Es sind bereits
2162
Stellungnahmen eingegangen.
Bei einigen haben uns die Autor:innen erlaubt, sie hier zu veröffentlichen:Name | Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft |
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Dr. Wolfgang Fischer | Das Verfahren wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" (§129 StGB) gegen Mirjam Herrmann, Henning Jeschke, Lukas Popp, Edmund Schulz und Jakob Beyer macht mich als Bürger, der glaubt, in einem Rechtsstaat zu leben, fassungslos. Haben sich in diesem Fall doch junge Menschen, die meine Enkel sein könnten, mutig und engagiert für das Gemeinwohl und die Zukunft unseres Planeten eingesetzt! Sie haben darauf vertraut, dass ihr Tun unter dem besonderen Schutz der Art. 9 und 8 GG steht, welche die Grundrechte auf Vereinigungsfreiheit und Versammlungsfreiheit garantieren. Ich appelliere daher an die Staatsanwaltschaft Neuruppin, von einer Anklage gegen die genannten Personen abzusehen. Sollte es zu einem Strafverfahren oder gar einer Verurteilung kommen, würde dies dem Ansehen Deutschlands schaden und junge Menschen in unserem Land künfig davon abhalten, sich für die Lösung wichtiger Zukunftsfragen selbstlos zu engagieren. |
Doris Agnes Velden | Ohne zivilen Ungehorsam würden wir heute noch an Ablassbriefe glauben. Auf der Podiumsdiskussion der juristischen Fakultät Hannover zum Brief von Belit Onay wurde klar dargelegt, dass die Letzte Generation zwar auf einen Erklärungsnotstand hin steuere, aber ansonsten alle Kriterien für zivien Ungehorsam erfülle. Ich durfte viele der wunderbaren Menschen kennenlernen, die sich zutiefst friedlich für unsere Zukunft einsetzen. Mir persönlich war es nicht möglich an den Protesten teilzunehmen, denn es liegt jenseits der Grenzen meiner Friedfertigkeit, zuzulassen, dass Menschen an den Haaren von der Straße gezogen werden. Den Menschen der Letzten Generation gebührt meine volle Hochachtung für Ihren Mut und Ihr Engagement. Auf besagter Podiumsdiskussion wurde auch dargelegt, dass die Kriminalisierung der Letzten Generation ein Vorbote für eine autokratische Machtübernahme seie. Nun möchte die Staatsanwaltschaft Neuruppin der Wegbereiter für eben diese Abwendung von unserer demokratischen Ordnung sein. Das ist beunruhigend. Aber so wie Judas am Ende doch nichts gegen Jesus ausrichten konnte, so werden wir auch den Klimawandel weder durch eine Verurteilung der LG noch durch Wirtschaftswachstum verhindern können. Die Anklage gegen die Letzte Generation halte ich für grundlegend falsch und eine Verschwendung von Steuermitteln. Ich werde LobbyControle bitten genauestens zu prüfen, ob und welche wirtschaftlichen Verflechtungen die Staatsanwaltschaft bewogen haben, diese Anklage zu führen. Daran werden auch antidemokratische Einschüchterungsversuche nichts ändern. Es sind schon Menschen für weniger gekreuzigt worden. |
nur für die StA sichtbar | Hiermit möchte ich gerne zu der Frage, ob die "Letzte Generation vor den Kipppunkten" und weitere aktivistische Gruppen eine kriminelle Vereinigung bilden, Stellung beziehen. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gibt uns das Recht laut Artikel 20 GG erlaubt. Absatz 4 gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, Widerstand zu leisten, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Gemeint ist die Ordnung der parlamentarischen Demokratie, des sozialen und föderalen Rechtsstaates. Diese Ordnung ist durch die zunehmende Klimaerwärmung bedroht. Durch Naturkatastrophen, Ressourcenkämpfe und weitere Krisen gerät die Aufrechterhaltung dieser Ordnung zunehmend in Gefahr. Populismus von rechten und identitären Bewegungen, die unsere Demokratie beseitigen wollen, spielen diese Krisen immer weiter in die Hände. Die Verursacher, wie die großen Energiekonzerne, kommen dabei ungeschoren davon. Es ist längst klar, dass sich Klimaschutz und die Einhaltung des Pariser Abkommens nicht lediglich durch die Umstellung von individuellem Verhalten lösen lässt. Eine einzelne Person kann in Deutschland klimafreundlich leben, in dem man energiesparsam lebt, sich vegan ernährt und nicht fliegt. Sie hat dennoch einen hohen CO2-Fußabdruck, einfach durch die fossile Infrastruktur in Deutschland, die diese Person mit nutzt. In den letzten 20 Jahren wurde von der Lobby für fossile Konzerne der individuelle CO2-Fußabdruck als Lösung gepredigt, um davon abzulenken dass es systemische Veränderungen für wirksamen Klimaschutz braucht. Es braucht einen Umbau der Infrastruktur, sei es bei der Wärmeerzeugung, bei dem ÖPNV oder bei der Kreislaufwirtschaft. Für systemische Veränderungen in unseren Strukturen braucht es politische Entscheidungen, denen unsere Regierung nachkommen muss. Keine andere Instanz kann solche Veränderungen erwirken. Und durch die Untätigkeit der vergangenen Regierungen und der jetzigen Regierung zum Beispiel im Verkehrssektor, macht sich die Bundesregierung ebenso schuldig. Sie kommt ihrer Verpflichtung unsere Lebensgrundlagen zu schützen nach Artikel 20a im Grundgesetzt nicht nach. Welche Möglichkeiten bleiben angesichts dessen den Bürgern und Bürgerinnen in Deutschland? Alle vier Jahre wählen gehen reicht nicht aus, weil die Zeit für die Einhaltung des Pariser Abkommens schwindend gering ist und weil die Regierungen ihrer Verpflichtung nicht nachkommen, wenn sie niemand darauf stößt. Volksentscheide werden von den verantwortlichen Instanzen hingehalten, verzögert, revidiert oder nicht umgesetzt (Beispiel Bebauung des Tempelhofer Feldes oder Autofrei in Berlin). Welche Abhilfe gibt es noch laut Artikel 20 GG wenn die Regierung sich wehrt, wirksamen Klimaschutz umzusetzen und ihren eigenen Verpflichtungen nicht nachkommt? Das Mittel der Letzten Generation ist friedlicher Widerstand. Widerstand ist unbequem, muss unbequem sein, aber nichts an dem Widerstand der Letzten Generation ist kriminell. |
nur für die StA sichtbar | Fridays for Future und die letzte Generation haben viel für unsere Gesellschaft getan. Sie engagieren sich für den Klimaschutz. Es wäre eine Schande sie deswegen zu verurteilen, dass sie sich für etwas Gutes einzusetzen. |