der "Letzten Generation" auf einem soliden rechtlichen Fundament stehen. In einem weiteren Anliegen möchte ich meine Bedenken bezüglich der unterschiedlichen Maßstäbe äußern, die bei der Bewertung von Protestaktionen in unserer Gesellschaft angewendet werden, insbesondere im Vergleich der "Letzten Generation" zu den Bauernprotesten. Diese Proteste, die sich gegen politische Maßnahmen und Entscheidungen richten, haben ebenfalls erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Teilweise wurden Aktionen durchgeführt, die zu Verkehrsbehinderungen und in einigen Fällen zu Unfällen mit Verletzten führten. Während die "Letzte Generation" für ihre Aktionen des Protests und zivilen Ungehorsams kritisiert und sogar strafrechtlich verfolgt wird, scheint ähnlich disruptives Verhalten bei den Bauernprotesten nicht dieselbe rechtliche und öffentliche Bewertung zu erfahren. Es wirft Fragen auf, warum zwei Protestbewegungen, die jeweils auf ihre Weise auf Missstände aufmerksam machen wollen, unterschiedlich behandelt werden. Ein gleichmäßigeres Vorgehen würde nicht nur die Gerechtigkeit innerhalb unserer Rechtsprechung stärken, sondern auch ein wichtiges Signal an die Gesellschaft senden, dass alle Anliegen gehört und gleich bewertet werden. Ich bitte Sie, diese Perspektive in Ihre Überlegungen miteinzubeziehen und ein ausgewogeneres Vorgehen bei der Bewertung von Protestaktionen zu fördern, das die grundlegenden demokratischen Werte und das Recht auf freie Meinungsäußerung respektiert. |
Marina Orywahl | Die Mitglieder der letzten Generation wollen sich weder einen finanziellen noch indirekten materiellen Vorteil verschaffen. Es handelt sich um Menschen, die ihre Frei/h/zeit, Unversehrtheit und eigenen Mittel dafür einsetzen, uns als Menschheit vor der Selbstzerdtörung zu warnen und bewahren. Alle weiteren demokratischen Mittel haben bisher versagt. |
nur für die StA sichtbar | Sich zusammen zu tun, um die größte Bedrohung der Menschheit und unseres Planeten in den Fokus der Medien zu bringen und die Menschen wach zu rütteln, fällt auch dann nicht unter Par. 129, Abs. 1, wenn sich dafür der Methoden des zivilen Widerstands bedient wird. Die Aktivist*innen haben sich dadurch weder Vorteile verschafft noch sich bereichert. Im Gegenteil haben sie große Nachteile in Kauf genommen, um sich so engagiert für den Klimaschutz, der auch zum Schutz des Gemeinwohls gehört, einzusetzen. Sich für diese Zwecke zusammen zu schließen, kann nicht strafbar sein. Ansonsten ist zivilgesellschaftliches Engagement insgesamt gefährdet, und das wäre sehr schlecht für unsere Demokratie. |
Sebastian Ansorge | Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder. Die Bundesregierung hält sich derzeit nicht an selbst per Gesetz gesteckten Klimaverbesserungsziele, sieht sich derzeit mit einer Klage deshalb konfrontiert. Junge Menschen machen darauf aufmerksam und übernehmen vermutlich große Verantwortung dafür, dieses lebenswichtige Thema auf der Agenda der Tagespolitik zu halten. Sie sprechen sich, im tätig zu werden, ab. Sie deshalb wie eine terroristische Vereinigung zu behandeln widerspricht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in stärker Form. Die Temperaturen auf der Erde steigen, vielleicht haben auch Sie Verwandte, die unter den zunehmend heißen Dommern leiden. In anderen Erdteilen sterben Menschen deshalb. Von daher mache ich von meinem Recht des Vortrags gebrauch und ersuche Sie darum, diesen ernsthaft zu berücksichtigen und das Folgende mit einzubeziehen: Die großen Ölkonzerne wie Shell, Exxon Mobil und Total betreiben nachweislich seit Jahrzehnten Desinformationskampagnen zu den Ursachen und Folgen der Erderwärmung. Sie geben Millionen in der Politik aus, um weiterhin Kohle, Öl und Gas verbrennen zu können, ohne für die Folgekosten einstehen zu müssen. Diese wälzen Sie auf die Gesellschaft ab und werden von der Mehrheit der Menschen getragen. Dagegen richtet sich der Protest der Letzten Generation, u.a. der an fossiler Infrastruktur. |