Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
---|---|
Luna Reimer | Die Letzte Generation als eine kriminelle Vereinigung anzuklagen ist eine Anklage der aktiven Zivilgesellschaft. Ist eine Anklage aller, die sich für eine bessere Zukunft einsetzten. Die Letzte Generation hat als Ziel eine gerechtere, klimafreundliche Zukunft für alle Menschen. Sie verfolgt keine eigennützigen Gedanken, sondern ist eine Bewegung des Aufstehens gegen eine Zerstörung die zum System geworden ist. Ein System, dass die Zerstörung von Lebensgrundlagen legal und attraktiv macht und die Hoffnung auf Veränderung kriminalisiert. Ich bitte Sie inständig, diese Zeilen nicht nur als Jurist oder Juristin zu lesen, sondern auch als Mitmensch, als Mitbürger*in einer Gesellschaft die so viel besser sein könnte, angesichts der Katastrophen besser werden muss. Wir brauchen Menschen, die Träumen, die eine Vision haben, wie wir als Gesellschaft gerechter, solidarischer und stärker werden können. Das die Veränderung nicht immer im Rahmen des geltenden Rechts angestrebt werden kann, ist an der Geschichte zu sehen. Ich bin eine junge Frau. Mein Recht zu wählen, mein Recht ein Bankkonto zu eröffnen, mein Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch. Ich kann mein Leben nur Leben wie ich es tue, weil mutige Menschen in der Vergangenheit geltendes Recht gebrochen, ausgedehnt, überschritten haben um eine bessere Zukunft für alle zu erkämpfen. Eine bessere Zukunft für mich. Nichts weniger wollen die Menschen die Sie anzuklagen gedenken. Ihre Anklage ist eine Anklage Zivilen Ungehorsams. Eine Anklage an Menschen, die ihre Verantwortung in der Demokratie wahrnehmen, nicht wegsehen, sondern diese Demokratie wehrhaft machen. Wir brauchen diese wehrhafte Demokratie. Angesichts der Klimakrise die unser Zusammenleben komplett umkrempeln wird. Angesichts des Faschismus, der sich durch die Unsicherheit unser Zeit ausbreitet, wie Bakterien auf Nährboden. Wir brauchen eine aktive Zivilgesellschaft - also sehen Sie von der Anklage ab! |
Lina Johnsen | Wenn eine Badewanne am überlaufen ist dann fängt man nicht zuerst an das Wasser abzuschöpfen sondern man dreht erstmal mal den Hahn ab. In diesem Fall stehen ihnen hier Menschen gegenüber die versuchen das anzustoßen was notwendig und absolut überfällig ist. Dafür, dass nicht weiter Lebensgrundlagen zerstört werden und Menschen sterben. Das ist was gerade passiert. Und zwar überall. Menschen sterben! Warum also wird überlegt diejenigen anzuklagen, die die Drastik verstanden haben, diejenigen die für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit, und für den Erhalt unserer Demokratie sind? Warum müssen sich Menschen dafür rechtfertigen für Notwer? Warum sind nicht diejenigen angehalten sich zu rechtfertigen, die am zerstörerischen Kurs festhalten und billigend das Leid vieler Menschen hinnehmen für den Profit einiger weniger? Es wird sich eh alles verändern, die Frage ist ob wir uns bemühen wollen die Veränderungen sozial gerecht zu gestalten mit der Wahrung der Würde jedes Menschen, der Wahrung der Gleichheit. |
Anja Deil-Nilsson | ich bitte Sie davon abzusehen, die AktivistInnen der Letzten Generation als Mitglieder einer kriminellen Vereinigung einzuordnen. Ich bin 62 Jahre alt und war seit 20 Jahren als Sozialpädagogin in der Sek.1 einer Schule tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit war, außer Lerninhalte zu vermitteln, ein Ziel, junge Menschen zu verantwortungsbewussten mit Rückgrat zu erziehen. Ein großer und außerordentlich wichtiger Bereich in jedem Jahrgang bestand aus der Auseinandersetzung mit der unrühmlichen deutschen Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus. Stundenlang haben wir mit unseren SchülerInnen über diese Zeit, über Verantwortung, Nächstenliebe, Selbstlosigkeit, gesundem Menschenverstand, Zivilcourage und dem Mut dafür einzustehen diskutiert. Die AktivistInnen, die nun von ihnen angeklagt werden, zeigen mir, dass unser aller Bemühungen Früchte getragen haben. Diese Menschen machen mich stolz und beschämen mich andererseits, weil ich zu bequem bin, aktiv tätig zu werden. Diese Menschen haben, meiner Meinung nach, jedes Recht der Welt, für ihre zukünftige Welt zu protestieren. Protest , der nicht ungehört untergehen soll, darf laut und unbequem sein. Das ist gelebte Demokratie und verkörpert das Ansinnen, für die Werte unserer zukünftigen Gesellschaft einzustehen. Ich bitte Sie, dies zu berücksichtigen. |
Dr. Thomas Eversberg (Astrophysiker) | Hiermit möchte ich gegen das von Ihnen angestrebte Verfahren in aller Form protestieren. Rechtssprechung folgt auch dem gesunden Menschenverstand. Verfahren gegen junge Demokraten, die die Öffentlichkeit mittels gewaltlosem Widerstand aufrütteln sind weder angezeigt, noch moralisch legitim. Die Geschichte hat gezeigt, dass Rechtswissenschaften immer im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Rechtsempfinden und begründetem Protest schwingen. Mit einem Verfahren würde dieses Spannungsfeld höchst einseitig belastet. Ich fordere Sie auf das Verfahren fallen zu lassen. |