Es sind bereits
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Stellungnahmen eingegangen. Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:
Name Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft
Dr. Leonardo Jost Die Kriminalisierung der Klimagerechtigkeitsbewegungen ist ein fatales Zeichen. Es widerspricht unseren demokratischen, wissenschaftlichen und moralischen Grundsätzen. Um es kurz zu fassen zitiere ich lediglich aus dem aktuellen Positionspapier des UN-Sonderberichterstatters (s. Pressemitteilung unter https://unece.org/climate-change/press/un-special-rapporteur-environmental-defenders-under-aarhus-convention-releases und S. 21 im Bericht https://unece.org/sites/default/files/2024-02/UNSR_EnvDefenders_Aarhus_Position_Paper_Civil_Disobedience_EN.pdf):

4. In terms of law enforcement: States must comply with their international obligations related to freedom of expression, peaceful assembly and association in their response to environmental protest and civil disobedience and immediately cease the use of measures designed for counterterrorism and organized crime against environmental defenders.
nur für die StA sichtbar ich finde die Ermittlungen sollten umgehend eingestellt werden. Anscheinend sind wir als Gesellschaft noch nicht wirklich weiter gekommen, wenn wir immer noch Menschen kriminalisieren, die sich gewaltfrei für soziale Gerechtigkeit und für ein lebenswertes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten einsetzen. Das wofür sie zivilen Widerstand leisten, ist die Forderung nach Umsetzung des geltendes Rechts. Anstatt juristische Härte gegen diese Menschen zu demonstrieren, braucht es eine Justiz, die das geltende Recht umsetzt und gegen die Menschen ermittelt, die das mit aller Macht verhindern.
Roman Dechler Ich halte mich kurz. Möchte aber meiner Betroffenheit und Empörung Ausdruck verleihen. Menschen, die sich für die Zukunft aller einsetzen im Gegensatz zu aktuell regierenden Parteien und Großkonzernen, als kriminelle Vereinigung darzustellen widerspricht jeder menschlichen Intuition und jeder Logik.
Bei genauerer Betrachtung wird sofort klar, welche Parteien zu unrecht nicht belangt werden und dass diese weiterhin die Möglichkeit nutzen, jetztigen und zukünftigen Generationen zu schaden.
Menschen dafür zu kriminalisieren, dass sie diesen Missstand aufzeigen ist ein Armutszeugnis für die Demokratie, die Menschheit und gefährdet aktiv das Fortbestehen unserer Gesellschaft.
Janka Vogel Die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung, sondern eine Klimaschutzgruppe, die mit unkonventionellen, aber absolut gewaltfreien Aktionen versucht, die Aufmerksamkeit auf die Klimakatastrophe zu lenken.
Die Nachrichten sind voll von Kriegen, Krisen und Katastrophen. Dabei rutscht die Klimakrise zunehmend aus dem Fokus. Doch wir dürfen uns nicht täuschen lassen: Der Januar 2024 war der wärmste Januar seit Beginn der Aufzeichnungen und damit der achte Monat in Folge, der für den jeweiligen Monat des Jahres der wärmste in den Aufzeichnungen ist. Die globale Durchschnittstemperatur der letzten zwölf Monate ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,52 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt von 1850-1900.
Die Europäische Umweltagentur hat erst kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der uns alle aufschrecken sollte. Laut der Europäischen Umweltagentur ist Europa der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er Jahren verlief die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Es müssen dringende und zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um sich auf "katastrophale" Folgen des Klimawandels vorzubereiten.
"Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen. Hunderttausende von Menschen werden durch Hitzewellen sterben“, schreiben die Experten.
Die auf uns zukommende Klimakatastrophe hat erdgeschichtliche Ausmaße. Die Menschheit stand noch nie in ihrer Geschichte vor einer derartigen, den gesamten Planeten betreffenden Herausforderung.
Doch anstatt sich dieser Herausforderung zu stellen, wird gegen Klimaschutz-Gruppen, die diese Katastrophe verhindern wollen, gerichtlich vorgegangen.
Ich teile mit der Letzten Generation das Ziel, unsere Lebensgrundlagen zu bewahren, konsequent und schnellstmöglich das fossile Zeitalter zu beenden und umsteuern, hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Ich will, dass nicht nur meine Generation, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder ein gutes Leben führen können.
Straßenblockaden erzeugen kein Klima der Angst, wie es bei kriminellen Banden der Fall wäre. Bilderrahmen mit Brei oder Farbe zu beschmutzen sind keine erheblichen Straftaten. Ich finde es völlig abwegig, aus solchen symbolischen Störaktionen eine erhebliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu konstruieren. Das höchste deutsche Gericht in Strafsachen, der Bundesgerichtshof BGH, gibt eine Erheblichkeitsschwelle für Ermittlungen wegen einer kriminellen Vereinigung vor. Diese Grundsätze der Rechtsprechung dürfen Sie nicht missachten und unerhebliche Störaktionen mit organisierter Kriminalität gleichsetzen.
Mein Eindruck: Die Strafverfahren wegen Bildung einer angeblich kriminellen Vereinigung sind politisch motiviert. Schließlich stören auch andere immer wieder den Verkehr und werden nicht mit solchen Verfahren überzogen, z. B. führten die Traktorproteste aus der Landwirtschaft nicht zu Verfahren gegen Bauernvereinigungen.
Ich habe den Eindruck, dass die Ermittlungen geführt werden, obwohl eigentlich klar ist, dass eine Verurteilung extrem unwahrscheinlich ist, weil das drastische Ermittlungen wie z. B. Abhören und Hausdurchsuchungen möglich macht. Das wirkt auf mich wie eine Maßnahme, um Aktive von ihrem Einsatz für den Schutz unserer Lebensgrundlagen abzuhalten und andere von entsprechendem Engagement abzuschrecken.
Auch wenn die Mittel der Letzten Generation nicht meine eigenen sind: Das ist auf keinen Fall organisierte Kriminalität wie von gewalttätigen Banden.
Sogar UN-Sonderberichterstatter Michel Forst warnt eindringlich vor einer Kriminalisierung von klimaaktivistisch engagierten Menschen, die er als "environmental defenders" bezeichnet. Er schließt dabei ausdrücklich Menschen ein, die zivilen Ungehorsam als Methode wählen.
Stellen Sie das Verfahren ein!